Sylosis - Edge Of The Earth

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VÖ: 11.03.2011
Bandinfo: SYLOSIS
Genre: Thrash Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Wer kann sich noch erinnern? Im Herbst 2008 haben die britischen Schubladenverweigerer SYLOSIS mit „Conclusion Of An Age“ ein Debütalbum der Sonderklasse eingetütet, das mit zig verschiedenen Metalsparten kokettierte und allein schon aus der technischen Perspektive dutzende bekanntere Mitbewerber überrundete. Danach wurde – mit dem Majorlabel Nuclear Blast im Rücken – erst einmal fleißig um den Globus getourt, bis der charismatische Sänger Jamie Graham im Frühling letzten Jahres den Hut schmiss. Ersatz war schnell gefunden, denn Leadgitarrist und Tastenquäler Josh Middleton übernahm den Platz im Mikro, womit SYLOSIS auf ein sportliches Quartett geschrumpft waren.

Und gerade das sorgt bereits beim ersten Hördurchlauf des über 70-minütigen Zweitwerks „Edge Of The Earth“ für ungläubiges Kopfschütteln. SYLOSIS haben sich ihrer Stärken besinnt und die Technikschraube noch einmal ganz fest angezogen. Wenn man sich die komplexen und fast ausnahmslos in Überlänge zelebrierten Epikstampfer durch die Gehörgänge rutschen lässt, vermutet man ob der Sounddichte eine ganze Armee an versierten Musikern. Auf dem majestätischen Konzeptalbum drücken sich eindringliche Hooklines, frickelige Soloeinlagen und straighte Riffs mehrmals die Klinke in die Hand. Der Fortschritt zum Debüt ist zu jeder Zeit merkbar. Obschon die Engländer wesentlich mehr Verve aus ihren Instrumenten kitzeln, wirkt „Edge Of The Earth“ dennoch basischer. SYLOSIS verstehen es sehr gut, zur richtigen Zeit ein Break zu setzen und eingängig zu werden, um den Hörer nicht zu überfordern und das Vergnügen stets aufrecht zu erhalten.

Die Grundstruktur bleibt modern angehauchter Thrash Metal, trotzdem wird verstärkt in den Progressive-Bereich geschielt. Die Unberechenbarkeit und der nicht enden wollende Abwechslungsreichtum sind die stärksten Waffen von SYLOSIS. Die Briten schaffen es geschickt den Hörer angenehm zu fordern, schicken ihn wahlweise in den Melodic Death-Norden („Procession“), in die Core-lastigen USA („Awakening“) oder gar mal in den weiten, sphärisch klingenden Weltraum („Where The Sky Ends“). SYLOSIS lassen sich durch nichts und niemanden limitieren, zünden gleichsam feurige Riffsalven wie auch elektronische Interludes in die Stratosphäre und strafen sämtliche Stilpäpste lügen. Dass das gute Teil trotz der massiv langen Spielzeit nie abgelutscht oder ermüdend wird, verdankt man nicht nur der überdurchschnittlichen Instrumentierung, sondern auch dem rabiaten Organ Middletons, der in den passenden Momenten mit Klargesang überrascht und damit einen weiteren Haken im Soundkonstrukt schlägt.

SYLOSIS haben sich mit „Edge Of The Earth“ endgültig in die erste Liga der melodisch angehauchten Aggro-Combos gespielt. Ob ihr jetzt FEAR FACTORY, DARK TRANQUILLITY, DEATH ANGEL oder UNEARTH mögt ist eigentlich vollkommen egal – auf diesem wuchtigen Teil ist mit Sicherheit für jeden was dabei. Scheuklappen ablegen und sich dem detailreichen Sound hingeben, dann wäre das gute Stück sogar was für die Feuilleton-Ressorts diverser Tageszeitungen. Und wem bei „Beyond The Resurrected“ nicht die Rübe abfällt, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen. Enjoy that meal.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (04.03.2011)

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