Sirenia - Perils of the Deep Blue
Bandinfo: SIRENIA
Genre: Gothic Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup | Trackliste
Was wurde in der Vergangenheit nicht auf Morten Veland eingedroschen, er hätte seine beste Zeit bereits hinter sich, wiederholt sich von Album zu Album nur noch, kann musikalisch nicht mehr auftrumpfen etc. "The Enigma Of Life" wurde von vielen als "Witz" angesehen, da es prinzipiell 1:1 genauso klang wie der Vorgänger "The 13th Floor". Ich fand die Kritik teilweise etwas überzogen, auch wenn die beiden Alben schon ziemlich krasse Parallelen aufweisen. Nun... wer allerdings allen Ernstes behaupten mag, der Geist der Zeit wäre bereits an diesem Mann vorbeigezogen, dem sei die neue Platte "Perils Of The Deep Blue" ans Herz gelegt. Ich denke nicht, dass ich mich zu weit aus dem Fenster lehne, wenn ich behaupte, dass der gute Morten es spätestens mit diesem Album geschafft hat, allen Kritikern das Gegenteil zu beweisen.
Was auf SIRENIAs neuem Werk geboten wird, glänzt an jeder Ecke und Kante, die lange Spielzeit von über einer Stunde vergeht wie im Fluge. Das lange ausgedehnte Intro "Ducere Me In Lucem" führt den Hörer nicht nur perfekt ins Album ein, es zeigt auch auf, dass Ailyn über die Jahre hinweg wahnsinnig zugelegt hat, was ihre Stimmvielfalt angeht. Der vielfältige brachiale Opener "Seven Widows Deep" zeigt dann mehr als nur eindrucksvoll auf, dass SIRENIA nie stärker klangen - fettes Riffing, epische Chöre, eine zu 100 Prozent gelungene Orchestrierung und eine Atmosphäre, wie ich sie nur selten erlebt habe. Morten schafft es allein mit dem Opener, den Hörer komplett für sich zu gewinnen, SIRENIA waren definitiv nie vielfältiger.
Auch "My Destiny Coming To Pass" macht da keine Ausnahme, haut erneut brutale Riffs raus, klingt zugleich aber auch extrem melodisch und packend.
"Ditt Endelikt" ist für mich jetzt schon einer DER Songs 2013, an Intensität ist dieses wundervolle Stück kaum zu überbieten, wo Gastsänger Joakim Naess seinen Gesang zum Besten gibt und diesen Track komplett für sich beansprucht. Ich kannte den guten Mann vorher absolut nicht, aber spätestens jetzt wird die Metalwelt aufhorchen, wenn sie seine Stimmgewalt vernimmt. Durch den norwegischen Text mag für manche die Identifikation schwer fallen, aber an und für sich kann ich auch das nur zurückweisen, da das Stück musikalisch mehr als genug aussagt. Selten habe ich einen derart melancholischen Song gehört, der mich derart fest in seinen Bann zieht, definitiv mein Albumhighlight!
"Cold Caress" geht dann wieder etwas brachialer zuwerke, erzeugt insbesondere durch die wahnsinnig intensiven Chorpassage für Gänsehaut, wohingegen "Darkling" von der düsteren Atmosphäre lebt und Mortens ausdruckstarke Growls im Chorus in den Vordergrund stellt.
Einzig und allein der Longtrack in Form von "Stille Kom Døden" will mich nicht vollends überzeugen. Es dauert einfach zu lange, bis das Stück in Fahrt kommt und die interessanten Parts auf den Hörer einfließen lässt. Insbesondere im ersten Teil des Songs verliert man zu viel Zeit mit relativ unspektakulären Melodien und ruhigen Gesangspassagen seitens Ailyn. Kein großer Schwachpunkt auf der Platte, da die zweite Hälfte des Songs grandios ist, aber der große Wurf ist mit diesem Longtrack nicht gelungen.
Ganz anders ist das wiederum bei "Profound Scars", das mir neben "Ditt Endelikt" am meisten zusagt. Der Song strahlt ungemein viel Energie aus, lebt von den intensiven Melodien und vom fast schon verwirrenden Chorus, wo Ailyn nochmal vollends aufblüht.
Letztlich lehne ich mich als großer Fan von SIRENIA nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass Morten es geschafft hat, seine bis dato stärkste Platte abzuliefern. Das Songwriting ist intelligent, die Melodien alles andere als abgenutzt und die Atmosphäre sucht momentan ohnehin ihresgleichen in diesem Genre. Ich bin froh, dass es Typen wie ihn gibt, denn sonst wäre das Gothic-Genre wohl schon ausgestorben, wenn man mich fragt. Auch Ailyn musste viel Kritik einstecken, was ihre Gesangskünste angeht, was aber auch sie spätestens jetzt positiv widerlegen konnte. Sie schafft es, jedem der elf Songs ihren Stempel aufzudrücken, ohne jemals zu viel zu wollen. Sowohl die dezenten als auch die kraftvolleren Vocals sind ein Traum und veredeln diese Platte ungemein. Wer diese Band totgesagt hat, der wird nun eines Besseren belehrt, denn SIRENIA trumpfen 2013 ganz groß auf!