Torture Slave - Metal Fairytale

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VÖ: 19.06.2015
Bandinfo: Torture Slave
Genre: Heavy Metal
Label: Karthago Records
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Lineup  |  Trackliste

TORTURE SLAVE - wer ist das bitte? Nie gehört... und was eine große Suchmaschine so bei Recherche unter dem Bandnamen ausspuckt ist auch nicht unbedingt hilfreich. Man geht aus der Suche mit fundiertem Wissen über diverse Foltermethoden der Zeit der Sklaverei hervor, und außerdem lernt man nebenbei auch noch eine ganze Menge über teils sehr kreative Stilblüten diverser nicht alltäglicher sexueller Neigungen. Ich wette ihr geht das jetzt googeln. Der prozentuelle Anteil an pornografischen Bildern steigt übrigens analog zu der Häufigkeit an Suchanfragen in explizit-sexuellem Kontext - viel Spaß. Alle anderen lesen jetzt einfach weiter. (Ich seh mich schon alleine hier...)

Wenn dann mal alle Gelüste befriedigt sind, können wir ja weitermachen, danke. Der Rest geht bitte woanders stöhnen, hier wird gerade Aufklärungsarbeit puncto altdeutschem Teutonenstahl betrieben. Den gibt es nämlich auf vorliegendem Scheibchen, genannt "Metal Fairytale", zu hören. Der Band selbst war leider kein langes Leben vergönnt, lediglich von '84-'87 aktiv wurden in dieser Zeit vier Demo-Versionen dargereicht, die hier nun von Karthago Records aus verstaubten Archiven zu Tage gefördert und klangtechnisch aufbereitet re-releast, oder besser gesagt erstmals veröffentlicht werden. Diese vier Demos sind das einzige Relikt einer ambitionierten, aber dennoch erfolglosen Band aus (damals noch) Westberlin, die sich in der Trendsetter-Stadt nie durchsetzen konnte. Die Entwicklung von rohem deutschen Kruppstahl der Marke ACCEPT hin zu poliertem melodischen Schwermetall in Richtung der zum damaligen Zeitpunkt schwer angesagten EUROPE wurde nicht von allen Bandmitgliedern mitgetragen, weshalb sich TORTURE SLAVE schon nach vergleichsweise kurzer Zeit wieder auflösten, und die verbliebenen Musiker machten unter dem Namen MARILYNN (übrigens vor nicht allzu langer Zeit reformiert) etwas erfolgreicher weiter.

"Metal Fairytale" besticht schließlich durch ein gerüttelt Maß an kompositorischem Geschick, das sich in Titeln wie dem räudigen "Torture Slave" oder auch dem mit Klassik-Einschub verbrämten namensgebenden Song "Metal Fairytale" zeigt. Die schleichende kommerzielle Ausrichtung zeigt sich dann vor allem in dem balladesken "Thoughts", aber auch bei dem mit schon deutlich glatter arrangiertem Gitarrensound aufwartendem "Shout" ist die Neuausrichtung die letztendlich zum Split führte schon zu hören. Interessant zu beobachten ist, dass TORTURE SLAVE schon damals auf das noch nicht so verbreitete aber inzwischen zum Standard gewordene Aufpeppen von Songs durch spielerische Elemente setzten - seien das nun Intros im Horror-Style, Kirchenglocken, oder auch einmal pornografisch anmutendes Stöhnen ("Bad Girls", you name it!). Ein Manko der Scheibe ist allerdings, dass die Demos nicht chronologisch geordnet, sondern die einzelnen Titel wild durcheinander gewürfelt sind - und auch in dem schön aufgemachten, ausführlichen Booklet mit Bandbiografie, vielen Fotos und allen Lyrics fehlt die Zuordnung zu den einzelnen Demos (laut Nachforschung allesamt unbetitelt, und nur durch Releasedatum und Jahr unterscheidbar) leider.

So schickt "Metal Fairytale" den Hörer auf eine Reise durch verschiedenste Mixtypen, die allesamt der Aufnahmezeit geschuldet recht höhenlastig sind. Zwar wurden die Demos allesamt remastert, aber an manchen Stellen knirscht es dann doch ein wenig aus den Boxen. Dennoch können die Songs locker mit so einigem mithalten was zum damaligen Zeitpunkt in teilweise schlechterer Qualität auf Vinyl an die Öffentlichkeit geriet. Als solches ist "Metal Fairytale" von TORTURE SLAVE einfach ein liebevoll aus der Versenkung geholtes Zeitdokument einer Band die es leider nie aus dem Untergrund heraus geschafft hat. Vor allem Anhänger des klassischen teutonischen Schwermetalls, sowie Soundpuristen die es authentisch lieben sollten sich TORTURE SLAVE unbedingt einmal reinziehen. "Was wäre wenn" ist müßig - dennoch legt "Metal Fairytale" Zeugnis ab von einer Band die es mit den Großen hätte aufnehmen können.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Anthalerero (08.10.2015)

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