Сивый Яр (SIVYJ YAR) - Поминальные холсты (Burial Shrouds)
Wenn Bilder und Ton lebendig werden, sieht und hört man förmlich, wie sich Leere und Verzweiflung in die Gesichter derer schneiden, die vor langer Zeit, in der schieren Erbarmungslosigkeit eines Winters, wichtige Menschen verloren und eigenhändig begraben mussten. Es war Notstand ausgebrochen und die slawische Gottheit СИВЫЙ ЯР (SIVYJ YAR) hatte keinerlei Erbarmen für die arg gebeutelten, ohnehin schon völlig niedergeschlagenen Wanderer übrig, die tage- und nächtelang mit Körper und Geist um ihr Leben rangen, sich mit verschwindend geringen Vorräten ein Fünkchen Wille erhalten mussten.
Der tiefe Schnee begann alsbald, die Trostlosigkeit aus den schweren Schritten der immer weiter schwindenden Schar zu lesen und zeigte sich in all seiner Endlosigkeit unbarmherzig, bot keine noch so geringe Aussicht auf Hoffnung am Horizont. Zentimeter für Zentimeter schleppten sich die gebrochenen Seelen über die unermesslichen Weiten, die sich vor den schwächelnden Augen abzeichneten und die Körperwärme zügiger entrinnen liessen. Die Qual hatte ein Ende und entliess die tapferen Wanderer als Funken in die Dunkelheit - Erinnerungen und Habseligkeiten zurücklassend, die trotz des fortwährenden, unerbittlichen Winters einsam Wache standen und auch heute noch stolze Kunde von einem Völkchen verbreiten, das seinen Glauben bis zum letzten Atemzug verteidigte, ehe man der Natur erlag.
"Поминальные холсты (Burial Shrouds)" mag seine Schwächen (v.a. zähe Passagen) haben, zeigt den umtriebigen, aus Vyritsa (Russland) stammenden und Künstler aber versiert und erneut in der Lage, ein metaphorisches und glaubwürdiges Atmospheric-Black-Metal-Album zu schaffen, das seine Geschichte mit einer nahtlosen Mischung aus Post-Rock, atmosphärischem Sampling und rohem Riffwerk zum Leben erweckt, es dadurch seinem Vorgänger "Из тьмы вымерших деревень (From the Dead Villages' Darkness)" gleichmacht und somit eine dringende Empfehlung für all jene sein dürfte, denen DRUDKH beispielsweise noch nicht genug ist.
