Eigensinn - Post Mortem

Artikel-Bild
VÖ: 10.07.2015
Bandinfo: EIGENSINN
Genre: Dark Rock
Label: Echozone
Hören & Kaufen: Amazon | Ebay
Lineup  |  Trackliste

Nachdem es in letzter Zeit um die deutschen Dark-Rocker EIGENSINN verdächtig ruhig geworden ist, gibt das Quintett mit der EP „Post Mortem“ ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Nach dieser kleinen Auszeit ist ein neuer Drummer („Ole, das Tier“) mit an Bord und die vier Musiker aus Stuttgart und Heilbronn veröffentlichen – erstmals seit ihrem Debütalbum „Die Wahrheit“ (2009) – wieder neue Songs.

Während es sich bei den Titeln „Kinder des Zorns“, „Marathon“ und „Raus“ lediglich um Neuaufnahmen handelt, sind mit dem Titelsong „Post Mortem“, dem wütendem „S.O.A.B.“ und dem Rausschmeißer „Verdammt“ tatsächlich drei neue Nummern vertreten. So weit so gut – doch konzentrieren wir uns nun auf die Qualität des musikalischen und lyrischen Inhalts der EP.

Geheimnisvolles Geflüster eröffnet den Titelsong und Opener „Post Mortem“, passend zu der Tatsache, dass man hier bisher unerforschte, neue musikalische Pfade beschreiten möchte. Als nächstes gesellen sich rockige Gitarrenriffs dazu, welche jedoch in den Strophen von elektronischen Klängen ersetzt werden. Thematisch widmet sich Frontfrau Nemesis ganz der Sehnsucht bzw. der Suche nach Zweisamkeit und dem Thema Hingabe.

Harte Gitarren und sirenenartige Keys erzeugen eine bedrohliche Stimmung, welche sich – wie ein roter Faden - durch den Titel „Raus“ zieht. Diesen Track kennen eingefleischte EIGENSINN-Fans bereits von der EP „Endorphine“ aus dem Jahr 2013 (wie auch die zwei weteren Neuaufnahmen). Anno 2015 – in ein neues musikalisches Gewand gesteckt – kann man den Song durchaus als düsteren Stampfer bezeichnen, was ebenso für den darauffolgenden Titel „S.O.A.B.“ gilt. Wobei hier erstmals Industrial-lastige Elemente den Stil von EIGENSINN prägen. Nemesis scheint hier noch eine Rechnung mit jemandem offen zu haben, geht es doch um das Thema Rache. Unterstrichen wird diese Komponente mit wütenden Lyrics inklusive gesprochenem „Vater Unser“.

Weiter geht es mit der flotten Up-Tempo-Nummer „Marathon“, gefolgt von der enorm einprägsamen Hommage an diese Generation bzw. an alle EIGENSINN-Fans, in Form des starken Titels „Kinder des Zorns“. Meiner Meinung nach die beste Nummer der EP. Dieser Song verbirgt sehr viel Potential und ist - trotz des schnellen Tempos - enorm melodisch ausgefallen. Mit „Verdammt“ verabschiedet EIGENSINN sich zwar extrem Gitarren-lastig, aber eben auch genauso düster. Deshalb befinden sich auch überdurchschnittlich viele Spoken-Word-Passagen in den exakt vier Minuten und 44 Sekunden Spielzeit.

Produziert und arrangiert von Holy2y, zeichnet sich der Gitarrist zusammen mit Sängerin Nemesis auch für das Songwriting verantwortlich. Den letzten Feinschliff holten sich EIGENSINN bei Kai Stahlenberg in den Kohlkeller Studios, welcher bereits mit Genregrößen wie CREMATORY, HÄMATOM oder POWERWOLF erfolgreich zusammenarbeitete.

Fazit: Stellenweise (speziell in „S.O.A.B.“) versprühen die Texte, unterstrichen durch die Interpretation der femininen Sängerin, einen Hauch Frauenpower. Dafür verantwortlich zeichnet sich wohl das Vorhaben autobiografische, apokalyptische Inhalte umzusetzen – sowie den Blick in die menschlichen Abgründe zu werfen. Musikalisch ist „Post Mortem“ jedoch sehr vielfältig ausgefallen. Musikalische Flexibilität wird hier ganz groß geschrieben. Einziges Manko bei der EP ist die Tatsache, dass man sich ziemlich schnell satt gehört hat. Vor allem wenn man die Tatsache berücksichtigt, dass EIGENSINN lediglich drei ganz neue Songs geschrieben hat. Es ist für die Deutschen Zeit, endlich wieder ein ganzes Album zu veröffentlichen. Das Potential für mehr ist auf jeden Fall vorhanden.

Hier das Bonusvideo zum Song "Raus".



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Gunther Starchl (16.07.2015)

ANZEIGE
ANZEIGE