Hardcore Superstar - Split Your Lip
Bandinfo: HARDCORE SUPERSTAR
Genre: Sleaze Rock
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup | Trackliste | Credits
Die schwedischen Sleaze Rock Heroen HARDCORE SUPERSTAR wurden in den letzten Jahren mit Grammy-Nominierungen und Gold-Auszeichnungen überschüttet. Kein Wunder, hat man auf den letzten drei Alben doch die früheren OASIS-Annäherungen völlig außen vor gelassen und sich in punkto Songwriting, Prollgehabe und Härtegrad immens gesteigert und den immer noch grassierenden 80ies Poser-Hype zur richtigen Zeit erwischt. Mit dem achten Studiorundling „Split Your Lip“ legt das Quartett nur eineinhalb Jahre nach dem thrashigen „Beg For It“ ihr zweites Nuclear Blast Kollaborationswerk vor und bietet den glattgesträhnten Glam-Afficionados eine weitere vertonte Saufunterlage.
Das Hauptaugenmerk legen die MTV-Dauerrotierer anno 2010 auf eingängiges, grooviges Material. Dabei stechen HARDCORE SUPERSTAR von Beginn weg derart authentisch und motiviert vorneweg, dass man dazu geneigt wäre, das Album einer kritiklosen Jubelarie zu unterziehen. Der Opener „Sadistic Girls“ ist die erwartete Glam-Vollbedienung, mit dem Groove-Stampfer „Guestlist“ lässt man die ewigen MÖTLEY CRÜE Vergleiche auch mal links liegen und erinnert an einen gitarrenlastigen Hermaphrodit aus älteren BON JOVI und flotteren BACKYARD BABIES. Den „Last Call For Alcohol“ wünscht man gemeinhin niemanden, den unglaublich tighten und ohrwumtauglichen Partykracher kann man aber schwer ignorieren. Mit Sing-A-Long Refrain und einfachem Riffing ausgestattet, bekommt die nostalgische Kajal/Whiskey-Fraktion alles, was am Wunschzettel für das toupierte Christkind notiert ist. Als ob die Schweden nicht genug Ohrgasmen in die Gehörgänge hämmern würden, drücken sie auch noch das Headbang/Mitgröl-Stück „Split Your Lip“ nach. What a blast! Nach diesem furiosen Anfangs-Inferno lassen HARDCORE SUPERSTAR auf der Single-Auskoppelung „Moonshine“ und der unvermeidlichen Ballade „Here Comes The Sick Bitch“ die Zügel erstmals schleifen. Das Solo-veredelte „What Did I Do“ und das anfangs an „Master Of Puppets“ erinnernde „Honeymoon“ finden zwar wieder in die rockige Spur zurück, den kompromisslosen Elan des Startdrittels können die Göteborger aber nicht zu Ende bringen. Dafür wirken Tracks wie „Bully“, „Won’t Go To Heaven“ oder die schrecklich betitelte Krächzschnulze „Run To Your Mama“ leider zu beliebig und austauschbar. Glücklicherweise überwiegt aber das hochklassige Material.
An die – zumindest meines Geschmackes – besten Alben „Hardcore Superstar“ und „Dreamin‘ In A Casket“ kommt „Split Your Lip“ nicht ganz heran, obschon sich die Skandinavier wieder verstärkt in rotzigen Sleaze-Sphären bewegen und die Thrash-Vibes stark zurückfahren. Neben der druckvollen Produktion und der wiederholten Ausnahmeleistung von Sänger und Emo-Girlies-zum-Kreischen-Bringer Jocke Berg, glänzen die Lack-und-Leder Glammies mit einem schlichten, aber unzweideutigen Covermotiv, das den Phallus-Rock perfekt visualisiert. Wer sich gerne im Spiegel betrachtet, MÖTLEY CRÜEs Letztwerk „The Saints Of Los Angeles“ anbetet und bei der puren Erwähnung von FASTER PUSSYCAT oder CRAZY LIXX in die Hose masturbiert, läuft schon sabbernd zum Plattenladen um die Ecke. Der Rest kann seine Wochenenden ruhig weiterhin mit Honigmilch und Bärchenpantoffel vor dem Kamin verbringen…