Morbid Angel - Illud Divinum Insanus - The Remixes
Bandinfo: Morbid Angel
Genre: (stilübergreifend)
Label: Season of Mist
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Lineup | Trackliste
David Vincent zeigt Eier. Nicht genug, dass das jahrelang ersehnte MORBID ANGEL Quasi-Comebackalbum „Illud Divinum Insanus” durch seine elektronische Ausrichtung viele „Altars Of Madness” oder „Blessed Are The Sick”-Maniacs bis aufs Mark verschreckt hat, knallt uns das politisch kontroverse Gesangs-Ziegenbärtchen aus Florida jetzt auch noch eine knapp dreistündige „Remixes“-Collection vor den Latz, mit der die morbiden Engel den einen oder anderen treuen Fan wohl wirklich für immer verlieren werden.
Das gute Teil experimentell zu nennen würde der Sache nicht gerecht werden, denn auf der protzigen Doppel-CD toben sich nicht weniger als 31 mehr (PROJECT PITCHFORK, LAIBACH, BLACK LUNG) oder weniger (IGORRR, ADRIAN, MALAKWA) bekannte Mac Pro Book und DJ-Pult-Bastler an diversen Songs der letzten Frühjahr erschienenen Full-Length aus. Wer beim Kaufen schnell ist, kriegt auch noch eine Bonus-Download-Card dazu serviert, die weitere acht Versionen (u.a. COMBICHRIST und CHRYSALIDE) feilbietet. Was für den geübten Schädelbeutler und Kuttenträger mit Sicherheit an Ketzerei, Blasphemie oder Todsünde grenzt ist für die toleranten Geister aber eine durchaus interessante Abwechslung, für so manchen Hobby-Nostradamus möglicherweise sogar der erwartete nächste Schritt der neuerdings um höchstmögliche Modernität bemühten Kulttruppe.
Im Klartext heißt dass, das der Death Metal hier kein Stiefmütterchendasein führt, sondern überhaupt nicht vorhanden ist. Trance, Techno, Hardstyle, Industrial, Minimal und der zurzeit in himmelhohe Sphären boomende Dubstep sind hier angesagt – eben genau die discotauglichen Musikrichtungen, die Dancefloor-Besucher im Schein des millisekündlich blinkenden Lichts zu epileptisch anmutenden Anfällen verleiten und von Metallern so stark gemieden werden, wie das viel zitierte Weihwasser vom Teufel. Der Teufel dürfte wohl auch MORBID ANGEL geritten haben, denn derart kompromisslos hat bislang noch keine Metalcombo in fremden Klangwelten gewildert.
Das kann man jetzt einerseits als furchtbar dämlich und szenebetrügend ansehen, andererseits aber auch als kreativ, mutig und bahnbrechend werten. Puristen und Pessimisten werden nach ersten Hörproben jedenfalls nicht nur ihren MORBID ANGEL-Backkatalog, sondern ihr gesamtes Band-Memorabilia rituell verbrennen, die optimistischen Geister unter euch können zumindest die Hoffnung hegen, dass es genau eines solchen Experiments bedurfte, um den heiß geliebten Metal auch der Disco-Disco-Party-Fraktion näher zu bringen. Eine Bewertung ist unmöglich – das versteht sich von selbst. Hört selbst, entscheidet selbst, richtet oder huldigt selbst. Ihr Hauptziel werden MORBID ANGEL mit Sicherheit erreichen: es wird zu einem musikalischen Glaubenskrieg kommen. Round 1 – Fight!
Autor: Robert Fröwein (21.02.2012)