Germ - Grief

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VÖ: 21.10.2013
Bandinfo: Germ
Genre: Post-Metal
Label: Eisenwald
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Lineup  |  Trackliste

Black Metal muss nicht immer schwarz, karg und eisig sein. Mit den üblichen Charakteristika lassen sich ebenso bewachsene, schwelgerisch elegische und fast farbenfrohe Klangbilder zeichnen. Je nachdem, welche Aussage man mit dem Werk erzielen will erscheint so ein Ansatz gerecht. Nur wenn ein Werk, dass den Namen "Trauer" trägt schon fast fröhlich wirkt, dann muss man wohl von Thema verfehlt sprechen.

GERM (aka Tim Yatras) komponiert und arrangiert dieses mit einer Spielzeit von 70:08 Minuten sehr üppig ausgefallene Album komplett in Eigenregie. Allerdings auch klanglich weitaus üppiger, als es andere "Alleinunterhalter" grade im atmosphärischen Black Metal betreiben. Das Keyboard rückt hier als zentrales Element in den Mittelpunkt der Kompositionen. Sanfte Streicherteppiche begleiten durch die Reise, hier und da warten elektronische Spielereien als Hindernisse, wundervoll schwelgerische und harmonische Pianopassagen ergänzen das Bild. Hier liegt GERMs eindeutige Stärke! Als weiteres Unikat muss man GERMs melodische Vorgehensweise hervorheben: es ist sehr unwahrscheinlich, innerhalb des Genres eine ähnlich melodische Arbeit zu finden, da schimmert seine Power-Metallige Vergangenheit ganz klar durch. Nur ganz selten bewegt man sich außerhalb der Grundkadenz der Songs, Disharmonien werden nur wenn unbedingt nötig verwendet. Das erinnert vom Klangbild öfters mal an neuere AMORPHIS. Nur muss man eben wissen, dass bei GERM Atmosphäre über Songaufbau und klassischer Spannungskurve steht. Da muss eine Variation für den ganzen Song als Überraschung ausreichen. Wie zum Beispiel der clean gesungene Part in "The Stain Of Past Regrets", die kurz eingesetzten Vocals von Audrey Sylvain (AMESOEURS, PESTE NOIRE) in "Butterfly" oder das Gitarrensolo in "Memorial Address". Das ist Grundsätzlich auch kein Problem, nur leider stößt man als Konsument ab der Halbzeit zu "Beneath The Cliffs" schonmal an die Grenzen der Langeweile. Da wirken die beiden nicht gerade unkitschigen Balladen (!) "Blue As The Sky, Powerful As The Waves" und "How Can I" schon fast als willkommene Abwechslung.

Das Hauptproblem liegt allerdings ganz wo anders: Wie "schön" darf das Trauern sein? Für einen Komponist, der sich an einem Depressive Black Metal Werk versucht, ist "Grief" einfach nicht depressiv genug. Gegenteilig: es ist eben...nun ja..."schön"! Hätte man jetzt wenigstens noch Texte, anhand denen man irgendwie den Traueransatz nachvollziehen könnte, würde sich die musikalische Grundgestaltung vielleicht öffnen. Die ultrahoch geschrienen Vocals sind nur leider so weit in den Hintergrund gemischt und mit einem massiven Halleffekt versehen, dass das Verstehen der Texte faktisch unmöglich ist.

Fazit: Unter einem Schulaufsatz würde stehen: Thema verfehlt! "Grief" ist musikalisch ein schönes, atmosphärisch dichtes und ausgearbeitetes Album, welches zwar seine Längen hat, aber trotzdem überzeugt. Nur eben nicht im Kontext der "Trauer", dafür werden einfach zu fröhliche Töne angeschlagen. Das Lord Tim ein guter Komponist ist, steht außer Frage, nur müssen sich Form und Inhalt eben auch deckeln. Daher die leider vergleichsweise schlechte Bewertung.



Bewertung: 2.5 / 5.0
Autor: Christian Wilsberg (15.03.2014)

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