The Deathtrip - Deep Drone Master

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VÖ: 14.11.2014
Bandinfo: The Deathtrip
Genre: Black Metal
Label: Svart Records
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Lineup  |  Trackliste

Geschichte wiederholt sich. Das letzte Mal, als sich ein englischer Gitarrist mit dem Sänger der norwegischen DØDHEIMSGARD und einer weiteren norwegischen Black-Metal-Legende zusammengetan hat, kam dabei etwas verdammt großartiges heraus. CODE nämlich, bei denen der heutige BEASTMILK-Sänger Kvohst und DØDHEIMSHARD-Mastermind Vicotnik am Bass Mastermind Aort Starthilfe gaben und "Nouveau Gloaming" zu einem der eindrucksvollsten Debüts anspruchsvollen Black Metals gemacht haben.

Geschichte wiederholt sich. Diesmal aber in anderer Konstellation. Der Mastermind ist ein anderer, der englische Gitarrist Host nämlich. Der Norweger im Hintergrund ist Snørre Ruch, gemeinsam mit MAYHEM-Vordenker Euronymous Erfinder des klassischen norwegischen Black-Metal-Riffs und mit THORNS selbst Visionär dieses Genres, der hier hörbar als Produzent auftritt. Der unbestrittene Star des Projekts THE DEATHTRIP allerdings ist erneut ein DØDHEIMSGARD-Sänger: Der nach vielen Jahren in den Schoß der Dunkelheit zurückgekehrte Bjørn Dencker Gerde, besser bekannt als Aldrahn, von vielen als einer der intensivsten, auf jeden Fall aber ungewöhnlichsten Black-Metal-Sänger schlechthin bezeichnet.

Und "Deep Drone Master" ist dann auch genau, was man angesichts dieser vielversprechenden Konstellation aus Legenden und Talenten von THE DEATHTRIP erwarten konnte: Ein auf den Fundamenten simplen, atmosphärischen Black Metals gebautes Debütalbum, hörbar von den schaurig-verschrobenen Stücken "Kronet Til Konge"s beeinflusst, garniert mit in seine Bestandteile zerlegten Mollriffs im Stil von "Ærie Descent", versehen mit einer sterilen, verhallten Produktion. Die ersten Hördurchgänge hindurch offenbart sich bedauerlicherweise nichts Großes, vielleicht auch, weil die Erwartungen noch größer sind. Nach dem fünften, sechsten Hören wächst "Deep Drone Master" aber zusammen. Dann fügt sich der beschwörende, knurrige und vielleicht etwas zu prominente Gesang Aldrahns in die Songs ein, und die vorher noch schüchtern im Hintergrund schallende Musik traut sich einen Schritt nach vorne. Was da für fantastische, tieftraurige Melodien und weltfremde Riffs verborgen sind, ist kaum zu erklären, wenn man es nicht gehört hat. "Making Me" beispielsweise beschwört Bilder eines Einsamen herauf, der in tiefer Nacht der Gesellschaft enttäuschender Menschen abschwört und, sich nur noch auf seine Sinne verlassend, sein Herz der Dunkelheit öffnet. Das große Finale, das verstörende "Syndebukken", könnte mit seinem norwegischen Text und dem ausleitenden Didgeridoo zu Vogelgezwitscher auch gut ein zwanzig Jahre altes DØDHEIMSGARD-Stück sein.

"Deep Drone Master" ist aber nicht nur schummrig, sondern hat durchaus Eier in der Art, wie sie SATYRICON in ihrer mittleren Schaffensperiode oder DARKTHRONE auf "Transilvanian Hunger" oder "Panzerfaust" ("Cosmic Verdict", "Something Growing In The Trees") entwickelt hatten. Da wird die Platte schnell und minimalistisch, teils sogar rockig und diszipliniert, was allerdings im Vergleich zu den emotionaleren Songs der ersten Albumhälfte eher weniger überzeugend wirkt. Möglicherweise hätte dem Album eine organischere Produktion mit echten Drums (kommt schon, Jungs, das ist ein Computer und im Leben nicht, wie angegeben, Dan Mullins...) und böseren Gitarren auch gut getan, um die auffällige Heterogenität der Kompositionen etwas auszubügeln. Trotzdem ist THE DEATHTRIPs Erstling ein begrüßenswertes Stück Black Metal, das man sich als Verehrer der Neunziger gerne selbst unter den verschneiten Weihnachtsbaum legen darf.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Florian Dammasch (09.11.2014)

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