GRIMFORST - Jagdgesang
Bandinfo: GRIMFORST
Genre: Black Metal
Label: Cursed Records
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Lineup | Trackliste
Black Metal begann für mich mit "The Return..." von BATHORY und bisher ist nichts nachgekommen das auch nur ähnlich "evil", schmutzig und abartig war wie Quorthon´s zweites Werk. Nicht der ganze Norwegerkram Anfang der Neunziger, der zwar einige sehr gute Veröffentlichgungen auf die Habenseite der Szene schreiben kann, und schon gar nicht die ganzen Einmann-Combos die seit einem Jahrzehnt immer und immer wieder das gleiche unterproduzierte Geschrammel veröffentlichen.
Dermaßen frei im Kopf ging ich also auf GRIMFORST´s Erstling "Jagdgesang" zu und hantelte mich an einem Intro entlang hin zum ersten Song "Trinklied", und ja, zuerst dachte ich mir schon, das wäre schon wieder vertonter Schrott. Der Sound nicht ganz unterirdisch, aber halt "true", die Stimme trieb mir die Runzeln auf die Stirne und der Klargesang sitzt schön neben der Spur.
"Gegen Rom" beginnt dann allerdings schneidig mit einem kurzen Schlagzeugintro, die Gitarren werden heavier, den Bass kann man hören und die Stimme, so eigenartig - aber auch eigenständig - sie auch sein mag, trägt eine, wenn auch nur in Fragmenten vorhandene, Melodie.
Ein schöner Midtempo-Part bringt dann schon mal den Fuß zum Wippen. Was genau die Herrschaften in, um oder "Gegen Rom" tun, kann ich in Ermangelung eines Textblattes nicht sagen, aber irgendwas mit Krieg wird´s schon sein. Aber der Song ist gut. Mit einem brauchbaren Sound wäre er sogar sehr gut.
Warum man mit aller Gewalt true sein muss, ist mir ein Rätsel. Musik ist eine wunderschöne Kunstform, da könnte man sein Schaffen doch auch in optimaler Form von sich geben. Wobei - hier kommen noch Überraschungen auf uns zu, je länger die Platte, umso besser der Sound!
Egal - starker Song!
Der nächste Song, kryptisch "Verein z.V." betitelt, blastet schön gediegen los. Sehr gut, dass man das Schlagzeug, und da auch die Snare (wie heißt die eigentlich bei germanischen Heiden?) immer gut hört, das schafft Struktur und gibt dem Liedgut (so wird das auf der Homepage der Band genannt, mir schwant übles...) einen anständigen Tritt. Worum es hier geht, kann ich auch nur erahnen, mehr als "Ich werde euch zerstören" kann ich nicht verstehen. Aber, Chapeau, Songs können sie schreiben, auch hier wieder ein schönes Break hin zum Midtempo, man kann den Bass deutlich vernehmen, ein Instrument, welches im Black Metal bisweilen ein wenig im Hinterstüberl sein karges Dasein fristen muss.
Für einen so suboptimalen Sound ist es erstaunlich und fantastisch, dass man wirklich alle Instrumente gut hören kann.
"A.E.I.O.U", der nächste Song preist wohl den Wahlspruch Kaiser Friedrich III. Auch hier geht's vom Start weg recht zügig zur Sache, wobei auch im absoluten Blast immer eine gewisse Grundhärte vorzuweisen ist. Der Klargesang ist noch immer etwas eigenartig, und textlich kann ich euch leider nach wie vor nicht weiter helfen, bis auf einige, wenige Wortfetzen kann ich nichts verstehen. Mal sehen, vielleicht komm ich noch an die Texte. Das nächste gute Lied auf der Scheibe.
Der nächste Song "Hörst Du Es" scheint aus einer anderen Aufnahmesession zu stammen, der Sound ist ein völlig anderer, lauter, die Gitarren präsenter, aber auch hier wird darauf geachtet, die Rhytmusabteilung gut hörbar am Gesamtsound teilhaben zu lassen. Schön langsam hab ich mich auch an die Stimme gewöhnt, und auch hier sorgt selbige wieder für eine gute Melodieführung, damit werden die Songs kurzweiliger. Wobei, vor allem bei diesem Lied wird Abwechslung mehr als groß geschrieben, einige Breaks bis hin zum Gewitter am Ende machen diesen Track zu einem Highlight auf dem Album.
Der Titeltrack "Jagdgesang" kommt mit schön klirrenden Gitarren, gediegenem Doublebassdrumming und einer sehr norwegischen Attitude um´s Eck. Nach dem eher waxen Teil schaffen die Jungs aber auch hier wieder ein schönes Break hin in nicht ganz so schnelle, bang-tauglichere Gefilde. Hier allerdings wieder der merkwürdige Klargesang mit einer beinahe melancholischen Melodie. Die Korrektur desselben folgt umgehend und wir stehen bald wieder mit beiden Beinen fest im Schwarzmetall. Nette Kleinigkeit wird hier eingeschoben, das Ride-Becken spielt sich ein bisschen, auch etwas, was man im tiefsten Untergrund eher selten hört. Coole Sache!
"Verbrennung" heißt der vorletzte Track und geht anfangs leicht in die BURZUM-Richtung, nicht ganz mein Jagdrevier (mörderischer Gag, gell! - und wie, die verduzte Redaktion), aber hier unterstützen die Gitarren den Gesang mit einer feinen Melodie. Was immer wieder auffällt, auch hier, ist, dass die Jungs ihre Instrumente beherrschen. Klar, es sind keine Virtuosen, aber immer wieder findet man im Schaffen der Band Zeugen dieses Könnens. Und das ist wirklich nicht Usus im Black Metal-Untergrund.
Wieder ein sehr abwechslungsreiches, griffiges Stück!
Und schon wären wir beim Outro, hier "Ausklang" betitelt, und so haut uns die Akkustikgitarre im Verband mit einer schönen Leadgitarrenharmonie raus.
Ich muss gestehen, ich bin mehr als überrascht, wie gut dieses Album geworden ist.
Neben NIGHTFOREST nun schon die zweite Band aus dem tiefsten schwarzen Untergrund, die zu überzeugen weiß!