Psycroptic - Psycroptic

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VÖ: 06.03.2015
Bandinfo: Psycroptic
Genre: Death Metal
Label: Prosthetic Records
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Lineup  |  Trackliste

Manchmal ist ein Schritt zurück einfach notwendig. Im Fall der australischen Technical-Metaller PSYCROPTIC betrifft das die Plattenfirma, denn der Donzdorfer Metal-Krösus Nuclear Blast war bei den letzten beiden Alben wohl doch eine Nummer zu groß und hat den Tasmaniern mit Sicherheit die nötige Unterstützung und Wichtigkeit eingeräumt, die das Quartett gerne gehabt hätte. So war es nur gut und recht, für das mittlerweile sechste Studioalbum noch einmal die Fronten zu wechseln, um den Einstand bei Prosthetic Records mit einem Selftitled-Albumtitel (gähn…) als großen Neubeginn zu zelebrieren. So schön, so unwichtig – was schlussendlich zählt ist ja nur, was die Konserve zu bieten hat und das wird den langjährigen (gibt’s den überhaupt?) PSYCROPTIC-Fan abermals Stirnrunzeln bereiten.

Vom Death Metal der alten Tage war schon auf dem Vorgänger „The Inherited Repression“ nicht mehr viel übrig, doch anno 2015 haben sich die Aussies wirklich völlig von ihrer Vergangenheit abgekapselt. Für Liebhaber harscher Gewaltorgien ist auf „Psycroptic“ nur mehr dann hörenswertes Material vorhanden, wenn man neben der eh schon bekannten MESHUGGAH-Kante der Band auch eine Vorliebe für technischen Thrash Metal hat. Ja, richtig gehört. Was sich auf dem letzten Album schon bei vielen Songs abgezeichnet hat, ziehen Gitarrist Joe Haley und Co. hier kompromisslos durch und haben bis auf einzelne Doublebass-Stakkati und Basslinien gar nichts mehr mit den Kultwerken „The Scepter Of The Ancients“ (2003) oder „Symbols Of Failure“ (2006) gemein. Wurde früher gegrowlt, wird jetzt gekeift. Dröhnten die Gitarren einst „Six Feet Under“, schneiden sie heute lieber scharf. Alles neu – das ist bei den sich ständig im Veränderungsprozess befindlichen Kängurus auch nicht sonderlich überraschend, die völlige Abkapselung von eigenen Großtaten aber schon.

Das führt interessanterweise so weit, dass gerade die erste Albumhälfte erstaunlich beliebig klingt. Das viel zu lang geratene „Echoes To Come“ kokettiert gar frech mit technischem Metalcore, „Ending“ kommt dem Death Metal stimmlich noch am nächsten, verliert sich aber in den rasant vollzogenen Tempiwechsel und „A Soul Once Lost“ ist zwar eine spielerische Meisterleistung, lässt aber Gefühl und Atmosphäre völlig außen vor. PSYCROPTIC finden erst recht spät in die Spur und zeigen auf der Bay-Area-Verbeugung „Setting The Skies Ablaze“ erstmals loderndes Feuer. Das hyperrasante Gehacke wird dem einen oder anderen aber auch zu anstrengend sein – zumal Sänger Jason Peppiatt auch nach zehn (!) Jahren in der Band noch immer die Fans entzweit.

Richtig knackig wird’s dafür noch am Ende – „The World Discarded“ schlägt zahlreiche Haken, verliert dabei aber nie den roten Faden und mit dem Closer „Endless Wandering“ gelingt den Jungs sogar noch eine absolute Top-Nummer samt paralysierend-atmosphärischem Outro. Geht ja – nur leider viel zu selten. Auch die tighte Nähmaschinenproduktion bettelt förmlich um gespaltenes Feedback. Für PSYCROPTIC ist das selbstbenannte Werk wahrscheinlich die logische Weiterführung eigener Interessen und Befindlichkeiten – für viele Anhänger wird das Album aber nur ein weiterer Grundstein zur Abkapselung sein. Wer sich dennoch mit Frickel-Thrash und nervöser Assi-Keif-Stimme anfreunden kann, liegt hier aber goldrichtig. Das Teil ist weder Fisch, noch Fleisch.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (02.03.2015)

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