Amestigon - Thier

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VÖ: 28.05.2015
Bandinfo: Amestigon
Genre: Black Metal
Label: W.T.C. Productions
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Lineup  |  Trackliste

Die schnellste oder produktivste Band ist AMESTIGON nicht, immerhin ist „Thier“ erst das zweite Album der 1995 gegründeten Band, die im ABIGOR-Umfeld entstanden ist.

2010 überraschte die Band mit dem Debütalbum „Sun Of All Suns“, welches völlig untypischen Black Metal bot. Weniger Raserei, dafür angereichert mit Elementen aus dem Doom, inklusive Drone-Elementen und einer eher „urbanen“ Atmosphäre, die mehr an Drogenhölle und Rituale als an verschneite Wälder denken ließ, was auch dem für Black Metal ungewöhnlich warmen Soundbild geschuldet war.

Satte fünf Jahre später steht das zweite Vollzeit-Album, „Thier“, an. Die auf den ersten Blick eher mager wirkende Tracklist von vier Songs relativiert sich gleich wieder, da keines der Stücke unter zehn Minuten läuft und der Titeltrack gar knappe 20 Minuten veranschlagt.

„Demiurg“ eröffnet das Album mit verhaltenen Gitarren und fettem, organischem Sound. Sofort hört man eine Weiterentwicklung, die neue Elemente in den Sound der Band integriert, wobei neben den wirklich schön ausgearbeiteten Riffs besonders die Hintergrundgesänge hervorstechen. Dabei wird der Sound der Band keineswegs aufgeweicht im Sinne einer SHINING-ähnlichen Pseudodunkelheit, hier geht es direkt in die tiefen Abgründe der Seele.

Zum folgenden „358“ hat die Band einen sehr ansprechenden Videoclip erstellt, der die okkulte Atmosphäre nochmal deutlich unterstreicht. Wie ein Fiebertraum beginnt der Titeltrack „Thier“. Kriecht es anfangs sehr zäh und widerspenstig über den Hörer, entfaltet es ab der Mitte seine volle Wucht. Wie eine Welle, die den Hörer mit in die dunkelsten Abgründe reißt, bösartig schäumend, von einer abstrakten Schönheit verkörpert das Stück alle Facetten von AMESTIGON. Selbst Drone-Elemente fügen sich nahtlos in das Klangbild ein.

„Hochpolung“ ist relativ straight, stellenweise etwas post-rockig, fährt dafür einen unfassbar epischen Mittelteil auf. Gegen Ende zeigen AMESTIGON dann nochmal die Zähne und entfachen einen Sturm. Eine klanggewordene Katharsis. Oder Selbstzerfleischung? Wer weiß das schon.

AMESTIGON haben es nicht nötig, mit Poserbildern oder anderem Schnickschnack aufzufallen. Sie lassen ihre Musik und Kunst für sich sprechen und sind somit wesentlich authentischer und „echter“ als jede nietenbehangene Kleinkunstkombo, die diese Kunstform auf Bauernfestivals in den Dreck zieht.

Sie sind keine Schafe, die der Herde folgen. AMESTIGON sind die Wölfe.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Alex M. (03.06.2015)

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