Kreator - Phantom Antichrist
Bandinfo: KREATOR
Genre: Thrash Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup | Trackliste | Credits
Steht ein neues KREATOR Album an, sind bei mir zu allererst immer gewisse Zweifel angesagt. Zu überzeugend waren die letzten Werke der Ruhrpottler. Sowohl „Enemy of God“ (2005), als auch „Hordes of Chaos“ (2009) zählen auch heute noch zu meinen absoluten All-Time Thrash Faves und rechtfertigen auch im Jahr 2012 die damals vergebenen, euphorischen Höchstpunktezahlen. Wird es also Mastermind Mille und seine Bande auch diesmal schaffen mich restlos zu überzeugen? Mit einem lauen Aufguss der beiden letzten Scheiben wohl kaum, aber Mille hat an den richtigen Stellen des KREATOR Sounds die Schrauben angedreht und präsentiert mit „Phantom Antichrist“ das wohl Hymnenhafteste und auf jeden Fall das abwechslungsreichste Album der Bandgeschichte.
Dazu tragen die zu Hauf vorkommenden klassischen Metalzitate bei, die sich nicht nur einmal bei IRON MAIDEN bedienen, aber nie die extreme Linie, die wir von KREATOR nun mal gewohnt sind, vermissen lassen. Dabei geht es relativ traditionell los, der Titeltrack, aber auch „Death To The World“ sind gestandene KREATOR Thrasher, bei Zeiten highspeedig ohne Ende und mit nahezu unsterblichen Refrains geschmückt. „From Flood Into Fire“ lässt aber erstmals den Classic Metal hochleben, die Einleitung errinnert an MAIDEN und der bombastische Refrain klingt doch tatsächlich wie wenn BLIND GUARDIAN auf einer heftigen Thrash Welle daher schwimmen würden – klingt irgendwie befremdlich, wurde aber – auch ob des angezogenen Tempos in der Bridge bzw. des akustischen Zwischenspiels, bei dem Mille erstmals mit seiner tiefen Singstimme überzeugt – nahezu perfekt inszeniert.
Mit rhythmischen Trommelwirbel beginnt „Civilization Collapse“, hoch melodisch und einer hymnenhaften Einleitung, die – sollte der Track ins Live Repertoire übernommen werden – für allerlei hochgestreckte Fäuste sorgen wird. Zudem ist CC sicher jener Song, wo KREATOR am meisten die Geschwindigkeit hochhalten, dies aber immer wieder mit diesem kaum loszubekommenden „There Will Be Darkness, There Will Be Blood Tonight“, Now Let The Riots beginn…“ garnieren. Balladesk beginnt „United In Hate“, bevor auch hier die Zeichen auf Explosion stehen – diverse SLAYER Zitate (gerade vom Riffing her sowie in den Highspeed-Solis) und ein erneuter Refrain zum Niederknien lassen auch diesen Song als Volltreffer durchgehen.
Auch der Rest des Albums überzeugt ohne Ende: „The Few, The Proud, The Broken“ mit seiner getragenen Grundstimmung, die lediglich im Refrain einem Speedpart weichen muss, konträr zum Vorgängertrack bekam „The Few, The Proud, The Broken“ aber einen hochmelodischen Solopart spendiert und auch hier darf wieder mittels Akustikgitarre für noch mehr Abwechslung gesorgt werden. „Your Heaven My Hell“ der wohl auffälligste Track auf dem 10-Tracker, Mille verneigt sich im de-facto Intro sowohl vor MAIDEN als auch FIELDS OF THE NEPHILIM, paradoxerweise klingt die Geschichte aber trotzdem zu 100% nach KREATOR. Needless to say, dass auch „Your Heaven My Hell“ Refrain-technisch allererste Sahne ist. Geradezu beschwingt donnert „Victory Will Come“ aus den Boxen, gehobenes Tempo, die für KREATOR so typische Symbiose aus Milles Kratzbürstenstimme und der messerscharfen Gitarrenarbeit von Mille himself und Sami Yli-Sirniö und – ich weiß es wird mittlerweile fad – ein Refrain, der seinem Namen auch vollends gerecht wird.
Als Abschluss kommt dann der ganz tiefe Knicks von Mille Richtung seiner Jugendhelden IRON MAIDEN. Gerade das bassdominierte Intro hat so viel Steve Harris intus, dass man meinen könnte einen unveröffentlichten MAIDEN Song zu lauschen.
KREATOR sind sich treu geblieben, haben aber doch mit einigem Mut und einer weit melodischeren, an den klassischen Metal angelehnten, Herangehensweise einen erneuten Thrash Metal Meilenstein eingespielt. Anders als bei den beiden Vorgängerwerken, könnten Mille & Co. diesmal aber auch vielleicht außerhalb des Thrash Refugiums herumwildern und so manch einen eher traditionell orientierten Metalfan für sich gewinnen. Ist mir zwar noch nie passiert, aber auch „Phantom Antichrist“ hat sich nichts anderes als die uneingeschränkte Höchstnote verdient. Thrash with Class ist nach wie vor in Essen beheimatet.