Lion Music - W.A. Mozart Reincarnated (Sampler)

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VÖ: 17.07.2015
Bandinfo: Lion Music
Genre: Neoclassic Metal
Label: Lion Music
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Das finnische Label Lion Music beschreitet nicht nur die üblichen Wege entlang Rock, Metal und Progressive Music. Sie veröffentlichen gelegentlich auch Werke, die abseits der harten Stilrichtung angesiedelt sind und doch noch kreischende Gitarren zu bieten haben.

Nachdem sie bereits vor einiger Zeit "Johann Sebastian Bach Interpretations" auf den Markt gebracht haben, ging es nun unserem Wolferl Mozart "an den Kragen". Will heißen: Diverse Musiker, die mit dem Label zusammenarbeiten haben sich dran gemacht, mehr oder weniger bekannte Stücke von MOZART mit harten und auch weniger harten Tönen ihrer Wahl wieder zu geben.

Während des Durchhörens kamen mir zwei interessante Gedanken:
1. Was würde MOZART sagen, wenn er dies hört? Würde er sich im Grabe umdrehen, oder sagen "ja, das hat was"?
2. Wäre MOZART heute auf der Welt, welche Musik würde er machen? Volksmusik à la GABALIER oder erdigen Rock oder wieder bei der Klassik sein?
Wär neugierig, ob sich die Leserschaft hierzu Gedanken macht. Und wie sie das sieht.
Aber nun retour zu der Beurteilung bzw. Beschreibung dieses Albums.

Ich bin zwar nicht der allergrößte MOZART-Fan, aber diverse Stücke kenne ich schon von ihm und ich bin mir sicher, dass auch unter der Metal-Hörerschaft genügend Leute sind, die Stücke aus der Zauberflöte, den "Türkischen Marsch" oder "Dies Irae" vom Requiem kennen.

Schauen bzw. hören wir mal, wie MOZART auf dem "Reincarnated"-Album Metal-mäßig umgesetzt wird. Grundsätzlich kann man gleich mal sagen, dass es sich um ein reines Instrumental-Album handelt. Hier wird nicht gesungen, es gibt keine Chöre und dergleichen. Alle Gesangsparts aus den Originalen werden entweder von Lead-Gitarren übernommen oder auch mal von Bass und Keyboard.

Zum Start haben wir gleich mal die bekannte Ouvertüre aus der "Zauberflöte". Ja, die ist recht nett gemacht, viele Gitarren, intensiver Bass, Schlagezeug etc. Ganz auf Metal getrimmt und "hart", dennoch auf jeden Fall wiederzuerkennen. Nummer zwei, "Ach, ich fühl's, es ist verschwunden", ist ebenfalls aus der "Zauberflöte", kurz und prägnant und eigentlich sehr wenig adaptiert. Hier bleibt im Background viel Orchester übrig. Nur der Gesangspart wird von einer Gitarre übernommen.

"Dies Irae" startet wie das Original mit einer Kirchenorgel, rasch wird jedoch auf Bass und Riffs bzw. Lead-Gitarre gesetzt. Zwischendurch hört man Klavier und das sehr prägnante Schlagzeug mit Doublebass. Das bewegt sich dann doch ein wenig vom Original weg. Ist ja auch nicht so einfach, ein Kirchenlied für den Chor umzusetzen. Wer übernimmt denn nun hier die einzelnen Parts? Die Lead-Gitarre alleine kann das nicht. Ihr zu Hilfe eilen schließlich Keyboard und Piano und ersetzten die Sänger. Die melancholische Stimmung bzw. die gesangstechnischen Höhepunkte des Liedes kommen jedoch nicht so gut hervor.

"Eine kleine Nachtmusik" - dazu muss man wohl nichts sagen. Dieses Stück kennt jeder. Und die jammernde Gitarre macht die Umsetzung sehr gut und fetzig. Das gefällt.
Das darauf folgende Piano-Konzert Nr. 23 ist ein richtiger Conter-Part. Ruhig, langsam, leise, sehr schön gespielt und mit einer Bass-Gitarre, die eine tragende Rolle spielt. Das gehört sicher zu meinen Lieblingsstücken auf diesem Album. Ob der Umstieg auf progressivere Töne ab der Halbzeit sein muss, ist Geschmackssache. Man hätte es sicher "normal" weiter spielen können und es wäre vielleicht noch besser geworden.

"Lacrimosa" - das nächste Stück aus dem Requiem und ebenfalls nicht unbekannt. Die getragene melancholische Melodie kommt auch von "heavy" Instrumenten gut rüber, die Orgelklänge im Hintergrund fügen sich stimmig ein und bilden ganz zum Schluss auch den Ausklang des Liedes.

Der "Türkische Marsch" - ein Klassiker, Umsetzung passt, der verliert nichts an seinem Biss und seinem Speed. Der ist eigentlich richtig gemacht für speedigen Metal mit rauchenden Fingern an der Solo-Gitarre. Und wie beim letzten Mal haben wir einen harten Übergang auf langsame Klaviermusik: Es folgt nämlich das "Andante" aus dem Piano-Konzert Nr. 21, das immer wieder für Adaptionen in anderen Musik-Genres herhalten muss. So auch hier. Aber das ist so ein gelungenes Stück von MOZART, da kann man gar nichts falsch machen, ganz egal wie man das spielt. Also passt es auch für Metal - obwohl, hier hört man nicht viel Metal raus, einfach nur Bass und Gitarre.

"Kleine Nachtmusik, 4. Satz" steht als nächstes am Programm. Kennt auch jeder. Sehr interessant - hier wurden gelegentlich die Streicher beibehalten, dann wieder durch Riffs ersetzt. Das ist mehr Hard Rock als Metal, mit Keyboard als Unterstützung ein sehr runder Sound, dem man sogar Bands wie DEEP PURPLE zutrauen würde. Das Ende ist richtig klassisch, genau so wie beim großen Orchester.

Es folgt das "Allegro Con Brio aus der Symphony No 25". Nicht ganz so bekannt wie die Vorgänger. Nicht so auffällig umgesetzt.
Abschließend noch eine Variation aus dem Piano-Konzert Nr. 5 in D-Moll. Ruhig und gediegen, mit Konzertgitarren bzw. hab ich den Eindruck, dass sie schon mehr nach Zither klingen als nach Gitarre. Die Streicher sind wieder mit dabei. Also in Summe sehr wenig Rock und schon gar kein Metal bei diesem Stück. Hier überwiegt der klassische Teil bzw. kann man das Stück mit dieser Gitarrenarbeit fast noch immer als 100 Prozent Klassik bezeichnen.

Fazit: Auf dem "W.A. Mozart Reincarnated (Sampler)" finden sich elf mehr oder weniger bekannte Stücke von MOZART, die für eine Rock- und Metal-Hörerschaft adaptiert wurden. Da kann sich entweder jeder etwas finden oder gar nicht. Das polarisiert. Soll man nun MOZART verändern oder nicht? Und wenn, wie stark kann bzw. soll die Verwandlung von Klassik Richtung Heavy Metal gehen? Das sind Fragen, die man nicht klären kann und für die es keine "richtige" Antwort gibt. Hierzu kann sich jeder nur seine eigene Meinung bilden - ob ihm das gefällt oder nicht.
Ich finde es auf jeden Fall eine interessante Abwechslung und teilweise sehr gelungene Herangehensweise an die Materie.
Im Endeffekt ist dieses Album aber auf jeden Fall Geschmackssache.



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Lady Cat (24.07.2015)

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