Arch Enemy - War Eternal

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VÖ: 06.06.2014
Bandinfo: ARCH ENEMY
Genre: Melodic Death Metal
Label: Century Media Records
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Lineup  |  Trackliste

Was war die Aufregung doch groß, als bekannt wurde, dass Powerröhre Angela Gossow ARCH ENEMY verlassen hatte. Klammheimlich hatte sich die Deutsche aus dem Rampenlicht zurückgezogen, flugs war die Nachfolgerin auf den Bandfotos zu sehen. Dass Angela auch weiter mit der Combo verbandelt sein wird, da sie sich fortan um die geschäftlichen Belange kümmern würde, dürfte für Legionen an Fans nur ein schwacher Trost sein. Kein leichtes Unterfangen also für die Band, eine schwere Bürde für Neo-Shouterin Alissa White-Gluz, die sich zuvor schon bei THE AGONIST einen (zumindest kleinen) Namen erbrüllen konnte. Mit dem neuen Album stehen nun alle Zeichen auf Sturm, neben der Umbesetzung am Mikro ist auch Gitarrist Nick Cordle (ex-ARSIS) neu mit an Bord, der den kleinen Amott-Bruder Christopher ersetzt. Besetzungswechsel - vor allem am Mikroposten - sind bekanntlich ein zweischneidiges Schwert. Altfans werden sowieso Stein und Bein auf Angela schwören und White-Gluz reflexartig jeglichen Vorschußbonus verweigern. Andere wiederum werden alles mit einer größeren Gelassenheit und weniger Feuereifer hinnehmen und sich das Ganze vielleicht ein wenig objektiver anhören. Das Gequietsche im Fansektor wird groß sein, objektiv gesehen liefern ARCH ENEMY mit „War Eternal“ einen fast gewohnt starken wie hochmelodiösen Brachialbrocken ab.

Den Kracher präsentiert Gründer und -Gitarrist Michael Amott schon mit der Video-Auskoppelung "War Eternal", doch auch die restlichen Songs (allen voran "Never Forgive, Never Forget", "As The Pages Burn", "No More Regrets" "You Will Know My Name" oder die melodischen "Stolen Life" bzw. "On And On") folgen allesamt auf dem Fuß. "Time Is Black" besticht mit feiner Keyboardbeteiligung, "Down To Nothing" ist eine düster-treibende Abrißbirne. Zusätzliche Spielzeit bescheren die - meiner Meinung nach überflüssigen - Instrumentals "Graveyard Of Dreams" und "Not Long For This World". Wie immer markant ist die Gitarrenarbeit von Michael Amott, der wieder den Griffbrett-Wizard gibt und melodische Leads und abgefahrene Soli zaubert. Die Songs bestechen durch die gewohnte Verquickung von starken Harmonien bzw. Melodien und der aggressiven Power, deren Ursache vor allem in der keifenden Sängerin zu suchen und auch zu finden ist. Das trotz unvermindert gepflegter Bandlinie variabel und packend komponierte Songmaterial pendelt allzeit zwischen melodischem Death Metal mit Brecher- und Hymnencharakter. Das neue Album ist zeitgemäß und druckvoll produziert, mit zündender Dynamik ausgestattet und besticht in seiner Kompaktheit mit gewohnt ausgefeiltem Songwriting, das dem bärenstarken Vorgänger "Khaos Legions" zwar nicht ganz das Wasser reichen kann, aber dennoch bärenstark ist.

Besetzungswechsel am Mikro sind naturgemäß prädestiniert dafür, in die Hose zu gehen, positive Beispiele wie Brian Johnson sind eher die Ausnahme. Die Blaze Bayley und Ripper Owens-Schicksale sind eher die Regel. Wie sich "die Neue" ins Bandgefüge einpassen wird, ob sie auch live die Führungs- und Dirigentenqualitäten einer Angela Gossow entwickeln wird können und ob sie generell bei den Fans reüssieren können wird, wird wohl die Zeit weisen. Klar ist jedenfalls, dass sich White-Gluz bei ARCH ENEMY selbst limitiert und weit weniger abwechslungsreich als bei ihrer Altband röhren und singen darf. Gleichsam erreicht sie leider nicht das hohe (bzw. bezogen auf das Growlen tiefe) Intensitäts- und Originalitätslevel ihrer Vorgängerin, obwohl sie recht aggressiv shoutet und über enorme Power verfügt, hat sie schlußendlich leider nicht ganz das Profil einer Angela Gossow. Trotzdem macht sie unterm Strich ihre Sache gut, der sportbegeisterten Veganerin und Straight Edge´lerin darf ein wohlwollendes Zeugnis ausgestellt werden. Meinen Segen haben ARCH ENEMY V.2, die Gossow-Zeiten als Bandmitglied scheinen wohl vorüber zu sein und White-Gluz tritt in große Fußstapfen, welche sie zwar nicht ganz ausfüllen kann, aber - wie auch die Qualität des Songmaterials absolut stimmt - eine stimmige Performance abliefert. "War Eternal" ist ein lässiges, abwechslungsreiches und mit moderner Härte und Durchschlagskraft ausgestattetes Metal-Album, das beweist, dass das Amott´sche Feuer immer noch lodert. Polarisieren wird die Sängerin allerdings.





Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (26.05.2014)

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