Dark Moor - Project X
DARK MOOR gibt es schon seit 1993, das Debütalbum "Shadowland" erschien im Jahre 1999. Eine ziemlich lange Zeit, geprägt von unzähligen Line-Up Wechseln und Stil-Änderungen, sodass es verwundert, dass mit "Project X" im Jahre 2015 das nunmehr zehnte Full-Length Album der Spanier erscheint. Respekt also an Mainman Enrico García, dass er so lange an seinem Projekt festhält. Dennoch scheint er noch immer nicht am Ziel angekommen zu sein, denn auch "Project X" geht für die Band wieder neue Wege, bei welchen (Power) Metal allerdings nicht mehr als eine Randnotiz ist.
Titel, Konzept und Cover deuten schon an, dass es ein wenig futuristischer zugeht als auf den letzten Werken, welche vornehmlich Fantasy oder Barock Thematiken bedienen. Auch progressiver will man sein. Wer nun aber denkt, DARK MOOR betreten Pfade, welche zuletzt VISION DIVINE mit ihrem großartigen Future Prog Power Werk "Destination Set To Nowhere" einschlugen, der täuscht. Der futuristische Ansatz findet zwar in Ansätzen den Weg in das musikalische Grundgerüst (vornehmlich durch Keyboardeffekte und Teremin), wird aber weniger genutzt als es zu erwarten ist. Vielmehr wurde aus "Project X" ein Rock Musical mit massiven MEAT LOAF bzw. JIM STEINMAN sowie QUEEN Einflüssen. Was ausdrücklich nicht schlecht ist, wenn man sich darauf einlässt. So begeistert vor allem der abschließende Longtrack "There's Something In The Skies", welcher sich von Aufbau und Struktur ganz klar an einem Stück namens "Bohemian Rhapsody" orientiert. Als bloße Kopie darf man den Song nicht abtun, eher als Homage, weil er den Operettencharakter viel mehr in den Vordergund stellt als es Mercury und May vor langer Zeit getan haben. Das gelingt zwar nicht ganz so gut wie bei Tobias Sammet (AVANTASIA) und dem im Grundgedanken sehr ähnlichen "The Great Mystery", ist aber dennoch ein klares Highlight.Fazit: Power / Heavy Metal ist nicht mehr als ein Einfluss von vielen im musikalischen Gerüst von DARK MOOR im Jahre 2015. Vielmehr ist "Project X" als Rockmusical (mit Betonung auf Musical) zu verstehen, welches einige durchaus erinnerungswürdige Momente besitzt. Der eh schon hohe Kitschfaktor der Band erreicht indes Dimensionen, welche das Gros der bisherigen Hörerschaft definitiv auflaufen lässt. Als interessante Genrescheibe funktioniert das Album dennoch ordentlich.