Enforcer - From Beyond

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VÖ: 27.02.2015
Bandinfo: ENFORCER
Genre: Heavy Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Der niemals zu enden scheinende Old-School-Heavy-Metal-Hype der letzten Jahre hat mit dem in Szenekreisen so ungeliebten Metalcore eine Gemeinsamkeit – hier wie dort trennte sich nach der absoluten Hochphase die Spreu vom Weizen und im Langzeitgedächtnis bleiben irgendwann doch nur mehr die wahren Könner verhaften. Die schwedischen ENFORCER sind in diesem Fall nicht nur dabei, sondern mittendrin. Spätestens das 2013er Langeisen „Death By Fire“, ein noch heute quasi unübertroffener Bastard aus MÖTLEY CRÜE-Arschleck-Attitüde, DIAMOND HEAD-Britannien-Verbeugung und Alt-METALLICA-Heftigkeit, ballerte das Stockholmer Quartett in die rappelvollen Notizbücher zahlreicher Metal-Enthusiasten. Umso schöner ist es zu sehen, dass den Workaholics (quasi ständige Liveauftritte quer über den Erdball und dazu noch regelmäßige Alben-Veröffentlichungen) die Hit-Tauglichkeit auch anno 2015 nicht abhandengekommen ist, denn auf „From Beyond“ (samt extrageilem 80s-Cover-Artwork) feuern die Wikstrand-Brothers wieder Ohrenschlängler en masse aus allen Rohren.

Von osteuropäischen Metalbands á la KAT, CREDO oder MAGNIT sollen die Stockholmer beeinflusst worden sein, dazu töne der vierte Studiorundling laut Plattenfirmen-Infogebrabbel düsterer und zudem weise er eine anti-existenzialistische Atmosphäre auf. Mein lieber Schwan, da wird starker Tobak aufgefahren. Auf die Essenz des wirklich Wichtigen heruntergebrochen gelingt den ENFORCER-Jungs ein erwartet starkes Statement 80s-beeinflusster Heavy/Power/Speed-Attacken, die im Direktvergleich zum Vorgänger wesentlich breiter und vielseitiger aufgestellt sind. Mit dem Opener „Destroyer“ starten die Skandinavier unwiderstehlich feurig in das bunte Treiben. Offensive Saitenaxt-Attacken, Olofs stets angriffige Keifstimme (allgemein klingt er auf „From Beyond“ motivierter und zackiger als je zuvor) und das variable Power-Drumming von Bruderherz Jonas Wikstrand stehen über alle Zweifel. Auf dem bereits im Vorfeld publizierten Song „Undying Evil“ denken ENFORCER gar nicht daran, das Tempo zurückzufahren und verheddern sich noch stärker in die mächtig gespinnten MÖTLEY CRÜE-Netze, ohne zu einer peinlichen Kopie zu verkommen.

Erst auf dem Titeltrack setzt die Melancholie zum Überholmanöver an und zaubern galoppierende MAIDEN-Riffteppiche ein bezauberndes Nicko McBrain-Grinsen in die geschminkten Gesichter der treuen Fans. Im Mittelteil des Albums werden erstmals Längen erkennbar. Das kurze „One With Fire“ ist zumindest der austauschbarste Track des Albums und die sechsminütige Quasi-„Ballade“ „Below The Slumber“ punktet zwar mit träumerischen Twin-Guitar-Soli, hätte aber auch um die Hälfte eingekürzt Eindruck geschunden. „Hungry They Will Come“ macht mit seinem gespenstischen Songaufbau und der wundervollen Riffkaskaden aber ohnehin wieder alles gut und bereitet die Schweden auf den starken Endspurt vor. Vor allem das mit reichlich Speed-Metal-Zitaten ausgeschmückte „Farewell“ und der astreine Heavy Metal/Hard Rock-Stampfer „Mask Of Red Death“ als Grande Finale verführen noch einmal zum ausgelassenen Poser-Banging. „From Beyond“ ist jedenfalls ein in diesem Jahr sehr frühes Heavy-Ausrufezeichen mit Zufriedenheitsgarantie bei einem Blindkauf. Warum aber der Vorgänger „Death By Fire“ doch das Opus Magnum bleibt? Vielleicht deshalb, weil ENFORCER mittlerweile etwas an der jugendlichen Unbekümmertheit eingebüßt haben. Man kann schließlich nicht alles haben.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (20.02.2015)

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