Gruesome - Savage Land

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VÖ: 17.04.2015
Bandinfo: GRUESOME
Genre: Death Metal
Label: Relapse Records
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits  |  Trivia

„DEATH-Worship in Reinkultur“. Damit wäre zum Thema GRUESOME eigentlich alles gesagt. Eigentlich, wäre da nicht die hochklassige Besetzung, die sich aus Mitgliedern der Death/Grind-Superschlächter EXHUMED (Matt Harvey), POSSESSED (Daniel Gonzalez) und Gus Rios (ex-MALEVOLENT CREATION) rekrutiert. Allesamt Musiker also, die ihr Handwerk verstehen, außerdem mit an Bord Bassistin Robin Mazen, die neben der Fingerfertigkeit am Viersaiter noch für eine feminine Note sorgt. Und dieses Können und die routinierte Professionalität der Protagonisten ist beim Sound der Band auch vonnöten, um dem musikalischen Anspruch, der sich nicht viel weniger als im Vermächtnis des großen Chuck Schuldiner gründet, gerecht zu werden. Ursprünglich aus dem Live-Vocal-Engagement des Fronters Matt Harvey in der DEATH To All-Mannschaft sowie der partiellen Live-Beteilligung von Drummer Gus Rios bei DTA-Projekt entstanden, mutierte das Unterfangen recht schnell, entwickelte Eigendynamik und findet seinen Höhepunkt nun in einem Studioalbum, das ob des tollen Songwritings, der abwechslungsreichen Kompositionen und vor allem der hingebungs- und würdevollen, und gleichsam vitalen und kraftvollen Performance im Stile des großen Floridianers für offene, staunende Münder und gespitzte Lauscher sorgt.

GRUESOME revitalisieren längst vergangen geglaubte Oldschool-Florida-Death Metal-Glanzmomente, die man mit der Bestattung des DM-Gottes Schuldiner quasi mitbegraben glaubte. Das Fourpiece zelebriert die DEATH-Frühphase (hier hauptsächlich das zweite und dritte Album) und bringt ihr eigenes Coleur in die phantastischen, an die Schuldiner-Klassikersongs längst vergangener Tage erinnernden Stücke ein, indem sie in dem allzeit DEATH heraufbeschwörenden Sound ihre eigenen Glanz- und Überraschungsmomente beifügen. Überzeugend das authentische Soundbild samt fesselnder Riffs, gelungener Songaufbauten und „Leprosy“-ähnlichen Gitarrensoli und -harmonien, trockenem Power-Drumming und dem alles überragenden Organ von Fronter Harvey, das - sei es beim Regulär-Growlen als auch bei den Gurgel-Screams - frappierend an den 2001 verstorbenen Mastermind erinnert. Man führe sich etwa den Opener, "Closed Casket", "Hideous" oder den Rausschmeißer zu Gemüte, hier wird im Geiste eines ganz Großen musiziert, ein obligatorisches Ed Repka-Cover mußte natürlich auch her.

Allen Ketzern, welche den Handelnden plattes Plagiat vorwerfen, sei abschließend noch mit auf den Weg gegeben, dass sie eines der besten Death Metal-Alben in letzter Zeit verpassen, das mit dem strahlenden Vermächtnis von Schuldiner äußerst respektvoll umgeht und allen Fans eine Nostalgiereise in die Anfänge der Neunziger des letzten Jahrhunderts gönnt. GRUESOME führen das Schuldiner-Vermächtnis würdevoll fort und sorgen neben der unter den Fans zwiespältig aufgenommenen DTA-Covertour für echtes DEATH-Feeling. Wenngleich man naturgemäß nicht an die Glanztaten von Chuck herankommt bzw. herankommen kann (ein solches Ansinnen dürfte man den Protagonisten auch nicht unterstellen, zu ehrerfüllt äußerten sich die Beteiligten zum Ausnahmemusiker), so werden Erinnerungen an jene DEATH-Hochzeiten der "Leprosy"/"Spiritual Healing"-Ära wach, die man in dieser Qualität schon lange nicht mehr genießen durfte.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Thomas Patsch (14.04.2015)

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