Mortician - Shout For Heavy Metal

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VÖ: 14.11.2014
Bandinfo: MORTICIAN
Genre: Heavy Metal
Label: Pure Steel Records
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Lineup  |  Trackliste

MORTICIAN ist eine Metal-Institution, die bereits in grauen Achtziger-Tagen die Bühnen Österreichs unsicher gemacht hat und in MÖTLEY CRÜE-KIamotten nette Omis im heimischen Vorarlberg erschreckt hat. Legendäre Gigs im Umkreis und auch darüber hinaus (z.B. mit den erstmals in Europa gastierenden SEPULTURA) stecken in den Knochen der Recken, zudem dürfen die Heavy Metal-Veteranen um das Kernteam Tom Metzler und Patrick Lercher auf eine EP und zwei Demos (bereits als Gesamtpaket über Pure Steel veröffentlicht!) zurückblicken. Nach der Auflösung Ende der Achtziger wurde unter dem Banner ART OF FEAR weitermusiziert, nach deren Ende es 2009 zur Wiederauferstehung von MORTICIAN gekommen ist, im Zuge derer auch gleich der damalige Sänger Daniel Khan in die neue/alte Band überführt wurde. Bejubelte Auftritte auf dem "Up The Hammers"- und "Keep It True"-Festival folgten, welche den Kultfaktor der Vorarlberger unterstrichen und den Haudegen einen zusätzlichen Credibility-Schub versetzten. Geadelt wurde die Band schließlich mit dem Deal mit Pure Steel Rec., als Krönung legten die Vier 2011 endlich ihr selbstbetiteltes Debutalbum vor, das vor geballter Metal-Power nur so strotzte und etwa mit der gleichnamigen Bandhymne und „Worship Metal“ echte Metal-Hits in petto hatte.

Doch trotz aller Authentizität und Reife, die einer erfahrenen Band immanent ist, haben MORITICIAN das Kunststück mit Bravour gemeistert, der Austro-Metal-Legende frischen Odem einzuhauchen, sodass die Songs immer auf Höhe der Zeit und mit dynamischen Esprit ausgestattet sind, wie auch auf dem neuen Langholz nachprüfbar. Vom bärenstarken Einstieg mit klassischen Metalharmonien ins drückende "Shout For Heavy Metal", bei dem Sänger Daniel wieder richtiggehend zu knurren scheint und den Song im namensgebenden Refrain explodieren läßt an, weiß der Hörer, was es metaltechnisch geschlagen hat. Vor allem sticht wieder die kernig riffende, schneidige Gitarre von Tom Metzler heraus, Songs wie etwa "Eagle Spy" gehen umgehend ins Ohr, so muß prägnanter, straighter Heavy Metal klingen!



Wo die Inspirationen für die Earcatcher aus dem Hause MORTICIAN herrühren, ist ohrenkundig. Der Geist von Chef-Combos wie SAXON, JUDAS PRIEST und ACCEPT haucht den wie immer mit viel Herzblut und großem Verständnis dafür, wie eingängige, packende Kracher und kraftstrotzende Metal-Hymnen klingen müssen, geschriebenen Songs, Professionalität ein. Doch damit ist das Spektrum noch nicht erschöpft, die Band versteht es auch, die Songs mit sofort ins Metal-Ohr gehenden Refrains ("Promised Land", "The Devil You Know") auszustatten und die besten Versatzstücke aus Teutonen-Metalkraft, britischem Insel-Originatorencharme und amerikanischer Hit-Leichtigkeit mit großem Enthusiasmus im bandeigenen Kontext umzusetzen. Eventuell bekannt vorkommende Songteile werden einfach spielerisch mit viel Authentizität und Hingabe für den Metal kompensiert.

Die wackeren Kämpfer für den Metal aus dem tiefen Westen verfolgen den seit der Wiederauferstehung der Band eingeschlagenen Weg konsequent weiter, reihen einen zwingenden Titel an den nächsten und zelebrieren ihren zweiten Karrierefrühling. Komponist Tom schüttelt die knackig sägenden Riffs in gewohnter Weise gleich reihenweise aus dem Ärmel, das Alleinstellungsmerkmal ist aber Sänger Daniel Khan, der sowohl mit seiner ureigenen, kauzig-rauen Art zu Singen (von nöliger Obertonstimme bis hin zu angrifflustigem Knurren), als auch teils mit der Phrasierung aus der Masse heraussticht. Man höre etwa das mit MÖTLEY CRÜE-Schlagseite und geilem Rhythmuswechsel ausgestattete "Rock Power", wo eine andere Facette des Khan´schen Vokalspektrums zu hören ist, oder das mit dem witzigen "Satan"-Beitrag aufgemotzte, lässige "Black Eyes". Wichtig weiters der Beitrag von Basser Patrick, der mit seinem Viersaiter die nötigen Akzente setzt und dem auch soundtechnisch genügend Raum und Druck zugestanden wurde. Die Drums wurden übrigens von CRYSTAL VIPER-Drummer Golem eingespielt. Das thrashigere "Inner Self", das auch METALLICA als Riffinspiratoren an Bord holt und "Hate", das mit ruhigem Beginn und Gangshouts überzeugt, führen bis zum Rausschmeißer "Wrong Way" durch das neue Qualitätswerk der Vorarlberger.

Wer sich aufgrund des Bandnamens auf ein neues Album der gleichnamigen US-Deathgrinder gefreut hatte, hat nunmehr dazugelernt und wird mit einer DER österreichischen Top-Adressen in Sachen Heavy Metal konfrontiert. Wer auf knochenharten und packenden Qualitätsstahl steht, kommt am neuen, bezeichnenderweise "Shout For Heavy Metal" betitelten, Kracher nicht vorbei, nach dem superben Erstling haben MORTICIAN auch auf den Nachfolger schwergewichtige Argumente draufgepackt, man darf sich auf die Vorstellung der neuen Stücke in der Livesituation freuen!

Schon im ersten Gespräch lieferten die Vorarlberger Einblicke in die Bandgeschichte und erzählten die eine oder andere witzige Anekdote, alles zum neuen Album, zum neuen Drummer etc. könnt ihr im neuen INTERVIEW mit Tom Metzler nachlesen.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (04.11.2014)

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