Tervingi - Gotensaga

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VÖ: 05.04.2013
Bandinfo: Tervingi
Genre: Death / Thrash Metal
Label: Source of Deluge Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Zwiespältiger hätte der Debütauftakt von TERVINGI, einer beschaulich talentierten deutschen Melodic-Death-Thrash-Folk-Metal-Truppe, kaum auf mein Gemüt treffen können. Die Band befasst sich lyrisch vorwegs mit dem Gotischen Volk, weshalb sich auch ihr Name aus dem Gotischen als „Waldleute“ ableiten lässt. Der Zwiespalt befindet sich (von meinem Standpunkt aus) zwischen der auf internationalem Niveau befindlichen Instrumentalarbeit und den Vocals.

Das Album startet mit einem orchestralen Opener, man ersinnt sich während der ersten Sekunden gleich einen idyllischen Wasserfall, wäre da nicht dieser verheißungsvolle Umschwung, der die malerische Stimmung sofort in pure Spannung umwandelt. Von nun an sitzt man wie gebannt vor diesem, mit Details und Highlights, (liebevoll gemeint) „übersäten“ Aufmacher. Das Stück ist ausgezeichnet komponiert, leitet das Album würdig ein und ist ein echter Ohrenschmaus, der sich auch nach wiederholtem Abspielen nicht ermüdend zeigt.

Der erste Auftakt der gesamten Band fängt einen sofort in einem derart groovig brutalen Part, dass man sich von der ersten Sekunde völlig mitgerissen fühlt. Die typisch Death-Thrash-mäßige Instrumentalarbeit lässt Death-Gegröle erahnen, diese Erwartungshaltung wird jedoch von Sänger Johann Frey abrupt abgewürgt. Die Vocals entpuppen sich als tiefer, aber dennoch sehr warm klingender Klargesang, der bei mir auch jenseits der ersten Silben leider auf Ablehnung trifft. Bei weiterem Reinschnuppern in den Gesangsstil muss ich ihm jedoch einen gewissen Charme und einen interessanten Atmosphärenaufbau zugestehen (z.B. „Der Abschied“). Obwohl der Sänger und Gitarrist mit seiner Art und Weise seine Stimmbänder in Schwingung zu versetzen, dem Ganzen einen interessanten „Touch“ gibt, wirkt der Gesangsteil auf Dauer etwas monoton. Hierzu trägt auch die eingeschränkte Range von Johann Frey bei. Besonders auffallend ist dies bei den harmonisierten Gesangsabschnitten, bei denen die Melodiestimme allem Anschein nach mit Müh und Not den Ton trifft. Dennoch ist positiv zu vermerken, dass TERVINGI hier einen mutigen und frischen Schritt machen, auch wenn die Umsetzung noch ausbaufähig wäre.

Auf der anderen Seite der Medaille ist da noch diese ausgezeichnete Instrumentalfraktion. Die Songs sind durchwegs bedacht und sehr detailliert komponiert worden. Man hört hier Einflüsse, die sich sehr oft Richtung melodischem Death Metal bis zu groovigem Thrash Metal erstrecken, ja in manchen Abschnitten sogar etwas „folkig“ rüberkommen. Die Riffs sind brutal, schnell und oft auch sehr melodisch. Das Drumming von Tomasz “Nefastus” Janiszewski, dem ex-BELPHEGOR-Schlagzeuger, ist ausgezeichnet. Punktgenau und sehr facettenreich haut er auf „Gotensaga“ auf die Felle. Das besondere Highlight dieser Scheibe ist und bleibt die im Hintergrund verborgene Orchestrierung. Hier wird Stimmung erzeugt, gewechselt und an den essenziellen Stellen hervorgehoben. Die gesamte Streich- und Blasabteilung hört sich an wie ein Hollywoodsoundtrack. Des Weiteren besticht TERVINGI mit sehr abwechslungsreichen und oft neo-klassisch klingenden Soli, die hier sehr gut Gehör finden.

Fazit: TERVINGI legen mit „Gotensaga“ ein Debüt hin, das sich sehen lassen kann. Alles wurde hier auf einen eigenen Stil hin verarbeitet und lässt sich bestimmt noch weiter ausbauen. Auch wenn das Album durch die zu leisen Gangvocals, die potentielle Energie nicht zu hundert Prozent nützt, wird diese anderwärtig auf den Hörer übertragen. Die gesanglichen Eigenheiten auf „Gotensaga“ sind im ersten Moment vielleicht „etwas zu anders“, sollten aber nicht zum Abstoppen dieser sehr liebevoll zusammengezimmerten Platte führen.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Matthias Rathauscher (29.03.2013)

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