NOCTIS IMPERIUM - Nihil

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VÖ: 17.08.2010
Bandinfo: NOCTIS IMPERIUM
Genre: Death Metal
Label: Abyss Records
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Lineup  |  Trackliste

Zumindest ein Halbexotenbonus darf vergeben werden: NOCTIS IMPERIUM kommen aus dem Metal-unüblichen Südamerika-Staat Venezuela, wo man eher an exaltierte Fans als an selbstständige Musiker denkt. Gestartet ist die Truppe bereits 2001 als Ein-Mann Projekt des Sängers und Gitarristen Aeneas Inferno, der erst vier Jahre und zwei Demos später bereitwillige Kollegen um sich scharte, um die Band nach vorne zu treiben. „Nihil“ ist die mittlerweile dritte EP in den letzten vier Jahren, bis zur ersten Full-Length kann es also nicht mehr so lange hin sein. Das gute Stück wird übrigens unter den Fahnen der amerikanischen Undergroundschmiede Abyss Records publiziert, die in den letzten Monaten mit so manch feiner Underground-Schreibe aufwarten konnten.

Obschon die Venezuelaner in unseren Breitengraden höchstwahrscheinlich unbekannt sein dürften, grenzt die halbstündige Vorstellungsrunde auf „Nihil“ in gewisser Weise an Fanverarsche. Die insgesamt acht Songs rekrutieren sich aus zwei – zugegebenermaßen gut produzierten – Liveaufnahmen und fünf älteren Stücken, die schon auf dem letztjährigen Vorgänger verwurstet wurden. Findige Mathematiker werden somit einen einzigen neuen Track als Lösung heraus geknobelt haben. Grob umrissen geht das motivierte Trio dem typisch südamerikanischen Sound fremd – von rifflastigem oder mit Tribal-Einflüssen versetztem Thrash Metal ist hier nur wenig zu merken. Nach kurzem Intro legen NOCTIS IMPERIUM auf „Descensus Ad Inferos“ gleich mal einen wilden Blast-Teppich aus, der mit MORBID ANGEL-likem Todesmörtel-Riffing ausstaffiert wird. Das hochqualitative Highspeed-Geknüppel lässt sich auch leicht erklären – die Jungs haben nämlich niemand geringeren als den englischen Metal-Tausendsassa Nicholas Barker für die Rhythmusgebung engagieren können. Der Grundstamm des Sounds ist anfänglich schwer auszumachen, erst im Laufe der EP entwickeln sich NOCTIS IMPERIUM zu einer Black-Combo, anfangs liebäugeln die Jungs stark mit Todesmörtel und Thrash-Gezünfte, gehen dabei am ehesten als Light-Version der polnischen Bibel-Hasser BEHEMOTH durch. Der Titeltrack zeigt, dass dem Quartett eine Norwegen-Attitüde am Besten steht. Abgerundet wird das gute Teil mit dem – na no na – MORBID ANGEL-Cover „Maze Of Torment“ und dem neu geschriebenen „Unus In Nihil“, das im biederen Midtempo um die Ecke biegt und mit ungewohnter Schwere überrascht.

„Nihil“ ist ein durchaus gefälliges Ausrufezeichen der Exoten NOCTIS IMPERIUM, aber die EP beginnt leider schon nach einer halben Stunde zu langweilen. Die wirklich zündenden Ideen und durchdringenden Soundfragmente gehen den Südamerikanern noch ab und wie man den kommenden Verlust von Sessiondrummer Nicholas Barker ohne grobe Qualitätseinbußen überstehen will, wird man sich auch noch genau überlegen müssen. Gefällig ist die Sache trotzdem, auch wenn noch lange nicht alles Gold ist, was glänzt. BEHEMOTH, MORBID ANGEL oder auch KAMPFAR Befürworter können das Teil auf jeden Fall mal antesten.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (17.08.2010)

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