STEVE HACKETT - Wolflight

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VÖ: 30.03.2015
Bandinfo: STEVE HACKETT
Genre: Art Rock
Label: Inside Out Music
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Lineup  |  Trackliste

Workaholic, anyone? Der britische Gitarrengott ist nach STEVEN WILSON wahrscheinlich der kreativste Musiker des Planeten, wenn man die Output-Frequenz betrachtet. Mitunter teilt man sich neben dem Vornamen auch noch Bassist Nick Beggs. Neben den "GENESIS Revisited"-Scheibletten und einer ganzen Latte von Klassik-Einspielungen ("A Midsummernight's Dream", "Metamorpheus", "Sketches Of Satie") kann STEVE HACKETT aber auch noch ordentlich abrocken. So gesehen ist "Wolflight" vielleicht sogar eine Ausnahme in seinem Katalog: Noch nie war der Meister aller sechs-, acht- und zwölfsaitigen Klampfen dermaßen flexibel unterwegs, noch nie hat er so viele Stile auf einer Platte konzentriert. Um auch geistig voll in die Materie einzutauchen, verbrachte Hackett einige Zeit mit echten Wölfen in einem Freigehege nahe Rom (da könnten sich unsere Möchtegern-Black-Metal-Hipster mal ein wenig Inspiration holen!).

So vielschichtig wie das Album sind auch seine Themen, wo es von der allgegenwärtigen Liebe über die Besiedelung Europas bis hin zu griechischen Orakeln und Kindheitserinnerungen an Großbritannien geht. Das Schöne dabei ist, dass STEVE HACKETT - der seit 1975 Soloalben veröffentlicht - genug kompositorische Erfahrung hat, um auch auf den ersten Blick unvermählbare musikalische Bilder letztendlich schlüssig zusammen zu fügen. Dabei hilft ihm - neben seinem außerirdischen Gitarrenspiel - auch die kompetente Band, die mittlerweile als feste Einheit betrachtet werden darf und die sich ab und an mit Gaststars schmückt, wie in diesem Falle etwa mit YES-Bass-Revoluzzer Chris Squire. Mit dem epischen, für HACKETT-Verhältnisse ab und an ziemlich harten Titeltrack, dem an Kindheitstage auf dem Rummelplatz erinnernden "The Wheel's Turning", dem orientalischen, mit BLACK SABBATH-Riffs und Carmina-Burana-Chören veredelten Übersong "Corycian Fire", oder dem vielschichtigen "Black Thunder" setzt sich Steve hier musikalische Denkmäler, die einerseits von einem irren Artenreichtum leben, auf der anderen Seite immer seine typische, unverkennbare Handschrift tragen.

Das macht die Magie dieses - zurecht schlicht als Meisterwerk zu bezeichnenden - Albums aus, auf dem alle Songs ihre volle Berechtigung haben, und wo selbst anfangs unscheinbare Gänseblümchen wie das gesanglich stark an die BEATLES erinnernde "Loving Sea", das frei schwebende, mystische "Love Song To A Vampire", ja sogar das eigentlich als Überleitung gedachte "Earthshine" (hier wird das "Wolflight"-Thema nochmals aufgegriffen) mit der Zeit zu einer auralen Blumenwiese in tausend bunten Farben erblühen. Ein Freudenfest für alle Freunde des gehobenen Art-Rocks, das manchmal wie ein Film-Soundtracks klingt, wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht, wie ein Echo aus vergangener Zeit.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (03.05.2015)

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