Borknagar - Universal
Bandinfo: BORKNAGAR
Genre: Avantgarde Metal
Label: Indie Recordings
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Lineup | Trackliste | Credits
Vier lange Jahre sind mittlerweile wieder ins Land gezogen, seit die norwegischen Progressivler BORKNAGAR mit dem eher durchschnittlichen Akustikwerk „Origin“ um die Ecke gebogen sind. Nach sechs Alben unter dem Banner von Century Media hat man einen Labelwechsel vollzogen und das achte Werk „Universal“ über Indie Recordings veröffentlicht. Ebenfalls neu sind der wieder zurückgekehrte Klampfenschwinger Jens F. Ryland und Drummer David Kinkade, der seine Künste auch schon bei MALEVOLENT CREATION oder DIVINE EMPIRE unter Beweis gestellt hat. Mit Todesblei hat er fortan nichts mehr am Hut, bei den Bergenern herrschen bekanntlich andere Sitten. Diese setzen sich aus Black-, Folk-, Viking- und Progressive Metal Elementen zusammen.
Nach sechs langen Jahren sind Øystein Brun und seine Gefolgschaft also wieder auf den metallischen Zug aufgesprungen und „Universal“ ist wahrhaftig wieder ein schwerer Batzen avantgardistischen Metals geworden. Das bereits frühzeitig vorgestellte „Havoc“ beginnt den ausladenden 8-Tracker akustisch und ruhig, ehe sich das Sextett überraschenderweise in harsche Black Metal Sphären voll klirrender Gitarren und zünftigem Geprügel bewegt. An den gewöhnungsbedürftigen Klargesang von Vintersorg aka Andreas Hedlund müssen sich BORKNAGAR-fremde Hörer trotz aller Opulenz erst gewöhnen. Nach dem ungewohnt flotten Beginn lenken die ehemaligen Schwarzheimer ihr komplexes Soundkonstrukt dann doch in die Ebenen der Vielschichtigkeit. „Reason“ tönt zu Beginn noch ähnlich flott aus den Speakern, wird aber immer wieder von Chören und Pianoklängen unterbrochen. Mit „Stir Of Seasons“ gelangen die Norweger dann endgültig in den atmosphärischen Bereich der Progressivität, lassen ruhige Klänge walten und geben dem Hörer kurze Eruptivstöße höherer Geschwindigkeit.
Dass BORKNAGAR das Gaspedal dennoch durchdrücken können und den Schminktopf-Metal bei weitem noch nicht eingemottet haben, zeigen das elegische „For A Thousand Years To Come“ und das treibende „Abrasion Tide“, mit denen die Bergener ihre ursprünglichen Wurzeln mit dem bandeigenen Klangkosmos der Moderne verknüpfen. „Fleshflower“ indes besteht hauptsächlich aus weichen Pianoklängen und einer langsam-morbiden Stimmung, bei der Keyboarder Lars A. Nedland auch die Lead Vocals übernimmt. Das schleppende „Worldwide“ wäre die perfekte Herbsthymne für den angepeilten Release des Albums letzten Jahres geworden, der auf Wunsch des Labels aber auf 2010 verschoben wurde. Hier verknüpfen BORKNAGAR wieder deutliche Black Metal Referenzen, mit doomigen und schwer verdaulichen Slow-Mo-Passagen, die mit dem Hammond Einsatz auch in die tiefen 70er Jahre schielen. Abgeschlossen wird das gute Teil mit dem balladesk beginnenden „My Domain“, für das man I.C.S. Vortex als Gastsänger gewinnen konnte und dessen bekannt opernhafte Stimme den Track zu einem Highlight des Werkes gedeihen lässt.
Auch auf „Universal“ liefern BORKNAGAR alles andere denn einfache Kost. Wie es von den Nordmännern zu erwarten war, hat man die langjährige Studiopause genützt und diverse Schwächen der letzten Produktionen ausmerzen können. Vor allem der gesteigerte Black Metal Anteil steht BORKNAGAR gut zu Gesicht. Die Mischung aus kathartischen Melodiestampfern und rasendem Schwarzgewitter gelingt den Bergenern anno 2010 relativ gut. An frühere Glanzzeiten kommen die sechs Topmusiker zwar weiterhin nicht heran, eine deutliche Steigerung des Qualitätslevels stellt „Universal“ allemal dar.