DEATHSPELL OMEGA - Paracletus
Bandinfo: DEATHSPELL OMEGA
Genre: Avantgarde
Label: Season of Mist
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Lineup | Trackliste
Keine Homepage, kein MySpace Account, keine Interviews – wem der Black Metal in den letzten 20 Jahren zu kommerziell geworden ist, hat bislang noch nichts von den französisch-finnischen Freigeistern DEATHSPELL OMEGA gehört. Bewusst mysteriös, die Aura des Unbekannten und Unscheinbaren aufrecht erhaltend, zieht das Trio seit nunmehr zwölf Jahren sein ganz eigenes Programm durch und hat sich dabei im Laufe der Zeit eine Sonderstellung in der Szene erarbeitet, wie es im letzten Jahrzehnt wohl nur SECRETS OF THE MOON gelang. „Paracletus“ ist neben unzähligen Splits und EPs dabei die fünfte Full-Length und der Abschluss einer – für dieses Review zu ausufernden – Trilogie, die mit dem weltweit gelobten „Si Monumentum Requires, Circumspice“ begann und dem kaum fassbaren, vor Dissonanz nur so sprudelnden „Fas – Ite, Maledicti, In Ignem Aeternum“ seine Fortsetzung fand.
Vor allem der direkte Vorgänger begeisterte und verstörte zugleich – eine derart bleierne Mischung aus (anti)kosmischen Soundcollagen und absichtlich puristisch gehaltenen Old-School Schwarzwurzel-Zitaten splittete die Genre-Klientel in ehrfurchtsvolle Anbeter und verachtende, vielleicht auch überforderte Hasser. Auf „Paracletus“ distanzieren sich die Franzosen von der ausufernden Komplexität des Vorgängers und fahren auf einer wesentlich eingängigeren Schiene. Dass erwähnte Eingängigkeit für geschätzte 99% der Konkurrenz unlösbare Mathematikaufgaben wären, braucht nicht extra erwähnt zu werden. Natürlich strotzen Songs wie „Wings Of Predation“ oder das pfeilschnelle „Abscission“ vor Atonalität und Sperrigkeit, aber DEATHSPELL OMEGA wissen neben den zahlreichen Post Rock Zitaten auch sphärisch-ruhige Momente einzubauen („Dearth“), oder den Hörer mit einem extravaganten Jahrhundertsong („Phosphene“) zu überrollen, der mitsamt seines königlichen Basssolos in völlig neue Dimensionen klanglicher Mehrdeutigkeit eintritt. Nach diesem Soundinferno rückt „Epiklesis II“ wohl beabsichtigt in die gemütliche Ambient-Schiene, um die dringend benötigten Verschnaufpausen zu gewähren. Mit all den Stilbrüchen dröhnt die zweite Hälfte von „Paracletus“ weitaus interessanter, auf jeden Fall stärker aus den Boxen. Auf „Have You Beheld The Fevers?“ überraschen die Franzosen sogar mit rasantem Norway Black Metal, bei dem die Jungs sich kurzfristig von der vorherrschenden Dissonanz loslösen.
DEATHSPELL OMEGA Fans werden sich mit „Paracletus“ vor allem ob der unerwarteten Rückbesinnung auf nachvollziehbare Songstrukturen anfangs schwer tun, doch dieser unzähmbare Bastard aus Post Rock, Black Metal, Avantgarde und Ambient lässt sich nicht fassen und stellt trotz allem neue Regeln im meist durchkalkulierten Schwarzheimer-Gebiet auf. Zurücklehnen, genießen und auf sich wirken lassen – so viel Hirn wurde einer herzhaften Musik schon lange nicht mehr beigemengt.