MOTÖRHEAD - Bomber
Allen krankheitsbedingten Widrigkeiten zum Trotz hat es Lemmy Kilmister doch geschafft ein neues MOTÖRHEAD Studio-Album, das 21. mittlerweile – in trockene Tücher zu bringen. Zeitweise direkt vom Krankenhausbett ins Studio dürfte eine durchaus fruchtbare Erfahrung gewesen sein, denn „Aftershock“ ist im Vergleich zu „The World Is Yours“ enorm abwechslungsreich geworden. Versteht mich nicht falsch, „The World Is Yours“ war ein wirklich gutes Album, auch wenn ich heute vielleicht nicht unbedingt eine derart euphorisch hohe Note vergeben würde, aber es war halt ein No Bullshit, Just Rock’n’Roll-Album.
„Aftershock“ dagegen hat wieder etliche High-Speedige Tracks spendiert bekommen, obschon es ziemlich traditionell losgeht. „Heartbreaker“ ist gewohnte MOTÖRHEAD-Standard-Kost, gefällt im Refrain und lässt ein ähnlich gelagertes „Coup De Grace“ folgen, bevor MOTÖRHEAD ihre Blues-Affinität auspacken. Für einen Text wie in „Lost Woman Blues“ muss man einfach genau diese Musik machen, auffallend hierbei, dass im letzten Drittel der Blues einfach Blues bleiben darf und Lemmy, Phil & Mikkey ordentlich drauflosrocken.
„End Of Time“ ist der erste Hyper-Speed-Beitrag und auch das verzwickte, durchaus „Overkill“-(das Album, nicht der Track ist hier gemeint Leute!) kompatible „Death Machine“ weiß zu gefallen.
Das uneingeschränkte Highlight von „Aftershock“ stellt jedoch das Tripple-Pack „Dust And Glass“, „Going To Mexico“ und „Silence When You Speak To Me“ dar. Ersterer Track ist eine wunderbar feinfühlige, MOTÖRHEAD-typische Ballade, „Going to Mexico“ dockt in etwa an „Going To Brazil“ ohne dessen Rock’n’Roll-Feeling an und das kongenial betitelte „Silence When You Speak To Me“ ist ein krachender Mid-Tempo-Track, der einen erneuten Farbtupfer in den Sound von MOTÖRHEAD und natürlich auch auf „Aftershock“ bringt.
Danach verfällt das Album ein wenig in die allgemeine MOTÖRHEAD-Mid-90er-Lethargie und wird lediglich von „Paralyzed“ noch herausgerissen. Der schnellste Track auf „Aftershock“ und gleichzeitig ein weiterer Kracher par excellence.
Auch wenn es der gute alte Lemmy, der am 24. Dezember 2013 achtundsechzig Rock’n’Roll-gezeichnete Lenze alt wird, live nicht mehr so draufhat wie in seinen jüngeren Tagen, ist doch „Aftershock“ ein erneut verdammt starkes MOTÖRHEAD-Album geworden. Nicht schlecht 38 Jahre nach Bandgründung!