Nihilo - Dum Spiro Spero

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VÖ: 31.01.2015
Bandinfo: NIHILO
Genre: Death Metal
Label: Subversiv Records
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Lineup  |  Trackliste

Wie konnte das nur passieren? Da muss eine talentierte Death-Metal-Truppe, namens NIHILO, seit mittlerweile mehr als zehn (!!) Jahren im Untergrund herumdümpeln, obwohl sie dennoch regelmäßig gute, konstante musikalische Leistungen abliefern. Doch bis dato nahmen nur Wenige davon Kenntnis, was sich mit folgendem Review, des aktuellen zweiten Longplayers „Dum Spiro Spero“ endlich ändern soll! Drei EPs, zwei Singles und bereits ein Full-Length-Album („Perpetua Concordia“) sind der Beweis, wie fleißig die Schweizer innerhalb der letzten Dekade waren. Doch bei „Dum Spiro Spero“ haben NIHILO keine Kosten und Mühen gescheut und machen den Fans ein ganz besonderes Present: Das Album erscheint nämlich in den unterschiedlichsten (Vinyl-) Versionen, unter anderem auch als Gatefold-LP, sowie als digitaler Download! Der Fakt, dass die letzten drei Releases allesamt ebenfalls auf Vinyl erschienen sind unterstreicht einmal mehr, wie viel Wert NIHILO auf „Old-Schoolness“ legen. Wenn Ihr trotzdem noch etwas misstrauisch seid, wird euch folgendes Review helfen, die letzten Zweifel zu bereinigen.

Das Ziel des Quartetts aus dem Emmental ist, dem oft totgesagten Death-Metal-Underground neues Leben einzuhauchen und somit zu einer wahren Todesblei-Renaissance zu führen. Das dürfte mit „Dum Spiro Spero“ wohl gelingen. Hier wird Old-School-Todesblei mit einer Brise Doom und Grind zu einer bedrohlichen Mischung vereint. Die Thematik der Lyrics dreht sich hauptsächlich um die Abgründe der Menschheit (Krieg und Totschlag), apokalyptische Zombie-Szenarien und handfester Kritik an unserer Gesellschaft. Herrlich, wie die Jungs aus Huttwil (Kanton Bern) Death Metal der allerersten Güteklasse zelebrieren. Hier bleibt kein Auge trocken – nein, im Gegenteil: Es wird rau gekeift, tief gegrowlt, gegrindet und drauflos geknüppelt. So inszeniert man das perfekte Ambiente für „Dum Spiro Spero“, was so viel bedeutet wie: „So lange ich atme, habe ich Hoffnung“ – in Anlehnung auf den Kampf gegen das Zombietum. Musikalisch packt man die schwermetallische Keule aus und schwingt sie auf höchstem technischem Niveau. Ausgenommen davon, ist natürlich das „Intro“, welches mit seinen Samples wegweisend für die restlichen acht Tracks ist. Man macht also keinen Hehl daraus den Soundtrack für blutverschmierte, räudige und aussichtslose Kämpfe gegen die Untoten zu fabrizieren. Dass dies so gut funktioniert, liegt mit Sicherheit auch an der hohen Live-Präsenz der Schweizer, welche sich in der energiegeladenen Produktion (live aufgenommen im Hidden-Stash-Studio/Bern) wiederspiegelt.

Nach dem „Intro“ folgt der Song „On The Brink“, wessen Frage man am Songende - „Do I have erverybodys attention now?“ - nur mit einem lautem „Jawohl“ beantworten kann. Denn es folgt das Herzstück des Albums, in Form des Titels „Infected“, zu welchem neben der harten Instrumentalisierung ein Splatter-Video veröffentlicht wurde, welches die Musik gekonnt in blutverschmierte Bilder umsetzt. Nichts für schwache Nerven… aber das ist das gesamte Album sowieso nicht. „Infected“ bildet zugleich mit seinem enormen Grind-Faktor und den niederwälzenden Gitarren das Herzstück des Albums. Auch lyrisch wird hier die Hauptthematik von „Dum Spiro Spero“ genial umgesetzt. Da stellt sich die Frage, inwieweit der Großteil der Menschheit nicht sowieso schon von einem Virus befallen scheint, der uns zu Marionetten des gesellschaftlichen „Theaters“ macht. Musikalisch wird dieses Thema in bester Death-Metal-Manier und der wohl dazu nötigen, gezielt eingesetzten Brise Doom- bzw. Grind-Metal umgesetzt. Zwischendurch bannen sich rhythmische, eingängige Parts („Risen From The Ashes“, „The Shield Of Justice“, „Last Man Standing“) ihren Weg, dann tritt wieder der Doom-Faktor in den Vordergrund („Homicidal Pleasures“, „Dum Spiro Spero), oder es wird – ohne Rücksicht auf Verluste – wild drauflos gegrindet, stets gut eingekleidet im „Old-School-Death-Metal-Kostüm“ („Lethargy“, „Death Swamp“). Dabei ist zu erwähnen, dass es extrem schwierig ist, einzelne Songs auf nur ein musikalisches Hauptthema einzugrenzen, da Vielseitigkeit bei den Schweizern groß geschrieben wird und sie bei beinahe jedem Song – die bereits erwähnten Elemente – gekonnt abwechselnd benützen.

Der einzige Ausreißer auf dem Album ist das gut 20-minütige Titelstück „Dum Spiro Spero“. Hier sprechen wir von einer wahrhaftigen Doom-Hymne, welche auf den ersten Blick jedoch etwas langatmig erscheint. Die ersten zehn Minuten nutzten NIHILO, um sich in zähen, schleppenden und enorm dunklen Passagen ein „Stelldichein“ zu geben und bedienen sich bei extrem sperrigen, minimalistischen Parts, um eine gewisse Spannung aufzubauen. Denn nach gut neun Minuten hat sich das Warten endgültig gelohnt und man fegt wie ein Wirbelsturm mit seinen harten, tiefen Gitarrenwänden und den aggressiven Lyrics über den Hörer hinweg. Nach weiteren zwei Minuten ist der „Zauber“ wieder vorbei, dass Tempo wird wieder gedrosselt und man führt Liebhaber düsterer Klänge an den Ausgangspunkt zurück. Dieses „Spiel“ wird gut 20 Minuten lang zelebriert und unter dem Strich kommt ein würdiger Titelsong zum Vorschein, welchen man getrost als lupenreine Doom-Metal-Nummer abtun kann. Die letzten drei Minuten beenden den Titelsong mit einem langen Gitarren-Feedback und besiegeln somit eine göttliche Hymne!

Nicht nur der Kanton Bern, sondern die gesamte internationale Death-Metal-Gemeinde, kann sich mit NIHILOs „Dum Spiro Spero“ über ein geniales Todesblei-Album freuen. Hier kommen vor allem Old-School-Fans, aber auch Doom- und Grind-Metal-Liebhaber, voll auf ihre Kosten. Wer es extrem und kompromisslos mag, ist bei NIHILO genau an der richtigen Adresse. Fazit ist also, dass man – früher oder später – als Extrem-Metal-Freak um die Schweizer nicht herumkommen wird. Beide Daumen in die Höhe für ein Album, welches neben „old-schooligem“ Death Metal mit Melodien, ein inhaltliches Konzept mit enorm viel Tiefe und Spannung bietet!



Nachsatz: Damit keine Verwirrung aufgrund der vielen unterschiedlichen Veröffentlichungstermine bzw. der verschiedenen Albumeditionen, aufkommt: Die CD-Version (Digipak) und der Download von „Dum Spiro Spero“ wurden bereits am 7. März 2014 veröffentlicht, während der (Gatefold) LP-Releasetermin erst am 31. Jänner 2015 stattfindet.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Gunther Starchl (16.01.2015)

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