Eisbrecher - Schock

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VÖ: 23.01.2015
Bandinfo: EISBRECHER
Genre: NDH (Neue Deutsche Härte)
Label: Sony BMG
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Lineup  |  Trackliste

Fast drei Jahre ist es her, dass EISBRECHER, meine liebsten Vertreter der Neuen Deutschen Härte, mit "Die Hölle muss warten" den heiß ersehnten Nachfolger zum kommerziell durchaus sehr erfolgreichen "Eiszeit"-Album ablegten. Wie schon in meiner damaligen Review beschrieben, stieß der 2012er Output der sympathischen Jungs rund um Front-Checker Alexx und Kompositions-Mastermind Noel Pix damals auf eher geteilte Meinungen. Von Ausverkauf war in manchen Foren die Rede, von Anbiederung, dabei war "Die Hölle muss warten" aus meiner Sicht einfach die logische Weiterentwicklung, die diese Band gehen musste, um sich nicht über die Jahre hinweg einfach selbst zu wiederholen. Das Album war kein unbedingter Meilenstein, viele Songs waren aber durchaus richtig, richtig gut geraten. Und während "Verrückt" noch irgendwo in den hinteren Abschnitten meiner Gehörgänge herumwabert, steht nun also der "Schock" auf dem Programm. Ein Titel, der programmatischer nicht sein könnte und einfach perfekt in unseren Zeitgeist passt.

"Schock". Das steht in unserer heutigen Zeit für so vieles. Krieg, Liebe, Schmerz, Enttäuschung. "Schock" lautet die Devise. In jeder Hinsicht. Und diese Thematik versuchen EISBRECHER erneut in ein adäquates Soundgewand zu packen, das sich hören lassen kann. Was gleich auf den ersten Blick auffällt: Die Riffs tönen bereits zu Beginn härter aus den Boxen. Die Songs auf "Schock" sind konsequenter, direkter, mit manchmal etwas heruntergetrimmten Gitarren ziemlich straight. Auch Alexx' Vocals dringen manchmal in aggressivere Gefilde vor ("Himmel, Arsch und Zwirn"), schaffen es aber auch, teils etwas kitschig geratene Lyrik-Gebilde überzeugend (und vor allem eingängig) rüberzubringen. Was aber ebenso auffällt: Kaum ist der Opener "Volle Kraft voraus" verklungen, fühlt man sich wohl. Man ist als Hörer und Fan gleich wieder mittendrin im EISBRECHER-Universum und freut sich auf das Kommende, das das bewährte Rezept der Eismänner erneut aufgreift, aber auch immer wieder mit erfrischenden Elementen arbeitet, um den Zug in die Zukunft nicht zu verpassen.

Zugegeben, so richtig neue Inputs hat auch "Schock" nicht zu bieten, zu kategorisierend kann diese Art von Musik an manchen Stellen einfach sein. Mit "Schock" schaffen es EISBRECHER aber erneut, ein richtig starkes Album einzuzimmern, das dieses Genre einfach braucht. Und die gelungene Mischung macht's aus: Von getragenen, balladeskeren Metal-Nummern ("Rot wie die Liebe"), dem zu erwartenden, immer etwas monoton geratenen Up-Tempo-Kracher (Titeltrack "Schock"), den mit poppigen Melodien unterlegten Industrial-Titeln ("Schlachtbank", das für mich überhaupt ein kleines Highlight darstellt, oder "Noch zu retten) bis hin zu "Zwischen uns", das mit elektronischen Elementen und unterstützenden weiblichen Vocals arbeitet. Das kann alles was, das hört sich gut an und das wird auch live wieder sehr gut funktionieren. Für mich ist "Schock" sogar noch eine Spur besser geraten als "Die Hölle muss warten", da es - ob der oben beschriebenen Mischung - zielgerichteter ist, mehr auf die Zwölf geht (was auch "Dreizehn" beweist :)). Manchmal etwas plump und doch gleichzeitig sehr filigran und ausgetüftelt. Das sind EISBRECHER für mich. Kein "Schock" also und trotzdem schockierend mitreißend.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: mat (23.01.2015)

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