Einherjer - Av oss, for oss

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VÖ: 31.10.2014
Bandinfo: EINHERJER
Genre: Viking Metal
Label: Indie Recordings
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Lineup  |  Trackliste

Garstige Wellen treiben, unheilverkündende, düstere Orchestraleinlagen formen "Fremad", das imposant die Rückkehr EINHERJERs markiert. Drei Jahre sind seit dem Re-Union Werk "Norrøn", welches mich seinerzeit wie heute immens fesselt, vergangen und die Norweger sind auf dem allerbesten Weg, sich den Legendenstatus selbst zu zementieren - die acht Jahre Pause haben Frode Glesnes und seinen beiden treuen Mitstreitern mehr als nur gut getan. Zwar waren die gefallenen Krieger schon seit ihrem Debüt schon durchaus stark und vor allem prägend für diese metallische Subkultur, doch haben sie sich erst mit ihrer Wiedervereinigung selbst und vermutlich auch ein Stückchen unbewusst zu Höherem erhoben. Nun steht Ende Oktober also "Av oss, for oss" an - die Erwartungshaltung klar hoch gesteckt.

Was dem Klanggewand der aus Haugesund stammenden Truppe gut tat, war, dass man das überbordende Keyboardgedudel, welches man bereits mit "Norwegian Native Art" und "Blot" drastisch reduziert hat, in eine dunklere Form abgewandelt hat und damit insgesamt gereifter sowie deutlich lichtloser angeschwommen kommt. Das hat man auf dem sechsten Output auch so beibehalten bzw. noch weiter ausgebaut. Der zitierte, pompös inszenierte Prolog mag da in Sachen Opulenz zunächst noch eine andere Sprache sprechen, in puncto Atmosphäre weist er den Hörer aber bereits in die richtige Richtung, die mit "Hammer i kors" stimmig aufgenommen wird. Die Tatsache, dass es anfangs immer noch ungewöhnlich ist, EINHERJER so organisch und auf's wesentliche konzentriert rumpeln zu hören, spricht dafür, wie frisch und belebend die Drei im nahezu im Stillstand liegenden Viking Metal agieren. Die leichten Cowbell-Vibes sowie das episch gelagerte Solo mit seiner wehmütigen Melodie tun da ihr Übriges.

Zügig einzuprägen ist dann "Nidstong", welches man bereits vorab als Vinyl-Single veröffentlicht und als schmuckes Animationsvideo ausgekoppelt hat. Hier drängt sich gleichzeitig der Gedanke auf, dass EINHERJER mit "Av oss, for oss" deutlich rifflastiger über das Gehör fegen und mitunter auch mal in die angeschwärzte Rock-Richtung lugen. Die Hintergrundchöre hier unterstreichen zudem, dass man sich wie schon auf dem Vorgänger nicht davor scheut, Elemente aus vermeintlich völlig fremden Stilistiken wie dem Blues aufzugreifen und nahtlos in den sonst urtypischen Bandsound einzuflechten. Was dem Herrn Glesnes mit seiner Nebentätigkeit bei TWILIGHT OF THE GODS bzw. deren Debüt nicht gelungen ist, funktioniert anschließend in "Hedensk oppstandelse" quasi in Perfektion: Man kombiniert die eigenen Markenzeichen geschickt mit denen der eigenen Idole. Will heißen: Black Metal mit Heavy Metal Ingredenzien. Nur bei weitem nicht so gezwungen, einfach glaubwürdiger und inspirierter.

Gerade diese Synthese aus unterschiedlichsten Genres ist es, die EINHERJER nach ihrer Re-Union so großartig dargestellt und das zweite Album seit jener noch besser, noch lebendiger gestaltet hat. Den Norwegern gelingt es im Schlaf, in einem Moment in "Nord og Ner" Quorthon und BATHORY mit intensiver Melodieführung und kitschfreien Chören zu huldigen, nur um dann in "Nornene" im nächsten Moment wieder einen Stampfer mit kräftiger Bandshout-Unterstützung auszupacken. Dabei sind die Melodien stets folkloristisch angehaucht und nachvollziehbar, obgleich man selbst als Fan seine Einarbeitungszeit braucht.

Die räumt man EINHERJER aber auch nur allzu gern ein, denn mit "Av oss, for oss" ist ihnen der nächste große Wurf, ein absolutes Referenzwerk, oder kurz gesagt die Intonierung des Begriffes Göttlichkeit gelungen. In "Trelldom" muss man nur die tiefen, mächtigen "Hmm"-Chöre vernehmen, um Gänsehaut zu verspüren und auf eine vergleichbare Art und Weise, wie seinerzeit "Norrøn Kraft" als Opener agierte, schließt der Titeltrack diesen Meilenstein einzigartig emotional, gar ergreifend ab und meißelt den Ausnahmestatus von EINHERJER in unkaputtbaren Stein. Als Meister aller Klassen machen sie sich hier unsterblich, viel besser geht Musik de facto nicht. Zusammen mit PRIMORDIAL und SAOR stellen sie damit mein persönliches Album des Jahres, denn einen "Verlierer" hat diese irre Konstellation einfach nicht verdient.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (22.10.2014)

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