MARILLION - Less is More

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VÖ: 00.10.2009
Bandinfo: MARILLION
Genre: Pop
Label: Edel Records
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Lineup  |  Trackliste

30 Jahre und kein bisschen leise ? Diesesmal doch. Marillion finden auch - Ewigkeiten nach dem Weggang von Fanliebling / Sänger Fish - noch im Jahre 2009 eine weitere Gelegenheit, ohne ein neues Studioalbum im Gespräch zu bleiben. Und nein, „Less is More“ ist nicht das 218. Livealbum der Briten, sondern vielmehr eine akustische wie gleichzeitig sparsam arrangiertere Aufarbeitung von elf Songs ihrer eigenen wie langen Diskographie. …
Besonders originell oder bahnbrechend ist diese Ansammlung nun auch wieder nicht; die MTV Unplugged-Serie oder zahlreiche ähnlich gearteter Alben diverser namhafter Rockbands griffen diese "Zwischen-zwei-Alben-Idee" schon vor etlichen Jahren mehr oder weniger erfolgreich auf. Man denke nur mal an Alice in Chains und ihre 96er "Unplugged"-Wundertüte ...

Less is More ? Schwierige Frage. Gleich vorneweg – die Auswahl der Stücke mag unter Umständen befremdlich anmuten, auch der Fakt dass es nur ein rares Stück ( „It´s Not Your Fault“) auf diese stromlose Werkschau geschafft hat mutet eher nach Geldmacherei denn einer inneren Überzeugung an. Gleichwohl alle Stücke aus den letzten 15 Jahren stammen (und somit einen Vergleich mit dem alten Sänger wohlüberlegt schon im Vorfeld aus dem Wege gehen) , ist dieser besinnliche Vorweihnachtstrip an manchen Stellen durchaus lohnenswert und für beinharte Fans sicherlich eine Überlegung wert: während der Auftakt „Go“ eher die abwechslungsärmere Seite einer Band offeriert, die mit der falsettbereicherten Stimme von Hogarth so manchen Kuschelrocksampler bereichern würde; zeigt das folgende / gestutzte „Interior Lulu“ Qualitäten die man vom Original SO noch nicht kannte. Hier wird das großzügige Backaufgebot (Xylophon / Percussions) durch die Bank sinnvoll in den Song eingeschleust und gleichzeitig die luftige Atmosphäre mithilfe ein paar wirkungsvoller Breaks verdichtet.
Out of this World“ ist - ebenso wie das betörende „The Space“ nach ein paar Anlaufschwierigkeiten und der leicht eigenwilligen wie gedehnten Vocalperformance ein echter Grower, befördert aber auch kleinere Unsauberheiten im kompositorischen Bereich zu Tage, die so nach und nach das ganze Werk befallen. Doch bevor sich die weniger berauschenden Stücke in den Vordergrund drängen, servieren die Marillen mit dem leicht umgestalteten „Hard as Love“ einen weiteren Höhepunkt auf dem Silbertablett. Hier ist die Grundstimmung deutlich optimistischer, die Kollegen Moore / Heep allgegenwärtig - und auch Steve Hogarth kann mit einer leicht nach unten abgeänderten Stimmlage & seinen zahlreichen „Huhs“ einmal mehr seinen Kritikern zeigen dass der Fish nicht beim Kopf zu stinken anfängt.
This is the 21st Century“ zeigt ebenso gelungen auf, dass Marillion in diesem angelangt sind: zerbrechlich, piano- und wandergitarrengestützt bricht die schneidende Vocalarbeit ebenso poppige wie epische Elemente in gleiche Teile und (ver) wandelt sie in einen Abschluss, der zwar harmonisch , aber auch mit einigen Fragezeichen ausgestattet, endet.

Leider offenbaren nicht alle Tracks diese Qualitäten, vorallem das zeitweise nervig intonierte „If my Heart were a Ball“ muss sich die Frage nach dem „warum bin ich hier (drauf)?“ gefallen lassen. Ebensowenig eine Notwendigkeit sind das kurze, zeppelingesteuerte „Memory of Water“ und das als „Hidden Track“ deklarierte „Cannibal Surf Babe“: getreu dem Titel swingt hier die Glaubwürdigkeit einer ganzen NeoProg-Generation irritiert gen Untergang …
Doch ( allen Nörglern zum Trotz) sei zum Schluss folgende Frage erlaubt : ist ein - über weite Strecken - überdurchschnittliches Akustik(?)album einer Band von instrumentalen Alleskönnern etwa mehr wert als ein Debütalbum einer jungen, aufstrebend Progband ? Fans werden diese Frage mit einem sorglosen „JA“ beantworten, ich für meinen Teil lasse nach dieser etwas unrunden Angelegenheit wieder mal den frühen Meilenstein „Misplaced Childhood“ im Player rotieren.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: PMH (07.11.2009)

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