Nechochwen - Heart Of Akamon

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VÖ: 04.09.2015
Bandinfo: Nechochwen
Genre: Black Metal
Label: Bindrune Recordings
Lineup  |  Trackliste

Wer sich bislang intensiver mit amerikanischem Black Metal der Marke WITTR, PANOPTICON oder ALDA befasst hat, könnte womöglich auch mit den etwas unbeachteteren NECHOCHWEN vertraut sein. Das aus West Virginia stammende Duo bestach bisher zwar meist durch einen höheren Anteil an amerikanischem Folk und wohldosierten Vorstößen in den Black Metal, konnte atmosphärisch aber ähnlich eindringliche Akzente setzen. Mit "Heart Of Akamon" drehen Pohonasin und Nechochwen den musikalischen Spieß um, schlagen lyrisch einen blutigeren Pfad der Historie Amerikas ein und intensivieren die schwarzmetallischen Einflüsse.

Damit trauen sich NECHOCHWEN vor allem in ein Territorium, dass vielen Amerikanern ob ihres triefenden Nationalstolzes sicherlich unbekannt erscheint, denn schon vor der gewaltsamen Besiedlung weisser Kolonisten gab es - oh Wunder - eine Zeitrechnung, die der ein oder andere aber gerne verdrängt. Aus künstlerischer Sicht birgt das zweierlei Vorteile für NECHOCHWEN: Man konnte sich künstlerisch einer Weiterentwicklung hingeben und diese dann auch textlich rechtfertigen. Und das spürt man von der ersten Sekunde in "The Serpent Tradition" an. Das wird zwar zunächst mit zerbrechlichen Akustikklängen und bedachtem Handtrommeleinsatz vorgestellt, anschließend aber von garstig-aufbegehrenden Gitarren und organischem Keifgesang übernommen.

Dabei gelingt es NECHOCHWEN scheinbar problemlos, sich trotz der Parallelen zu manch einer Atmospheric-Black-Metal-Band nicht allzu weit vom eigenen Charakter zu distanzieren. Das bewirken die beiden einerseits durch den warmen, wehmütig inszenierten Klargesang, der den besagten Opener oder auch das ebenfalls sehr harsche "Lost On The Trail Of The Setting Sun" bereichert und andererseits durch folkig-akustische Zwischenspiele wie "The Impending Winter" oder das durch Vocals angereicherte "October 6, 1813", die als geschickt platzierte Reizpunkte gleichermaßen für Stimmung sowie Abwechslung sorgen.

Dadurch tritt auch die songwriterische Klasse in Erscheinung, die in NECHOCHWEN steckt und das rein instrumentale, im Kontext leicht abfallende "Skyhook" mit dem anschließenden "Kišelamakong" wieder auffängt. In diesem spielt das Duo abschließend quasi alle positiven Eigenschaften von "Heart Of Akamon" aus, bei denen das aufgebrachte Herzblut an erster Stelle zu nennen ist, das Stücke wie "Traversing the Shades of Death" und "Škimota" nahezu im Alleingang emporhebt.

Bleibt die zugegeben einfache Frage, wie "Heart Of Akamon" letztlich zu werten ist? Tatsächlich ist es häufig schwieriger, ein passendes Resümee zu finden, als im Falle von NECHOCHWENs 2015-Ableger. Das liegt ganz einfach daran, dass die beiden Künstler auf "Heart Of Akamon" ein unglaublich feinfühliges Gespür für die Mischung aus Altbekanntem und Soundneuerungen beweisen, indem sie ihren romantischen, naturnahen Wurzeln treu bleiben, dieses Mal aber auch Raum für ungeschönte, aggressive Töne finden. Auf diese Weise vollbringen NECHOCHWEN ein eindrucksvolles Werk, das zwar nicht ganz an ALDAs "Passage" herankommt, aufgrund seiner reifen Emotionalität aber trotzdem als überwiegend grandios zu werten ist.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (05.09.2015)

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