Animals As Leaders - The Joy Of Motion

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VÖ: 21.03.2014
Bandinfo: Animals As Leaders
Genre: Progressive Rock
Label: Sumerian Records
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Lineup  |  Trackliste

ANIMALS AS LEADERS ist in der Szene ein Name, der für einige Attribute steht: Progression, technische Perfektion und Pioniersarbeit in Sachen Achtsaiter-Handwerk. Der Name Tosin Abasi ist wohl jedem Perfektionswahnsinnigem im Metal-Genre mittlerweile ein Begriff. Das ist durchaus seltsam anmutend, so ist doch ANIMALS AS LEADERS nicht wirklich stilistisch im Metal-Bereich verankert, sondern werden dem Progressive Rock zugeschrieben. Die Richtung der Band bewegt sich jedoch mit ihren Jazz-Elementen in Regionen, die nicht viele Bands dieser Tage beschreiten und ist irgendwo zwischen Progressive Rock und Technical Metal anzusiedeln. Den Versuch, es ANIMALS AS LEADERS nachzumachen, den haben schon einige Bands versucht. Aber erfolgreich? Wohl kaum. Die Band hat sich erfolgreich über Genre-Zuschreibungen hinweggesetzt und lässt sich auch nicht in die abstrakte Djent-Ästhetik einordenen.

Eines wird sofort klar, wenn man sich „The Joy Of Motion“ anhört: Es gibt vielleicht viele Anwärter und Kontrahenten um den Posten des Meisters, aber am Ende kann es nur einen geben - Tosin Abasi. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass auch Javier Reyes und Matt Garstka die Band zu dem machen, was sie ist und die beiden Herren sind weit entfernt vom Dilettantismus. ANIMALS AS LEADERS liefern mit „The Joy Of Motion“ ein qualitativ hochwertiges Album, das in diesem Genre seinesgleichen sucht. Kaum jemand kann sich mit der technischen Leistung von Abasi, Reyes und Garstka messen. Zwar ist die Metal-Szene in ihrem Drang nach technischer Komplexität und besserem Sound schon sehr gewachsen, aber so ein Werk bedarf eben doch der Besten der Besten

Auffällig für das neue Album des Trios aus Washington ist die gewisse Ruhe, die der Musik inne wohnt. Zwar waren ANIMALS AS LEADERS nie eine Band, in der man das 'Heavy' in 'Metal' groß schrieb, aber „The Joy Of Motion“ schafft einen noch gelungeneren Spagat zwischen ruhigen und sensiblen Parts, die dennoch ihren Groove und die Band-typische Riff-Bewegung beibehalten.

Von "Ka$cade" bis "Nephele" gibt es keine schwachen Passagen, keine langweiligen Momente, keine langen, endlosen Riffs, welche die Geduld des Hörers bis zum Äußersten strapazieren. Was allen Lieder gemein ist, ist der rote Faden von Melodiestrukturen, der sich bis zum Ende nachvollziehen lässt. Zugegeben, es ist keine Musik, die einfach ins Ohr geht und das Maß an Aufmerksamkeit, die das Album in Anspruch nimmt, ist sicher größer als bei einigen anderen. Aber: Wenn man sich auf die Komplexität der Werke einlässt, so wird auch die Struktur der Stücke deutlich, welche sich hinter der atemberaubenden Riff-Akrobatik versteckt hält.

Was man „The Joy Of Motion“ eindeutig nicht nachsagen kann, ist, dass die Musik zusammenhanglos oder überladen wäre. Es drängt sich tatsächlich, je länger man in die Musik hineinhört, der Gedanke auf, dass alles seinen richtigen Platz hat und nichts unüberlegt gesetzt wurde. So wirkt die Musik von vorne bis hinten durchdacht und wohlüberlegt. Es macht wenig Sinn, auf die einzelnen Stücke einzugehen, da ihre Individualität vor allem durch die Hörerfahrung zu Tage gefördert wird und eine schriftliche Beschreibung der Musik kaum gerecht werden kann. In theoretischen Analysen der Harmonik oder Rhythmik ist trotzdem schwer festzuhalten, was das Album eigentlich ausmacht.

Über die typisch groovigen und eingängigen Rhythmus-Riffs, die durch das Schlagzeug gelungen zu einer bewegenden Unterlage geformt werden, ergießen sich die Leads, anhand deren jedes Stück seinen ganz individuellen Charakter erhält. Denn, die Schwierigkeit eines rein instrumentalen Albums ist, die Songs trotzdem voneinander abzutrennen und für den Hörer klar verständlich zu machen. Dies gelingt ANIMALS AS LEADERS, indem sie jedem Stück seinen individuellen Charakter geben, der sich von dem nächsten oder vorherigen Song klar abgrenzen kann. Die Stimmung beim Hören der Musik wechselt von Stück zu Stück und somit wird das Gefühl einer auditiven Gefühls-Reise erreicht, die verhindert, dass man sich in den Weiten der Harmonik verliert.

ANIMALS AS LEADERS ist eine Band, die als Erscheinung der 'neuen' Metal-Szene gesehen werden kann. Die alten Ästhetiken sind nicht mehr wirksam und eine neuer Stil wird geprägt, etwas, das man als 'Musik für Musiker' bezeichnen könnte. Genau das ist „The Joy Of Motion“, Musik für Musiker. Ist das ein Hindernis für den normalsterblichen Hörer? Kaum. Das wunderbare an diesem Werk ist die Eingängigkeit der Musik, die sich trotz ihrer musikalischen Komplexität offenbart und erschließen lässt.

„The Joy Of Motion“ ist insgesamt gesehen kein fetziges oder schweres Album, aber es hat seine ganz eigene Spannung und Langeweile ist hier keine Gefahr. Wer typischen traditionellen Heavy Metal erleben will, sollte sich eher nicht mit „The Joy Of Motion“ beschäftigen, wer jedoch offen für eine andere Form von Metal ist, der sollte sich diese Scheibe nicht entgehen lassen. Im gesamten Trend des 'Sophisticated Metal', der Bildung einer spieltechnischen Elite, sind ANIMALS AS LEADERS doch eine Band, die sich von diesem ganzen Spiel kaum beeindrucken lässt.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Feanis (24.04.2014)

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