EIS - Bannstein

Artikel-Bild
VÖ: 02.10.2015
Bandinfo: EIS
Genre: Black Metal
Label: Lupus Lounge
Lineup  |  Trackliste  |  Credits

In diesem Jahr des Lichts stockte die finstere Qualitätsmaschinerie von Prophecy Productions für meinen Geschmack gehörig. HELRUNAR enttäuschten mit "Niederkunfft" zu meiner Verwunderung vollständig, NEGURA BUNGET blieben weit unter ihren Möglichkeiten und ansonsten konnten bisher nur die Rückkehrer ARCTURUS mit einem Meisterwerk von sich reden machen. Passend zum langsam einkehrenden Herbst folgt nun aber - besser spät als nie - ein Jahreshighlight aus dem Hause EÏS, die mit "Bannstein" buchstäblich Grenzen überwinden und mit so mancher Klangneuerung die düsteren Monate perfekt einleiten.

Das in einem Trailer dargestellte, symbolische Verbrennen des Wetterkreuzes vor der Ankündigung des Releases darf man dabei also durchaus auf die klangliche Ebene übertragen, wohingegen die Vision des Samplings als Einleitung auch auf dem fünften Werk des EÏS'schen Wirkens ihre Verwirklichung vorfindet. Fernab von von klirrendem Wind umgebenen, kargen Felswänden führt "Ein letztes Menetekel" in das Treiben einer expressionistischen Stadt - gemäß dem Titel mahnrufend durchsetzt. Auch wenn sich EÏS von kargen Gebirgswänden und kühler Tristesse fortbewegen, wissen sie, aus skandinavischen Riffbauten, gespenstischem Synthgemäuer und Amboßschlägen im weiteren Verlaufe ein atmosphärisch bedrückendes Gebilde zu zimmern, das zu keiner Zeit einzustürzen droht.

Aber wo befindet sich der Hörer nun? Großflächige, trüb angehauchte Keyboardarrangements machen ihm klar: "Im Noktuarium". Dort geht es bis zum Erreichen des Mittelpunkts vornehmlich gemächlich zu, bis die Stimmung allerdings kippt und zunehmend hektischer wird. "Bannstein" agiert sehr rasch sehr einnehmend und versprüht seine verdammende Aura, die dem lyrischen Entwurf Nachdruck verleiht. Dabei ist primär die Herangehensweise, wie EÏS ihr Ziel erreichen wollen, mehr als nur erwähnenswert, denn im Gegensatz zu den direkten Vorgängern verlässt sich das Quartett dieses Mal nicht auf ein festgelegtes, klangliches Konzept bzw. Thema wie bei "Galeere" auf diese nautische, abyssische Schwärze oder bei "Wetterkreuz" auf diese klirrend kalte Einsamkeit.

Stattdessen könnten die fünf Stücke ungeachtet des nordischen Black-Metal-Fundaments, auf dem, abgesehen von seinen auffälligen und ungewohnt einprägsamen Breaks, auch "Über den Bannstein" ruht, kaum unterschiedlicher sein. So begehren nach dem Prolog von "Fern von Jarichs Gärten" wehmütige Streicher und stoisch-gesprochene Textstellen auf und entlassen das Stück in teils fanfarenartigee Klänge, die sich nahtlos mit rasantem Schwarzmetall abwechseln. Aber warum funktioniert das alles, ohne den Eindruck einer losen Ansammlung von Einzelstücken zu vermitteln? Trotz oder vielleicht auch wegen dieser Vielseitigkeit merkt man EÏS eine kaum in angemessene Worte zu fassende Stärke an: Sie verleihen ihrem fünften und meiner Meinung nach  besten Album (gemeinsam mit "Galeere") eine zusammenhängende, mitreißend-beängstigende Stimmung, die sie mithilfe unterschiedlichster Stilmittel fügen und im tiefmelancholischen "Schoß der welken Blätter" zur Perfektion treiben.

Erstaunlich ist schlussendlich, wie immens "Bannstein" in den letzten knapp zwei Monaten gewachsen und gereift ist. Wie detailverliebt und hingabevoll EÏS ihrer Vorstellung von Black Metal gefolgt sind. Wie dieses Meisterwerk anders und doch vertraut klingt. Auch wenn sein Abwechslungsreichtum zunächst ungewohnt ist und es im ersten Moment der Gegenüberstellung mit seinen beiden Vorgängern "wärmer" und nicht ganz so steril erscheinen sein mag, entfaltet "Bannstein" schon frühzeitig diese bandtypische Intensität, die unbeschreiblich fesselnd auf den Hörer wirkt, ihn folglich zur Rotation verlockt und ihm nach einer gewissen Zeit seine eindrucksvolle schwarze Kunst anvertraut. Da ich mich hier wie zuletzt bei MIDNIGHT ODYSSEY verneigen muss und daher auch die Höchstnote ziehe, beende ich diese Rezension mit einem halben Selbstzitat, das den Kreis um den Jahresthron schließen wird: Mit "Bannstein" legen EÏS getreu seinem Titel ein Monument vor, das in jeder verstreichenden Sekunde Gründe offenbart, warum Musik als solche ein dermaßen hochgradig wertvolles Gut ist. 

Zu der neuen Veröffentlichung im Hause EÏS habe ich mich übrigens auch mit Bandkopf Alboin zu einem angenehmen und ausführlichen Austausch verabredet, den ihr hier zur Nachlese findet.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (25.09.2015)

WERBUNG: Innfield Festival
ANZEIGE
ANZEIGE