The Monolith Deathcult - Bloodcvlts

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VÖ: 27.03.2015
Bandinfo: THE MONOLITH DEATHCULT
Genre: Industrial Death Metal
Label: Season of Mist
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Lineup  |  Trackliste

Auf der Nationalflagge Saudi-Arabiens steht in arabischer Schrift „Es gibt keine Gottheit außer Gott und Mohammed ist sein Gesandter“, darunter ist ein weißes, waagrecht angeordnetes Schwert zu sehen, das Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit symbolisieren soll. Auf der neuen EP der holländischen Industrial-Death-Metaller THE MONOLITH DEATHCULT steht der Titel „Bloodcvlts“, erinnert dabei an die arabische Schrift und setzt auch das Schwert darunter. Was in Zeiten einseitig-medialer Dauerbeschallung und argumentationsloser Pauschalisierung immer öfter in Vergessenheit gerät, haben die smarten Niederländer natürlich längst erkannt – der Islam ist nicht per se böse und ein „Charlie Hebdo“-Schicksal steht nicht exemplarisch für eine gesamte Glaubensrichtung.

Was den politisch Korrekten oder eher Spaßgebremsten Zornesfalten auf die Stirn reibt, beklatschen andere stehend und freudig erregt. THE MONOLITH DEATHCULT sind beileibe keine große Nummer im DM-Business, aber eine wichtige, denn wie kaum eine zweite Band traut sich das sprachenversierte Kollektiv aus Kampen an pikante Themen wie eben den Islam oder den Zweiten Weltkrieg. Kenner erinnern sich etwa an das Jahrhundertalbum „Trivmvirate“ und das darauf befindliche, wohlbekannte „Kindertodeslied“, das auch nach sieben Jahren noch achtlos und gerne falsch interpretiert wird. „Tetragrammaton“ war nach fünf langen Jahren Wartezeit zwar ein starkes, durch die meist fehlende Industrial-Komponente aber doch etwas „feiges“ Album, das die große Chance, auf eine adäquate Fortsetzung des technoiden Brachial-Sounds verpasste.

„Bloodcvlts“, eine EP mit mehr als 40 Minuten Spieldauer, sollte so manchen TMD-Jünger aber doch wieder zufriedenstellen können, da Michiel Dekker und Co. sich doch wieder stärker um die Elektronik kümmern. Das etwa sehr angenehm und ohne wilde Übertreibung in „Doom Of The Tawusê Melek“ und wesentlich prägnanter in „Die Waffe Mensch“, ein Remix des starken „Todesnacht von Stammheim“, wieder in Deutsch gehalten, mit unwiderstehlichen Beats verstärkt und offensichtlich textlicher Provokation, die sich um den Massensuizid der RAF-Anführer Baader, Ensslin und Raspe dreht. Dass der Sound im Direktvergleich zum „Kindertodeslied“ doch etwas stärker in Richtung Kirtags-Techno geht, schreckt anfangs vielleicht ein bisschen, tut der ernsten Thematik samt gewohnt morbidem Humor aber nicht nachhaltig weh.

Ebenfalls besonders geil geraten ist das akustische Remake von „Den Ensomme Nordens Dronning“, das durch das Reduzieren auf das Wesentliche eine unheimliche Dramatik aufbauen kann. Dazwischen gibt es gewohnt technisch versiertes Todmetall-Gekloppe im Fahrwasser von MORBID ANGEL, HATE ETERNAL oder NILE mit einem Schuss episch-orchestrierter Pandabären-Vertonung á la DIMMU BORGIR oder OLD MANS CHILD, die den Holländern zusätzlich zur eigenständigen Soundnote verhelfen. „Bloodcvlts“ ist mehr als nur ein schmackiger Appetizer für das hoffentlich bald folgende Full-Length-Album, dem man eigentlich nur zwei Sachen wünschen kann. Erstens: Bitte wieder elektronischer und technoider werden. Zweitens: Habt auch weiterhin keine Angst, heikelste Themen anzuschneiden. Das ist wichtig und richtig! Amen.



Ohne Bewertung
Autor: Robert Fröwein (09.04.2015)

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