Ministry - Akte Ministry: Die offizielle Autobiographie (Al Jourgensen (Autor), Jon Wiederhorn (Autor), Andreas Diesel (Übersetzer))

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VÖ: 29.09.2014
Bandinfo: MINISTRY
Genre: (nicht klassifizierbar)
Label: Iron Pages
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Jeder, der die „Heroin Diaries“ von NIKKI SIXX oder die schonungslose Biografie von ACE FREHLEY namens „Keine Komporisse“ gelesen hat, wird sich noch immer wundern wie viel ein menschlicher Körper so aushalten kann. All jenen sei ins Tagebuch geschrieben: Nach der Lektüre von Al Jourgensens offizieller Biografie „Akte Ministry“ werden euch die Haare zu Berge stehen. Schonungslos, aber ohne erhobenen Zeigefinger, nie pathetisch, aber immer ehrlich und irgendwie kumpelhaft hat Uncle Al mit Hilfe des REVOLVER-Journalisten Jon Wiederhorn etliche Geschichten aus seinem bewegten, Drogen vernebelten Leben zu Papier gebracht.

So erfährt man in insgesamt 18 höchst amüsant erzählten Kapiteln, dass Uncle Al eine Grammy-Verleihung nicht gerade bierernst nahm und vor lauter Langeweile begann mit Kaugummis um sich zu schießen, dass man sich MADONNA auf Grund diverser Körperausdünstungen nicht nähern sollte, logisch, dass wir teilhaben dürfen was der gute Mann sich in 30 Jahren alles einverleibt hat, hier wird gespritzt, geschluckt und geschnupft, dass es kaum vorstellbar ist, tabulos ist das hier Erzählte unter keinen Umständen. Auf der anderen Seite lernen wir aber auch einen freundlich sympathischen Zeitgenossen näher kennen, der seine Mitmenschen immer und zu jeder Zeit mit viel Fingerspitzengefühl behandelt hat. Emotional sind die Aufarbeitung der beiden „MINISTRY Todesfälle“ (Mike Sscaccia und Paul Raven), sowie jene Passage, wo Jourgensens Vater zu Wort kommt und die Entwicklung seines Sohnes schildert. Schlussendlich kann man nach der Lektüre nur immer wieder von einem riesigen Glück berichten, (fast) jeder andere Sterbliche hätte bei einem derart ausschweifenden Drogenkonsum wohl schon zigmal das Zeitliche gesegnet.

Zusätzlich gibt es noch Interviews mit Wegbegleitern wie den REVOLTING COCKS-Sängern Luc van Acker und Phildo Owen, KMFDM-Frontmann Sascha Konietzko, Jello Biafra (DEAD KENNEDYS), Gibby Haynes (BUTTHOLE SURFERS), Jourgensens (mittlerweile ex-)Frau Angelina Lucain, Tour-Manager Holger Brandes und das wohl letzte Interview des verstorbenen MINISTRY-Gitarristen Mike Scaccia, sowie den üblichen üppigen Fototeil.

„Akte Ministry, die offizielle Autobiographie von Al Jourgensen“ ist ein enorm unterhaltsames, vor unglaublicher Dekadenz und nicht vorstellbarer Tragik dominiertes Werk, welches trotzdem voll zynischem Humor steckt, dass man den voll-gepiercten Onkel einfach liebhaben muss. Da spielt es dann auch keine Rolle, dass die Aktualität die Biografie mittlerweile überholt hat. Al ist nicht mehr mit seiner Frau Angie verheiratet, hat der Einöde Texas den Rücken gekehrt und bastelt mittlerweile (wieder einmal) an der x-ten Fortführung von MINISTRY. Das soll den Lese Spaß, welchen man auf diesen insgesamt 304 Seiten hat, aber in keiner Weise schmälern. Uncle Al ist in nahezu allen Lebenslagen für hochwertige Qualität bekannt, auch beim Niederschreiben seines mehr als bewegten Lebens und auch die deutsche Übersetzung von Andreas Diesel darf man uneingeschränkt als gelungen einstufen.



Ohne Bewertung
Autor: Reini (28.12.2014)

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