Blodsgard - Monument

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VÖ: 00.00.2013
Bandinfo: Blodsgard
Genre: Black Metal
Label: The Oath
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Lineup  |  Trackliste

Als ich mir BLODSGARDs Debüt "Monument" das erste Mal reingezogen habe, musste ich aus irgendeinem Grund an Euronymous denken. Junge Junge, der Mann wäre jetzt auch schon Mitte 40, wenn er nicht so verdammt tot wäre. Wer weiß, was für Musik der Kerl sich noch ausgedacht hätte, nach dem wirklich wegweisenden "De Mysteriis Dom Sathanas"-Album. Da kriege ich, abgesehen von dem dämlichen Gelabere dieser Tage, gleich noch größere Antipathien gegen Varg Vikernes.

Mir ist dann später im Verlauf der dreiviertelstündigen Platte aufgefallen, warum mir der Gedanke an Euronymous kam. BLODSGARD sind stilistisch nicht allzu weit von alten MAYHEM entfernt und zudem aus Norwegen. Na gut, ich gebe zu die Parallelen scheinen erstmal etwas dünn. Trotzdem schätze ich, dass es "Monument" ohne "De Mysteriis..." nicht gäbe. Die verhallten, sehr molligen, aber außerordentlich dynamischen Gitarren sprechen da Bände. Die knurrige Stimme dazu auch, selbst wenn hier stilecht Norwegisch gesungen wird, was MAYHEM selbst ja nie getan haben. Auch die Drumarrangements haben so ihre Ähnlichkeiten, nur dass BLODSGARD in dieser Hinsicht etwas verspielter und tighter sind. Kein Wunder, immerhin ist der im Line-Up angegebene Drummer Kenneth Mellum wohl lediglich derjenige, der das Drum-Plugin (immerhin versiert) programmiert hat. (Wann hat sich diese Unsitte im Black Metal eigentlich eingeschlichen?)

Vor allem aber ist "Monument" mit seiner Mischung aus traditionell norwegischem Stil und dem Willen zur modernen Düsternis ein Album, wie es Euronymous vermutlich gefallen hätte. Besonders mit der knackig angelegten ersten Hälfte des Albums mit drei- oder vierminütigen Tracks wie dem sehr windigen "Mentalt Minefelt" oder dem atmosphärischen "Sjeler Vil Brenne" macht das norwegische Duo Eindruck. Die zweite Hälfte ist dann mit deutlich längeren und vor allem verspielteren Stücken gestaltet - vom unmetallischen Titeltrack aus bis zum trostlosen Finale mit dem an SHINING erinnernden "Svart Blod Flyter" gibt es von nachdenklichen Akustikpassagen über unheimlich drohende Keyboards, spukende Pianotöne und mächtige Orgeln bis zu Regensamples, cleanem Gesang und Flüstervocals alles, was fantasievollen Hörern Schauer über den Rücken jagt.

Damit ist BLODSGARD ein Debütalbum gelungen, an dem ihr Vordenker Frederik Rex hörbar nicht nur jahrelange konsequent gerarbeitet hat, sondern auch eines, das man trotz der Unbekanntheit ihrer Schöpfer keinesfalls unterschätzen sollte. Zwar fehlt es "Monument" an den großen Wiedererkennbarkeiten, an zeitlos genialem Songwriting und vor allem wegen des Drumcomputers auch ein wenig an analoger Verschrobenheit - da liegt dann auch der signifikante Unterschied zu einer Band wie MAYHEM -, eine Chance sollte man der Scheibe trotzdem geben und sei es bei einem kostenlosen Bandcamp-Hördurchgang.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (10.11.2013)

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