Pig Destroyer - Prowler In The Yard (Re-Release)

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VÖ: 04.09.2015
Bandinfo: Pig Destroyer
Genre: Grind Core
Label: Relapse Records
Lineup  |  Trackliste

NAPALM DEATH, REPULSION, TERRORIZER – wenn es um die größten Grindcore-Legenden geht, dann greift man in der Musikhistorie gerne etwas weiter zurück und bleibt Ende der 80er-Jahre hängen. Letztere Band animierte gar ein heute weltweit respektiertes Hartwurst-Magazin zu seinem Namen, dieses wiederum wählte vorliegend zu besprechende Platte als drittbesten Grindcore-Release aller Zeiten. Moment Mal? „Prowler In The Yard“ von PIG DESTROYER? Ein Album, das nicht mit den seligen Szene-Urzeitkrebsten in die Welt gekotzt wurde, sondern 2001 für Verstörung bei Eltern pubertierender Pickelgesichter mit überlangen Kapuzenpullis und Skateschuhen sorgte? Ja, richtig gehört und völlig richtig bewertet.

Es ist ohnehin unwahrscheinlich, dass von den interessierten Leser hier jemand noch nichts von diesem Jahrhundertwerk mitbekommen hat, aber mit „Prowler In The Yard“ perfektionierten die „Triple H“, Sänger J.R. Hayes, Gitarrist Scott Hull und Drummer Brian Harvey, tatsächlich ein dahinsiechendes Genre, das bis dorthin wenig an Feuer und Innovationsreichtum übrig hatte. Doch was haben drei wütende Brachialfans aus dem hinterwäldlerischen Alexandria in Virginia anders gemacht als alle anderen? Es lag an der Herangehensweise. Während sich die Konkurrenz in den USA und Übersee schon seit Jahren darauf konzentrierte, möglichst brutal, extrem oder schockierend durchs Unterholz zu bolzen, haben es Hayes und Hull kongenial verstanden, ein Grindcore-Konzeptalbum rund um die Hauptprotagonistin Jennifer zu schreiben“, die in den 22 Tracks in einen Sog aus kranker Liebe, bedrohlicher Obsession und mörderischer Abgründigkeit gezogen wird und lyrisch ganz der kranken, aber wohlüberlegten Welt von Hayes ausgeliefert ist. Musikalisch spielt Hull dabei ein Netz aus Riffs für die Ewigkeit, die eben nicht nur schnell und dissonant nach vorne holzen, sondern auch keine Angst vor Hardcore-, Death Metal- und, ja, sogar aufs Extreme ausgezogene Rock-Anleihen haben.

Wann habt ihr sonst derart perfektionistische Nummern wie das viehische „Cheerleader Corpses“, die alles zermalmende Schlachtplatte „Piss Angel“ oder die Gore-bepackte Moshcore-Berserker-Barbarei „Trojan Whore“ gehört? Wo andere Bands sich unfreiwillig in Redundanz und faden Songstrukturen verirren, knallen PIG DESTROYER scheinbar mühelos ein Jahrhundertgeknarze nach dem anderen aufs Parkett und zermalmen dabei sämtliche Knochen die im Weg stehen zu Brösel. Obwohl PIG DESTROYER vor allem auf „Terrifyer“ und dem letzten Studioalbum „Book Burner“ (2012) eindrucksvoll bewiesen, dass sie in einer eigenen Liga spielen, ist „Prowler In The Yard“ noch einmal besonders herausstechend, denn hier läuft das Trio fehlerlos und in Bestzeit über die Ziellinie.

Womit wir auch zum eigentlich Grund des Reviews kommen, denn 14 Jahre nach dem grandiosen Auswurf sind Relapse Records so nett, dieses Monumentalwerk einer Frischzellenkur unterzogen zu haben. Da man damals auf Acht-Spur-Gerät im Keller von Drummer Harvey aufnahm, brieten vor allem die Gitarren dünn wie Hühnersuppe, aber mit der akustischen Reanimierung hat dieses bestialische Gebolze nun endlich auch einen würdigen Rahmen spendiert bekommen. Zudem gibt es noch einen bislang unveröffentlichten Bonus-Track zu bebangen und die auf 2.000 Exemplare limitierte…äh… Limited Edition hat als zweite CD das Original-Album zum Direktvergleich beigelegt und setzt auf Liner-Notes und erwartete Bebilderung bzw. Artwork-Verstärkung. In Grind we trust – besser wurde es seither nimmer!



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (29.12.2015)

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