Vader - Welcome To The Morbid Reich
Bandinfo: VADER
Genre: Death Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup | Trackliste
Was wäre die polnische Metalszene ohne VADER? Alleinunterhalter Piotr „Peter“ Wiwczarek hat die Truppe vor fast 30 Jahren ins Leben gerufen, sie unter widrigsten Umständen am Leben erhalten, sie fast unbeschadet in das vierte Jahrzehnt gebracht und so nebenbei auch noch den kommerziell erfolgreichen Landsleuten von BEHEMOTH und DECAPITATED den Weg bereitet. Müßig zu sagen, dass der gute Mann auch für das mittlerweile zehnte Studioalbum „Welcome To The Morbid Reich“ wieder die komplette Belegschaft umkrempelte, den Bass selbst einspielte und mittlerweile auch den hochgelobten Drummer von Bord lassen musste.
Aber VADER wären nicht VADER, würden sie den erneuten Aderlass nicht wieder locker verkraftet haben, denn bis auf die eher durchschnittlichen geratenen Alben „Revelations“ (2002) und „The Beast“ (2004) hat der gute Peter stets hochkarätigen Todesstahl im Champions League Stil fabriziert. Das ändert sich – wenig überraschend – auch 2011 nicht, was vor allem daran liegt, dass die osteuropäische Brachialinstitution so angepisst, aggressiv und knallig wie schon lang nicht mehr vorgeht. Macht auch nix, dass man das Material dieses Mal nicht von Ikone Tue Madsen hat mischen lassen, sondern die landsmännischen Wieslawski Brüder ans Werk ließ. Das Songmaterial ist trotz der durchgehenden Hochgeschwindigkeit sehr abwechslungsreich geraten. Gibt’s vor dem Blaststakkato auf „Return To The Morbid Reich“ noch einen majestätischen Einfader, kracht „The Black Eye“ gleich in Vollstrom durchs Gebälk und knüppelt sich „Only Hell Knows“ kompromisslos durch den Äther, ohne auf die songdienlichen Soli zu verzichten.
Die wirklichen Höllensongs lässt Peter aber erst gen Mitte des Albums vom Stapel. „I Am Who Feasts Upon Your Soul“ ist nach einer atmosphärischen Einleitung ein Banggewitter der Extraklasse, „Don’t Rip The Beast's Heart Out“ ist VADER-Stoff im herkömmlichen Stil und „I Had A Dream…“ schließt diese Aggressionstrilogie mit perfekt akzentuierter Instrumentierung würdig ab. „Necropolis“ mag dem einen oder anderen vielleicht noch brutaler durch die Ohren gerutscht sein, aber durch die gesteigerte Vielseitigkeit gibt’s für „Welcome To The Morbid Reich“ einen Punktesieg (man höre sich nur einmal das an DEMOLITION HAMMER erinnernde Death/Thrash Gewitter von „Black Velvet And Skulls Of Steel“ genauer an!).
Zurück bleibt eine ungemein fett klingende Platte, bei der Peter erstmals überhaupt (!!) hohe Screams einsetzt, das Coverartwork von WATAIN-Karikaturist Zbigniew Bilak an die seligen früh-1990er-Jahre erinnert und der Knüppel aus dem Sack regiert, ohne das Teil fad werden zu lassen. Nur schade, dass die epischen Momente der großartigen „Impressions In Blood“ Platte endgültig passe sind. Trotz alledem – Spiel, Satz und Sieg. Wieder einmal ganz großes Todes-Tennis.