Ministry - Adios Putas Madres: Live

Da ist er also nun der (derzeitige) wohl endgültige Abgesang von Al Jourgensen. Nach der im März schon auf CD servierten Live CD „Adios ... Putas Madres“ jetzt auch der visuelle Rückblick auf die C U LaTour des vergangenen Jahres. Alle, die MINISTRY während ihrer weltweiten Abschiedsreise gesehen haben, wissen ohnehin was sie auf den insgesamt 15 Songs erwarten wird. Kurz und schlicht Disc 1: "En Vivo“ betitelt dürfen wir Good Bye sagen zu einer der prägendsten, weil auch eigenständigsten Bands der letzten Dekaden. 100 Minuten lang spult Al Jourgensen samt seiner prominenten Mitstreiter (u.a Tommy Victor bzw. Aaron Rossi von PRONG und Tony Campus [STATIC X] on Bass) sein Programm ab! Der Stahlkäfig oder Zaun oder was auch immer, hinter dem sich die Band während dieser Tournee „versteckte“ lässt die Szenerie noch bedrohlicher wirken und macht das Abschiednehmen noch um einiges schwerer. Das bei MINISTRY seit jeher nicht alles 100%ig live war, was da von der Bühne aus Richtung Publikum donnerte ist ja kein Geheimnis und daher auch nicht weiter diskussonswürdig…

… das ist die CD Nummer Zwei mit dem geheimnisvollen Titel „Fuchi Requiem“ aber allemal!
Auf knappen vierzig Minuten gibt es Eindrücke der kompletten C U La Tour, angefangen bei den Reherseals auf Al Jourgensen’s eigener Ranch („It’s really isolated Folks“ meint Jourgensen dazu | „In the middle of Bombfuck“ trifft es Drummer Aaron Rossi wohl um Längen besser!); wir sind bei der Vorstellung der Technikerriege dabei; bekommen ein paar Eindrücke der beteiligten Musiker (logisch, dass Uncle Al am meisten zu sagen hat!) zu hören, wobei Tony Campos sich darüber beklagt, dass man ganze vier Wochen Proben anberaumt hat (with STATIC we do one Man!!), Aaron Rossi über die MINISTRY Diät philosophiert und Tommy Victor sich darüber aufregt, im Schlaf von Al einen toten Skunk über den Schädel gezogen bekommen zu haben usw. usf…

Weiter geht es mit Live Impressionen, zumeist von der Bühne her aufgenommen, die auch mit etlichen Kommentaren (wieder der Musiker) unterlegt werden. Al erklärt uns, warum ein Stahlzaun aufgebaut wurde, die Band schildert uns ihre Eindrücke hinter einem Zaun zu spielen, bevor ein wenig über die dargebotenen Songs geplaudert wird. Quirin und Rossi bevorzugen „Let’s Go“, Tommy Victor und Keyboarder John Bechdel stehen mehr auf “Last Sucker” und Tony Campos steht mehr auf die old Classics. Uncle Al sieht das Ganze diplomatischer und meint lakonisch „It’s different every night“!

Darüber hinaus bekommen wir noch diverse Einblicke in das Backstageleben der Band (u. a. mit ZZ TOP’s Billy Gibbons), manch andere köstliche Anekdote (Campos Setlisten Story ist zum Schreien!) und einen doch umfangreichen Teil welcher sich ausschließlich mit der Europa Tournee auseinandersetzt, wo auch das Luftballonthema besprochen wird (Al: We are a Rockband get over it!“) und auch das Louis Armstrong Cover „What A Wonderful World“ besprochen wird. Rundum eine für MINISTRY Fans wirklich sehr detaillierte Hintergrundgeschichte dieser letzten aller letzten Tourneen.

Die Tränen nach der C U LaTour sind zumindest bei mir noch nicht ganz getrocknet, da wird einem mit dieser CD auf einmal bewusst, dass es Al Jourgensen tatsächlich ernst meinen dürfte! Mit dem freiwilligen Dahinscheiden von MINISTRY tut sich im Industrial angehauchten Brachialmetal ein riesiges Loch auf, welches so schnell keine andere Band wird stopfen können. Und irgendwie tief drinnen in mir macht sich die Überzeugung breit, dass wir (wann auch immer) mit einem wiederaufleben des MINISTRY Mythos spekulieren werden dürfen….