Nocternity - Harps Of The Ancient Temples

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VÖ: 17.04.2015
Bandinfo: Nocternity
Genre: Black Metal
Label: Iron Bonehead
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Lineup  |  Trackliste

Da isses also, "eins der meist erwarteten Black Metal Alben der letzten Dekade". Laut Iron Bonehead Productions, dem Label von NOCTERNITY, zumindest. Irgendwie stimmt das ja sogar, denn seit "Onyx" anno 2003 gab's vom griechischen - mittlerweile - Ein-Mann-Projekt keinen Longplayer mehr. Vereinzelt EP's hier, ein paar Splits dort - als Aufnahmemaschine ist Khal Drogo also wahrlich nicht aufgefallen. Aber der Herr hat ja auch mit seinem Label Kyrck Productions gut zu tun und davon mal ab tat das der Qualität seines Schaffens ohnehin noch nie einen Abbruch. Da müsste "Harps Of The Ancient Temples" doch an die bisher stets wertigen Kreationen anknüpfen können, oder?

Innerhalb von zwölf Jahren kann sich auf jeden Fall einiges ändern. Arg floskelhaft, ja, aber man ahnte schon auf der 2007 erschienen, genauso betitelten EP und dem nach der Band benannten Appetizer (drei Songs des Albums sind durch beide EPs bereits bekannt), dass man nach Besetzungswechseln und dem Auslassen diverser Session-Musiker deutlich geradliniger und weit entfernt vom atmosphärischen und keyboardunterstützten Black Metal vorgehen will. Würde man das nicht sofort hören, hätte es einem dann spätestens das Label mit dem beiliegenden Promowisch untermauert:

"'Harps Of The Ancient Temples' ist Black Metal aus einer verlorenen Zeit, einer Zeit weit weit fort, einer Zeit, buchstäblich antik. Es ist die altertümliche Dunkelheit, die den Hörer umhüllt und hypnotisiert, die die skandinavischen und griechischen BM Einflüsse in ein Prisma umformt, das kein Licht durchlässt, sondern es vielmehr absorbiert. Während die Frühwerke der Band ein nahezu cinematisches Ausmaß hatten, wird der Puls von 'Harps Of The Ancient Temples' auf ein nahezu katatonisches Stadium gedrosselt."

In anderen Worten: Gähn. "Dieses Album ist nicht so komplex wie 'Onyx'", fügt K.D. noch an und bringt die Misere nur zur Hälfte auf den Punkt, denn: Es ist nicht nur das Abdriften in das Klangschema der 90er, sondern die schiere Inspirations- und Espritlosigkeit, die "Harps Of The Ancient Temples" schon zu Beginn niederstreckt. Und die pure Monotonie, die sich in "The Black Gates" sowie dem Titeltrack (die vereinzelt gestreuten Melodien machen es kaum besser) über ganze zwölf Minuten erstreckt, dabei aber nur ein Tempo und ein Riff zu kennen scheint. Bevor "River Of Woe" und der Rest des Werks (bis auf ein paar rar gestreute Tempowechsel) dann in ähnlicher Manier die immergleichen, lustlosen Strukturen offenbaren, werden NOCTERNITY dann in "Titans" wenigstens zügiger, wenngleich man das Schlagzeugspiel von SADISTIC NOISE Trommler N.S. allenfalls als bemüht bezeichnen kann. Da reißt auch Gastsänger Whyrhd von LUNAR AURORA nix raus, sorry.

Wie soll man diesen groben Unfug also resümieren? Am besten so: Kürzlich gab's für "En Oria" und "Onyx" offenbar jeweils eine schick aufbereitete Neuauflage. Sollte man sich also für NOCTERNITY interessieren, greift man lieber da zu, anstatt sich mit "Harps Of The Ancient Temples" den Tag zu versauen. Das wiederum ist bestenfalls für den elitären, sich aus Profilierungszwecken drölfmillionen verschiedene Black-Metal-Rumpeldemos gebenden und sich dabei an nichts davon erinnern könnenden Pseudo-Connaisseur geeignet. Man stelle sich vor, SUMMONING hätten mit "Old Mornings Dawn" debütiert und "Lugburz" wäre 2013 erschienen. Zwischen Fort- und Rückschritt liegen eben Welten und wenn das dann noch lustlos vorgetragen wird, können NOCTERNITY ihren arg beliebigen "Abstieg in die Untiefen des Hades" gerne alleine antreten.



Bewertung: 1.5 / 5.0
Autor: Pascal Staub (08.04.2015)

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