Place Vendome - Thunder In The Distance
Bandinfo: Place Vendome
Genre: Melodic Rock
Label: Frontiers Records
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Lineup | Trackliste
Man hört und liest ja nicht gerade Euphorisches zum neuen PLACE VENDOME Album. Man berichtet über vertanes Potential, Langeweile und über eine unerträgliche Dosis Kitsch. An diesen Meinungen mag überall was dran sein, schon recht. Aber man sollte sich als Hörer von "Thunder In The Distance" als allererstes drüber bewusst werden: Was möchte das Album sein, was und wen möchte es erreichen? Und erst dann darf man urteilen, ob es die selbstgesteckten Ziele erreichen kann oder eben nicht.
Es war und wird wohl immer so sein, dass sich die Mehrheit beim bloßen Auftauchen des Namens Michael Kiske an die "Keeper"-Ära von HELLOWEEN zurückerinnert bzw. deren Wiederauferstehung erhofft. Mehr noch als bei PLACE VENDOME war das beim Erscheinen des UNISONIC-Debüts der Fall. Und immer wieder werden diese Erwartungen zu Nichte geschlagen. Aber bei genauerer Betrachtung dieser beiden Projekte Kiskes ist das weder bei UNISONIC, und noch viel weniger bei PLACE VENDOME überraschend, denn das ist bei beiden niemals die Absicht gewesen. Woher die Erwartungen stammen ist bei Blick auf die Besetzungsliste verständlich, trotzdem spielen die Kai Hansens, Dennis Wards etc. niemals in die zu Grunde liegende Absicht der Projekte mit ein.
Was PLACE VENDOME mit ihren bisherigen Werken und auch "Thunder In The Distance" erreichen wollen, das sind gut produzierte, emotional ergreifende und kurzweilige AOR und Melodic Rock Songs, die sich auch an ein eben solches Publikum richten. Auch hier ist es nicht die Absicht, Genre Könige wie JOURNEY, SURVIVOR oder FOREIGNER vom Thron zu stoßen, das ist heutzutage unmöglich. Aber in genau dieser Nische wollen sie unterhalten, und das Gelingen dieses Unterfangens hängt mehr als sonst vom persönlichen Zugang des Hörers ab. Die Wucht, die Dynamik und die Dramatik der Songs manifestiert sich nicht über donnernde Drums, treibende Riffs, sondern über die Melodien. Und die sind natürlich relativ seicht, poppig und für viele auch zu kitschig geraten. Auch das ist aber wiederrum keine Überraschung, ein Kiske springt wie damals bei HELLOWEEN oder seinen vielen Solo-Werken nun mal nicht wild durch die Harmonien, sondern liefert leicht Zugängliches. Und der abgesteckten Zielgruppe, zu der man gerne noch Fans von Tobias Sammet, MEAT LOAF, den inzwischen aufgelösten POWER QUEST und Spät-Tolkki STRATOVARIUS hinzurechnen darf, dürften Refrains wie "Talk To Me" und "The Power Of Musik" gut gefallen. "Lost In Paradise", "Broken Wings", "Fragile Dreams" und vor allem "Never Too Late" bedienen ebenso die Melodic Metaller wie AORocker, auch eine amtliche Kitsch-Power-Ballade Namens "It Can't Rain Forever" ist dabei. Und das funktioniert, wenn man sich eben bewusst ist, was die Songs wollen. Das man nicht zu allen Stücken Zugang findet ist bei 13 Titeln nicht ungewöhnlich, ein "Hold Your Love" oder "My Heart Is Dying" findet beim Verfasser dieser Zeilen beispielsweise gar keinen Anklang. Aber hier muss jeder für sich eben hören und fühlen, was zusagt und was nicht.
Fazit: "Thunder In The Distance" ist Musik für die Zielgruppe, welche sich darüber bewusst ist, was sie zu erwarten hat. Dann, und nur dann, funktioniert das Album auch. Für eine breite Hörerschaft ist es hingegen nicht gemacht, dafür bietet es zu viel auch vollkommen nachvollziehbare Angriffsfläche. Wer aber zu einfachen, und doch verdammt infektiösen Melodien abschalten will, für den sollte die neue PLACE VENDOME momentan erste Wahl sein.