Korpiklaani - Noita

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VÖ: 01.05.2015
Bandinfo: KORPIKLAANI
Genre: Folk Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Noch vor dem großen Folk-Metal-Hype, der vor allem in Finnland ins Rollen gebracht wurde, habe ich KORPIKLAANI kennengelernt. Mit Release des grandiosen "Tales Along This Road" und anschließend "Voice Of Wilderness" aus Interesse. Bis heute haben beide nichts an ihrem Charme eingebüßt und auch der letzte Napalm-Records-Release "Tervaskanto" macht sich's inmitten beider gemütlich. Danach? Flaute. Drei Alben innerhalb von drei Jahren, eines halbgarer als das andere. Nur vereinzelt blitzte das Potenzial des finnischen Waldclans fernab der unsäglich nervigen Partysongs. Als man sich auf "Manala" wieder vermehrt der Mythologie widmete, trat eine wundersame Heilung ein: Endlich kein säuseliges Gedudel mehr. Härter und dennoch folkig, interessante Texte und die ein oder andere wehmütige Note, was KORPIKLAANI bisher immer weitaus besser zu Gesicht stand als Besäufnisorgien. Aber nicht nur das ist Zeugnis eines Wandels: Drei Jahre sind dieses Mal auch vergangen, aber "Noita" ist das einzige Werk seitdem.

Worum gehts? Noita ist im traditionellen Sinne eine Art Schamane, besonders wissend über Natur und mit scheinbar übernatürlichen Fähigkeiten bekleidet. Durch das Christentum, das darin seinen Glaube in Gefahr sah (obwohl diese Personen in Finnland sehr geschätzt waren), kam es zu Hexenjagden, die den Begriff Noita falsch geprägt haben. Da herrschte für KORPIKLAANI wohl Aufklärungsbedarf, den man dann gleichzeitig als interessantes, frisches Thema verarbeitet hat.

Nicht mehr ganz so frisch ist die Verpflichtung von Sami Perttula, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger mit traditionellem Knopf-Akkordeon daher kommt, auf "Noita" aber sein Debüt feiert. Der darf sich dann im reichlich folkigen Opener "Viinamäen Mies" auch ohne großen Anlauf mit der Violine duellieren (coole Soli am Ende!) und zum einprägsamen "Hey hey hey"-Gruppenshout beitragen. Den zukünftigen Live-Hit mimt "Pilli On Pajusta Tehty" dann von Beginn weg: Gesangliche Anfeuerungen und thrashiges Riff-Fundament treffen hier auf den munteren Pakt aus Streichern sowie dem Schifferklavier und sorgen dadurch auch ganz ohne Saufschwüre für Eingängigkeit. Das und auch den leicht mystischen, schamanistischen Hauch habe ich bis zu dem Release von "Manala" lange Zeit vermisst. Dieser Hauch wird im getragenen "Lempo", dem nebulösen "Minä Näin Vedessä Neidon" oder auch dem etwas aktiveren "Ämmänhauta" mehr als ausreichend und ausgezeichnet bedient.

Dazwischen finden sich immer wieder schnellere Nummern wie die rockigen "Luontini", "Sahti" oder "Kylästä Keväinen Kehto", die in ihrer Gitarrenlastigkeit vom Vorgänger stammen könnten, sich aber mit deutlich ausgeprägteren Folk-Arrangments abheben. Die beiden Quasi-Neuzgänge, die sich dafür verantwortlich zeigen, harmonieren wirklich prächtig miteinander und heizen den übrigen Gründungsmitgliedern mächtig ein, verleihen KORPIKLAANI neuen Schwung und bringen auch die Wildheit, den Spirit Of The Forest vergangener Tage zurück.

Den Waldschraten allgemeingültig eine Schaffenskrise anzudichten, wäre aufgrund des Erfolgs der Finnen sicherlich vermessen. Trotzdem sind KORPIKLAANI für mich erst seit "Manala" wieder ernstzunehmen und mit "Noita" nun endgültig bei alter Stärke. Leichtfüßig wie eh und je schaffen es Jonne und sein Clan, finnische Folklore mit simplem, aber fetzigem Metal zu vermengen und eine gesunde Mischung, ein frisch klingendes Kollektiv aus livetauglichen Ohrwürmern und mystischen Nummern für verregnete Tage zu präsentieren. Chapéu, KORPIKLAANI, damit habe ich lange Zeit nicht gerechnet!



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (01.05.2015)

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