Keep Of Kalessin - Epistemology

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VÖ: 20.02.2015
Bandinfo: Keep Of Kalessin
Genre: Symphonic Black Metal
Label: Indie Recordings
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Lineup  |  Trackliste

Im Prinzip sind die Parallelen zu „Unter uns“, „Berlin – Tag und Nacht“ oder die guten alten „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ unübersehbar. Eine metallisierte Soap Opera mit öffentlich ausgetragener Schlammschlacht, die peinlicher nicht hätte sein können. So geschehen vor etwa zwei Jahren bei den Norwegern KEEP OF KALESSIN, die schon 2010 mit dem freudigen Kokettieren bezüglich des Song Contests für Aufregung sorgten und wenig später mit personellen Themen ins Lächerliche rutschten. Beim Inferno Festival wurde (Ex)-Sänger Thebon von Bandboss Obsidian Claw quasi aus sicherer Entfernung die Fristlose zugestellt, dieser wehrte sich natürlich postwendend ebenso öffentlich. So weit, so gähn und ein erheblicher Mitgrund, warum seit dem genialen „Reptilian“ tatsächlich fünf Jahre bis zu einem neuen Album ins Land gezogen sind.

Da sich Obsidian anscheinend nicht mit neuem Personal ärgern wollte und selbst mit einer durchaus passablen Gesangsstimme ausgestattet ist, übernahm er somit auch diesen Posten und schockierte das Stammpublikum 2013 auf der EP „Introspection“ nicht nur damit, sondern auch mit der ungewohnt epischen – manch böser Dolm möchte auch „operettenhaft“ sagen – Ausrichtung. Nun sei zur Verteidigung aber dennoch angemerkt, dass KEEP OF KALESSIN keineswegs zu den üblichen, vor allem in Norwegen zum Quadrat beheimateten Auf-der-Stelle-Tretern zählen, sondern vielmehr stets nach neuen Soundfacetten und Klangkaskaden suchen. Dies tun sie auch auf „Epistemology“ so stark, dass man als langjähriger Hörer und Begleiter der Band das untrügliche Gefühl verspürt, hier will absichtlich und frontal mit der Vergangenheit abgeschlossen werden.

Das ist vor allem zu Beginn eine wirklich zähe Sache. Nach dem dahinplätschernden Intro nerven die Trondheimer nämlich gleich einmal mit einem zähflüssigen Zehnminüter namens „The Spiritual Relief“, der zwischen Klargesang und Zehennägel-aufrollender Mega-Epik alles vermittelt, nur kein Hörvergnügen. Ab „Dark Divinity“ (unmenschliches Drumming von Vyl!) findet das fidele Trio glücklicherweise doch wieder ins Spiel zurück, denn Black-Metal-Gekeife, Blastbeat-Stakkatos und schnittige Winterriffs nehmen exponentiell zu und lassen erleichtert durchatmen. In dieser Tonart geht es glücklicherweise weiter, wobei KEEP OF KALESSIN vor allem von Obsidian Claws an Besessenheit grenzendem Ideenreichtum profitieren. Der Perfektionist achtet auch auf „Epistemology“ punktgenau darauf, möglichst innovativ durch den Äther zu riffen und den Spannungsbogen langfristig aufrechtzuerhalten.

Die Skandinavier schaffen es gekonnt, mörderische Geschwindigkeitsausritte mit wuchtigen Chören zu verbinden und entkommen damit auch geschickt dem schwarzbemalten AMON-AMARTH-Schicksal, sich völlig im schalen Mid-Tempo-Netz zu verheddern. „The Grand Design“ und „Necropolis“ zur Albummitte sind sogar richtige Highlights, bevor es am Ende mit dem bereits zuvor erwähnten „Introspection“ und dem gar zu opulenten Titeltrack wieder beliebiger wird. Einen Kardinalsfehler haben aber auch KEEP OF KALESSIN nicht vermieden – die Produktion des Albums ist so überladen, perfekt und makellos, dass jedem wahren Musikfan die Galle hochkommt. Warum müssen durchaus gute Alben immer wieder durch unverständlichen Perfektionsdrang mechanisiert werden? „Epistemology“ ist durchaus passabel, aber kann in punkto Qualität nicht an den wesentlich lebendigeren, herzerfrischenderen Vorgängern kratzen. Perfektion geht nicht immer mit Herz einher!



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (12.02.2015)

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