Debauchery - Rockers & War
Bandinfo: DEBAUCHERY
Genre: Hard Rock
Label: AFM Records
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Lineup | Trackliste
Kontinuierlich im Jahresrhythmus beliefern die Baden-Württemberg’sche Death Metal Kapelle DEBAUCHERY ihre immer größer werdenden Fanscharen mit neuen Silberlingen voller Texte und Bilder über Tod, Krieg, Blut, Folter, Schlachten und leicht bekleideten Schönheiten. Sprich: Die allseits bekannten Metal Klischees werden bis zum Overkill ausgereizt. Allein die Entstehungsgeschichte des mittlerweile sechsten Longplayers ist schon interessanter als die bisherige Diskographie zusammen. Man entschied sich die eigenen Fans zu fragen, welchen Stil denn das neue Album haben sollte. Die Idee ist nicht nur sympathisch und umsatzsteigernd angesetzt, viel mehr zeigt sie auf, dass DEBAUCHERY keine Angst davor haben den tief eingewalzten Death-Pfad auch mal zu verlassen. Die Mehrheit der Crowd entschied sich für eine Death Metal/Rock Mischung, wodurch DEBAUCHERY den neuen Output faktisch splitten mussten. Zu meiner großen Überraschung ist das sogar richtig gut gelungen…
Die ersten sechs, „War“ betitelten Death-Metal Tracks wurden zudem von Ex-BELPHEGOR Prügelknecht Tomasz Janiezewski eingetrommelt. Schon der Opener „There Is Only War“ weiß auf allen Linien zu überzeugen, beginnt im Hintergrund mit Maschinengewehrsalven, Explosionen und Luftangriffen. Die Doublebass wird von Herrn Janiezewski fast permanent unter Beschlag genommen und der Groove des Songs kann keinen noch so statischen Metaller vom Bangen abbringen. Eingesetzt werden auch – für DEBAUCHERY ungewohnt – Keyboards, die im Laufe dieses Albums immer wieder als Gewaltauflockerung dienen. „Primordial Annihilator“ erinnert zu Beginn stark an SLAYER’s unübertreffbares Meisterstück „Angel Of Death“ und stößt sich dann in einen Lavafluss voller klirrend schneller Gitarrenriffs und blastend-eruptiven Drumming. Der Thrash-Anteil dieses Songs ist unverkennbar. „Honour And Courage“ beginnt mit einem angenehmen Piano, dass sofort von brutalstem Geprügel und aggressivem Gegrowle in den Hintergrund gedrängt wird. Das Keyboard ist klar hörbar und gibt dem Song eine geschmackvolle melodische Note, die von einer wunderbar gespielten Leadgitarre begleitet wird. Für DEBAUCHERY ist dieser Song eine nicht erwartete Steigerung der eigenen Qualität. „Savage Mortician“ ist ein Riff-/Groovemonster der Extraklasse, welches auf den Livebrettern der Welt wieder einige Köpfe abschrauben wird. Warum DEBAUCHERY früher als 1:1 Imitat von SIX FEET UNDER tituliert wurden, beweist dieser Song am besten. „Killing Ground“ rollt alles und jeden nieder, weist aber keine Besonderheiten auf. Abgeschlossen wird der Death-Metal Teil mit dem atmosphärischen und fast schon an Epik grenzenden „Wolves Of The North“, dass dem gespannten Zuhörer auch Black Metal Teile präsentiert.
Der zweite, „Rockers“ betitelte Teil beginnt mit einer growlenden AC/DC Verbeugung namens „3 Riff Hit“, dass seinem Namen alle Ehre macht und DEBAUCHERY’s offensichtliche Liebe zum Rock hervorkehrt. „New Rock“ ist der stärkste und eingängigste Track der Rockhälfte und könnte auch von den schwedischen BULLET geschrieben worden sein. „Hammer Of The Blood God“ schwimmt etwas zahnlos und mühsam dahin und ist trotz beachtlichem Gitarren-Solo nicht mehr als Durchschnitt. „Demon Lady“ ist AIRBOURNE mit Metal-Vibes. Diese Riffbestie ist nicht besser erklärbar. Den Versuch Brian Johnson vokaltechnisch Paroli zu bieten, kann Thomas ruhigen Gewissens positiv abhaken. Das abschließende „Rocker“ ist für DEBAUCHERY fast zu schön und sauber gehalten und mag nicht so recht zum Rest dieses (Halb)Albums passen.
Den Satz „DEBAUCHERY kannst nur mögen oder hassen“ habe ich schon des Öfteren vernommen, nach dieser mutigen, gut durchdachten und genickbrechenden Scheibe sollten die Zweifler aber weniger werden. Neueste Innovationen oder stilistische Jahrhundertsongs bringen uns die Deutschen nicht ins Haus, wer aber an Party, Bier, Girls oder Wochenende denkt, kommt an dieser Scheibe nicht vorbei. AFM Records tun gut daran, auf die Schwaben achtzugeben, denn ein Deal bei einem wirklich großen Major sollte mit diesem zweigeteilten Monster durchaus realistisch sein. Ich jedenfalls ziehe meinen Hut vor DEBAUCHERY – dieses Album wird noch für längere Zeit die Autofahrt zur Arbeit verkürzen.