UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY (UPF) - Fall In Love With The World

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VÖ: 07.11.2014
Bandinfo: UNITED PROGRESSIVE FRATERNITY (UPF)
Genre: Progressive Rock
Label: Inside Out Music
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Lineup  |  Trackliste

Diese Bruderschaft ist aus den australischen Proggern UNITOPIA (1996 gegründet, vier Alben) hervorgegangen und komplettiert sich mit Musikern aus dem THE TANGENT-Personalkarussell. Und der Name ist Programm, denn die Vision von Sänger Mark Trueack ist eine "Band für die Menschen" (was auch immer er damit meint), das Konzept entspricht "einer Drehtür, bei dem die Mitglieder alles Mögliche beitragen können". Soweit, so mysteriös. Nach fünfmaligem Durchlauf hat sich mir "Fall In Love With The World" noch nicht wirklich komplett offenbart, es funktioniert eher wie eine Blume, die langsam erblüht um am Ende in voller Pracht zu erstrahlen. Übergreifend kann man jedoch feststellen, dass UPF sich eher "brav" anhören, und ihnen zumeist die Ecken und Kanten fehlen, auch wenn man sich schon mal ab und an zu einem zünftigen Crescendo aufschwingen kann.

Für Vergleiche mit anderen Combos würde ich erst mal YES heranziehen, deren Urgestein Jon Anderson man für den Track "The Water" ans Mikro bekommen konnte - auch wenn er nur sehr verhalten im Hintergrund, quasi als Echo von Mark Trueack erklingt. MARILLION kommen mir in den Sinn, was vor allem an den Arrangements liegen dürfte, die oft sehr ausladend und Pathos-schwanger wirken, sich aber in großartigen, zeitlosen Melodiebögen manifestieren. Beim Hören von "Don't Look Back - Turn Left" kam mir sogar SIMPLY RED in den Sinn, wenn auch nur entfernt wegen der soulig-groovigen Grundstimmung. "Choices" mit seinem grandiosen Refrain und seinem atmosphärischen Mittelteil ist mit Sicherheit ein Highlight, das von Weltmusik inspirierte, ruhige "Intersection" spielt auf eine fast schon poppige Weise mit Elementen und Instrumenten aus Orient und Okzident.

Höhepunkt und Zentrum dieser Konzeptplatte ist aber das rund 22-minütige "Traveling Man", das auch mal ein paar harte Gitarren bieten kann, und dessen verschiedene Teile ein kleines Epos für sich bilden - da scheut man selbst vor Klezmer-Einlagen und Querflöten-Hippie-Idyll nicht zurück, und im Mittelteil fallen wahrscheinlich nicht nur mir ein paar frühe GENESIS-Parallelen auf. Der Titeltrack erweist sich als etwas zahnlos, und verwöhnte Proggies sollten überhaupt mit Vorsicht an die Sache herangehen: oft scheint hier Friedfreudeeierkuchen zu dominieren und das Material driftet schon mal in poppige Randgewässer ab - was per se nicht wirklich schlecht ist, irgendwo machen das YES ja auch schon länger. Es sei hier nur erwähnt.

"Religion Of War" überrascht zwar mit Synth-Teppichen, ist insgesamt aber ein wenig zu unaufregend. Und die alternative, weil entschärfte Version von "The Water" (CD Bonus-Track) kann man sich getrost schenken. Unterm Strich bleibt immer noch eine gute Portion Hirn-Musik, die aber die Ganglien niemals überfordert, sie doch eher angenehm massiert. Bestechend immer wieder der gezielte Einsatz von Saxofon und Klarinette, stilistisch setzt man sich bewusst keine Grenze, bleibt aber dennoch ein wenig zu übervorsichtig beim Komponieren. Am Ende hat man ein Album, das zwar etwas Vorlaufzeit benötigt, sich am Ende aber als angenehm unaufdringlich bei gleichzeitig gehobenem Anspruch erweist.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (10.01.2015)

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