Aborted - Global Flatline
Bandinfo: ABORTED
Genre: Grind Core
Label: Century Media Records
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Lineup | Trackliste | Credits
Vier unfassbar lange Jahre hat es gedauert, bis Belgiens führendes Knüppelkommando ABORTED endlich wieder mit einem neuen Album um die Ecke biegt. Vier Jahre, die für Bandchef und Sänger Sven „Svencho“ de Caluwé auch dringend nötig waren, um in sich zu gehen und den Sound seines einst weltweit hochgejubelten Death Metal Projekts zu evaluieren. Das zweite Album „Engineering The Dead“ (2001) hatte schon Großes angekündigt, mit den beiden Götterwerken „Goremageddon: The Saw And The Carnage Done“ (2003) und „The Archaic Abattoir“ (2005) sind ABORTED einst an die absolute Genre-Spitze gepflügt. 2008 wollte Svencho die Fans mit „Strychnine.213“ überraschen, hat sie im Gegensatz dazu aber komplett verschreckt. Plötzlich waren Metalcore-Zitate erkennbar, die Haare wurden kürzer, die akustische Gewalt weniger.
Die Reaktionen waren teilweise fürchterlich und Svencho hat daraus seine Lehren gezogen. Einerseits hat er im Laufe der letzten Jahre das komplette Line-Up ausgewechselt, andererseits bewusst viel Zeit verstreichen lassen, um mit „Global Flatline“ eben anständig und würdig zu den Wurzeln ABORTEDs zurückzukehren. Und was soll man sagen – Mission erfüllt. Das Album zeigt ABORTED in einer in der Form nicht zu erwartenden Stärke, die in 13 blutig-modrige Schlachtkapitel kulminieren. So gut wie nie zuvor verstehen es die Belgier, grenzenlose Aggressivität mit teils hoher Melodielastigkeit zu vermengen, ohne dabei an Power zu verlieren. Schon der Titeltrack ist ein alles zerberstendes Death-Grind-Monstrum, das dir bei voller Lautstärke die Hirnrinden spaltet. Neben dem gewohnt gewaltigen Gegrunze von Svencho reibt man sich vor allem bei Drummer-Jüngling Ken Bedene ungläubig die Augen – was dieser, der Minderjährigkeit knapp entwachsene, Junge aus seinen Fellen klopft (lasst euch zB vom pulsierenden „The Origin Of Disease“ verdreschen), kann kaum mehr rationell erklärt werden.
Gerade die zurückgekehrte viehische Brutalität, die auf letzten Alben schwer gefehlt hat, sorgt dafür, dass „Global Flatline“ ein Volltreffer in allen Bereichen ist. Drei Songs von der 2010er EP „Coronary Reconstruction“ findet man hier ebenso, wie hochwertiges Gekeife der ganz Großen aus dem Death-Business. Zu Guest Vocals haben sich nämlich Trevor Strnad (THE BLACK DAHLIA MURDER), Jason Netherton (MISERY INDEX), Julien Truchan (BENIGHTED) und Keiijo Niinima (ROTTEN SOUND) breitschlagen lassen. In dem knapp 45-minütigen Brutalitäten-Ballett mischen sich nach vorne preschende Power-Vehikel („Fecal Forgery“, „Vermicular, Obscene, Obese“) mit alles vernichtenden Groovemonstern („Expurgation Euphoria“), ausgeklügelten Riffmonstern („The Kallinger Theory“) und epischen, soloveredelten Melodiebomben („Endstille“).
Das Alles hier ist ganz großes Kino, mit dem ABORTED nach der langen Pause nicht nur noch einmal die Kurve gekratzt haben, sondern vielmehr das zuletzt etwas stagnierende Deathgrind-Genre durch den Mut zur Variabilität fast noch einmal neu erfinden. „Global Flatline“ ist nichts anderes als ein Meisterwerk im extremen Musiksektor und reicht qualitativ locker an die eigenen Bestleistungen Mitte des vorigen Jahrzehnts heran. Da können sich CANNIBAL CORPSE und Konsorten mit ihren für dieses Jahr geplanten Veröffentlichungen anschnallen – ABORTED haben die Messlatte unbeschreiblich hoch gelegt.