REDEMPTION - The Art Of Loss

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VÖ: 26.02.2016
Bandinfo: REDEMPTION
Genre: Progressive Metal
Label: Metal Blade Records
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Lineup  |  Trackliste

Die Geschichte des Prog Metal ist eine Geschichte der… aber ich glaube, das hatten wir schon einmal. Progressiv ist in dem Bereich schon lange nichts mehr, es böte sich der Terminus technischer Metal an. Aber man kann es dann auch übertreiben. Prog Metal it is.

Nach der völligen, wenig „erstaunlichen“ Bankrotterklärung der Gründer des Genres bleiben REDEMPTION alten Tugenden treu. Lange Songs mit langen Soli, guten Refrains und atemberaubender Musikalität. Das klingt, vor allem bei den ersten beiden Songs tatsächlich wie DREAM THEATER zu „Images And Words“ Zeiten, auch die eine oder andere Bridge gemahnt an die ehemaligen Götter, aber REDEMPTION entblöden sich nicht, ein Andrew Lloyd-Webber Musical auf den Markt zu werfen und es ein noch nie dagewesenes Meisterwerk zu nennen. In einer Zeit, in der die „alten“ Bands nur mehr Alben auf den Markt bugsieren, um den Kontostand nach oben zu revidieren (IRON MAIDEN mit dem schwächsten Album der Bandgeschichte, ANTHRAX mit – keine Ahnung was das sein soll, SLAYER spielen dann halt wieder mal die Rick Rubin-Years, NIGHTWISH mit Fahrstuhlmusik und nicht zu guter Letzt METALLICA mit wieder einmal keinem Album) machen die Kalifornier ein wenig bahnbrechendes, aber auf jeden Fall gutes Album.

Prog Metal, wie er Anfang der Neunziger die Masse der Musikschaffenden in den Wahnsinn trieb. Und es klingt erstaunlicherweise auch jetzt noch frisch. Klar, mit Ray Alder am Gesang ist das sicher leichter, als wenn man einen James LaBrie durch den Song schleppen muss, aber wenn man dann so listig ist und sich auch noch den unterbewertetsten Sänger der gesamten Metal-Geschichte, John Bush, für das THE WHO Cover „Love Reign O'er Me“ holt und aus dem an sich schon sensationellen Song einen noch besseren macht, dann steht man schon mal ganz gut da.

Aus einer Not wurde eine Tugend gemacht. Gitarrist Bernies Versailles ringt mit einem Aneurismas und wurde durch einen Querschnitt der Metalelite ersetzt. Die Ex-´DETHer Marty Friedman und Chris Broderick, Chris Poland sowie Simone Mularoni solieren, als ginge es um ihr Leben. Und eben diese Soli sind einer der Punkte, die das Album zum Funktionieren bringen (neben den Songs an sich und den Sängern), Marty Friedman bringt die „Rust In Piece“-Scheibe in Erinnerung, Chris Broderick das was danach kommt und Chris Poland das davor. Wahnwitzige Soli, die vielleicht technisch auch anderswo zu hören sind, aber es sind eben die Charakteristika der einzelnen Protagonisten, die selbige zum Rocken bringen.

Die Songs an sich reichen eben von DREAM THEATER über Ray Alders ENGINE, über DEVIN TOWNSEND bis hin zu, ja REDEMPTION eben.

Natürlich wird das Rad erneut nicht neu erfunden und man kann bisweilen die Richtungen, die die Songs nehmen werden, schon aus einiger Distanz erkennen. Warum auch immer und auf jedem Prog Album ein Song in Sitcom-Länge sein muss wird auch diesmal niemand beantworten können.

Das Album hat alles, was in den 90ern gut und schön am Prog Metal war, aber halt auch nicht viel Neues.

Im direkten Vergleich zum DT-Musical rulen REDEMPTION natürlich supreme, aber, tja, der Prog Metal ist eben schon so weit von Prog entfernt, man möchte ihn gar Retro-Prog nennen.

Gutes Album mit den besten Musikern, die es derzeit auf einer Scheibe gibt.

Das beste Album eigentlich, das man schon seit 25 Jahren kennt.

 



Bewertung: 3.5 / 5.0
Autor: Christian Wiederwald (07.03.2016)

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