Nile - At The Gate Of Sethu
Bandinfo: Nile
Genre: Death Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup | Trackliste | Credits
NILE rund um Gitarrenwunder und Frontbröckerl Karl Sanders sind so etwas wie ein einzigartiges Phänomen im Schwermetall-Kosmos. Seit knapp 20 Jahren lärmt sich der stets wuchtiger werdende Gitarrenlehrer und Frickelgott mittlerweile durch die ägyptische Geschichte und – ähnlich wie bei DEICIDE und dem Satanismus oder CANNIBAL CORPSE und den bestialischen Meuchelmorden – fällt dem Quartett (Bassist Todd Ellis ist neu an Bord) alle zwei bis drei Jahre locker ein weiteres Technical Death Metal Album voll arabischer Mythologie ein.
Solange die Qualität passt, ist das durchaus in Ordnung, doch die akustischen Gewalttäter aus South Carolina haben schon seit Jahren das bittere Problem, mit „In Their Darkened Shrines“ (2002) und „Annihilation Of The Wicked“ (2005) zwei absolute Genre-Referenzwerke vorgelegt zu haben, an die sie auch mit dem siebenten Studiowerk „At The Gate Of Sethu“ nicht ganz heranreichen können. Obwohl – die Erfolgsingredienzen a) brettharter Death Metal, b) fernöstlich anmutende Gitarrenspielereien und c) unterschiedlicher Gesang aus allen Bandmitgliedskehlen sind natürlich wieder gegeben, doch auch im Direktvergleich zum starken Vorgänger „Those Whom The Gods Detest“ tut sich das Teil schwer, in punkto Nachvollziehbarkeit und Kontinuität mitzuhalten. Good Old Karl hat sich aber verstärkt auf catchy Riffs und eingängige Teile konzentriert, was vielleicht auch den Groove-Death-Maniac in die Arme von NILE treiben könnte.
Wahnwitzig sind die Kompositionen querbeet. Das beginnt schon mit den schrägen Gitarrenabfahrten beim Opener „Enduring The Eternal Molestation Of Flame“, geht weiter beim unglaublichen, fast schon unmenschlichen Georgie Kollias-Drumgewitter in „The Inevitable Degradation Of Flesh“ und endet beim atmosphärisch dichten DEICIDE/MORBID ANGEL-Bastard „Tribunal Of The Dead“. Sehr positiv: Neben der Verstärkung kongruenter Soundfragmente ist vor allem der Gitarrensound so klar wie nie zuvor zu hören. Da hat Stammproduzent Neil Kernon ganze Arbeit geleistet! Die zwei Interludes passen übrigens gut, lassen dem Hörer auch mal Luft zu Atmen, denn meist knallen NILE gewohnt kompromisslos und boxenverachtend durchs Gebälk. Schwachpunkte sind auf dem - mit 47 Minuten überraschend kurz geratenen - Album kaum zu erkennen. Nur das abschließende „The Chaining Of The Iniquitous“ ist als Doom/Death-Lehrstück gedacht, scheitert aber an überzogener Länge und daraus resultierender Langeweile.
Alles in allem haben NILE wieder viel richtig und verdammt wenig falsch gemacht. Im Gegensatz zu anderen Berufstechnikern wie SPAWN OF POSSESSION oder GOROD habe ich bei den Amis nie das Gefühl, eine reine Selbstbefriedigung vorgesetzt zu bekommen, sondern Songs mit durchdachter Lyrik, ausgewogener Instrumentierung und einem Höchstmaß an Respekt und Herzblut in der Ausführung. „At The Gate Of Sethu“ ist anders, aber qualitativ doch am gleichen Level mit dem direkten Vorgänger. Eben nicht die NILE’sche Bestleistung, aber dennoch ein Bergmassiv an extraordinären Ideen. Und das ist durchwegs positiv gemeint!