ECHELON - Vivito! Creato! Moritor!

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VÖ: 24.01.2014
Bandinfo: ECHELON
Genre: Black Metal
Label: Cursed Records
Hören & Kaufen: Webshop
Lineup  |  Trackliste

Was dem Einen die Philosophie ist dem anderen Pathos. Wobei in beidem Transzendentes zu finden ist, für den der es sucht. Für den er es finden will, offen dafür ist. Eine erst seit kurzem bestehende Band, ECHELON, betrachtet das Phänomen Krieg aus eben diesen Perspektiven. Obschon die Band erst seit vorigem Jahr besteht, haftet an den Mitgliedern schon die Patina eines längeren Musikerlebens. Das hört man immer wieder. Die Lieder, die die Männer schreiben sind einwandfrei arrangiert und mit vielen Ideen versehen.

Das Fundament ist der Black Metal, doch immer wieder schimmern viele andere Spielarten der harten Musik hervor. Das sind dann auch die spannenderen Momente des Albums. Das ewige Summen der fleißigen Biene als Hintergrund des Black Metals hat sich tot gespielt. Man möge mir das verzeihen, aber so ist es nun mal. Jede beliebige Band im schwarzen Untergrund surrt fröhlich vor sich hin und entfacht damit Langeweile, bestimmt aber kein Feuer. Aber, wie gesagt, spielen ECHELON viel mehr mit ihrem Können und einer im Genre selten anzutreffenden Originalität, Abwechslung und stimmige Melodienbögen. Das Problem, rein musikalisch, stellt sich mir wie folgt dar: Metal, ob Black, Death, Heavy oder Power sollte sich immer einer Eigenschaft bewusst sein, nicht umsonst begann alles mit der Bezeichnung HEAVY Metal.

Heavy ist das Album nicht, auch wenn die Ingredienzien eindeutig in eine sehr heftige Richtung zeigen. Die Gitarren sind viel zu dumpf, der Gesang für Black Metal zu wenig harsch. Der Chorgesang in "Der Krieg In Mir" haut völlig daneben, auch wenn die Maiden-Melodien dem Song doch noch ein rettendes Ufer bescheren. Das auch Black Metal Bands hart sein können, tja, dafür gibt es durchaus einige Beispiele. Ein anderer Sound als den, der von einer Masse an Untergrundbands verbrochen wird hätte nicht sein müssen. Anständig verzerrte, laute Gitarren und das Kind hätte einen Namen.

Das Album hätte man gerne auf eine etwas kürzere Laufzeit beschränken können. Die viele Ideen komprimiert, gestrafft auf eine dreiviertel Stunde und das Album wäre seine Längen los. So bleibt ein Werk über, das vor Einfällen nur so sprüht, im Endeffekt aber noch nicht ganz weiß wie man die lyrischen Untiefen zu transportieren weiß. Starke Einfälle wie das orchestrale Ende von „Die Grauen Des Krieges“ deuten auf jeden Fall in eine besuchenswerte Richtung. Die philosophische Herangehensweise an das Thema Krieg mag gelungen sein, auch wenn ein wenig arg mit dem Pathos gespielt wird. Die gesprochenen Sequenzen sind, ungeachtet des Harschen der Thematik, ein wenig dick aufgetragen.

Mir steht es nicht zu, diesen Themenkreis anzuprangern, befinden wir uns doch heuer 100 Jahre entfernt vor dem Beginn der menschlichen Urkatastrophe des ersten Weltkriegs. Nur finde ich die Herangehensweise eines Jünger, eines Remarque deutlich zwingender als die hier vorgetragene. Aber jeder soll sich eine Nische finden, um mit diesem Thema umzugehen. Auf jeden Fall ist der intelektuelle Umgang mit diesem Thema ein deutlich spannenderer als das unsägliche Pro-Krieg-Geheule vieler anderer Bands.

Ein Album, welches in seiner Gesamtheit betrachtet, über dem Durchschnitt liegt. Ein wenig Feinjustierung noch und man darf gespannt sein wie es weitergeht.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (22.03.2014)

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