Supersonic Blues Machine - West Of Flushing, South Of Frisco

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VÖ: 26.02.2016
Bandinfo: SUPERSONIC BLUES MACHINE
Genre: Blues Rock
Label: Mascot Label Group - Provogue Records
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Lineup  |  Trackliste

Seit langem hat bei mir kein Album mehr das geschafft, was SUPERSONIC BLUES MACHINE mit „West Of Flushing, South Of Frisco“ schaffen: ein regelmäßiges, fast tägliches Abspielen dieses Werkes, wenn der Bedarf nach sauguter Musik besteht, und zwar von der ersten bis zur letzten Nummer.

Der Erstling der Amis liefert unvergesslichen Blues-Rock in Reinkultur. In meinen Augen haben sie diese lange Liste an Blues-Berühmtheiten gar nicht nötig, die zusätzlich Hörer anlocken wird, weil sie sind selbst Weltklasse. Trotzdem ist es nett, ein erstklassiges Album zu haben, auf dem auch noch Größen wie Billy F. Gibbons, Walter Trout oder Robben Ford mitspielen.

Wer ist nun SUPERSONIC BLUES MACHINE? Eine kurze Entstehungsgeschichte der Band:
Als der texanische Sänger, Songwriter und Bluesrock-Gitarrist Lance Lopez auf Produzent Fabrizio Grossi traf, stellten die beiden rasch fest, dass sie auf einer Wellenlänge waren. Eine weitere Gemeinsamkeit der beiden ist, dass sie zahlreiche Freunde im Musikgeschäft haben. Dies wollten sie ausnutzen, um ihr Werk so entstehen zu lassen wie früher THE WHO oder die ROLLING STONES: nämlich Freunde mit an Bord holen und mal sehen, was sich so entwickelt. Mit von der Partie war zunächst der bekannte Schlagzeuger Kenny Arnoff, dann kam Koproduzent Serge Simic dazu, der auch einen maßgeblichen Anteil am Songwriting hat. Das Ganze sprach sich mit der Zeit herum und wuchs Stück für Stück. Endergebnis: mit Billy Gibbons, Walter Trout, Warren Haynes, Robben Ford, Eric Gales und Chris Duarte auf „West of Flushing, South of Frisco” eine repräsentative Auswahl all jener zu hören, die im zeitgenössischen Bluesrock Rang und Namen haben.

Jeder Song hat sein besonderes Flair, und ich kann nicht anders, als hier eine entsprechend lange Analyse zu liefern:

  • “Miracle Man”: Lagerfeuer-Romantik mit akustischen Akkorden und Reibeisenstimme. Herrliche Abrundung des Sounds durch Mundharmonika und einen flotten Refrain. Nachher muss man zwar die E-Gitarren, Keyboard und ein Schlagzeug zum Lagerfeuer zerren, aber die Band ist das Wert. 
  • „I Ain’t Falling Again”: Clap-Stomp-Rhythmus, wo man am liebsten sofort mitmachen möchte und tolle Chorus-Parts inkl. lässigem “Whoohooooo”
  • “Running Whiskey”: gesungen von ZZ-TOP Reibeisenstimme Billy F. Gibbons. Diese Nummer fährt ab dem ersten Takt ab, dass man glaubt, nicht richtig zu hören. Und natürlich verpasst ihm Billys Stimme auch noch den typischen Südstaaten-Whisky-Touch, für den ZZ-TOP so bekannt sind. Unterm Strich könnte das sogar ein ZZ-TOP Song sein, so frappierend sind die Ähnlichkeiten im Stil dieser Nummer.
  • “Remedy”: recht klassischer, gemütlicher Blues, der sich in die Gehörgänge schmiegt. Die bluesig jammernde Gitarre umwerfend, egal ob bei Rhythmus oder Solo. Als weiterer Sänger kommt Warren Haynes von GOV’T MULE ins Spiel.
  • “Bone Bucket Blues”: Fingerschnippen und fetziger Rock, gepaart mit geilem Songwriting und erneut hammermäßigen Blues-Soli.
  • “Let It Be”: uuuhhhh, das jammert, das bluest, das zieht runter und ist mit diesem Bass und dem im Hintergrund dahin schwebenden Keyboard eine volle Ladung Emotion mit Schwerpunkt Melancholie in Reinkultur. Zusätzlich setzen etwas härtere bluesige Riffs einen Kontrapunkt, der äußerst stimmig ist.
  • “That’s My Way”: wieder einer der für Blues typischen Clap-Stomp-Songs mit geiler Gitarre. Kein Wunder, es setzt sich doch Chris Duarte mit funkensprühenden Stratocaster-Licks in Szene. Diesmal mit funkig-grooviger Note, was vor allem am Bass liegt. Der Refrain kommt lasziv-erotisch und man verlangt nach mehr.
  • “Ain’t No Love”: SUPERSONIC BLUES MACHINE sind die nächsten, die sich an diesen Klassiker wagen und ihn neu interpretiert. Net schlecht, echt net. Zuerst die Solo-Gitarre, dann das Keyboard und schließlich der starke Bass, sowie das total easy gespielte Schlagzeug. Mir persönlich gefällt seine Stimme bei diesem Song sehr gut, er lässt ihn anders klingen, aber doch unverkennbar „Ain’t No Love“. Sicher werden viele von uns andere Interpreten favorisieren, aber die Variante, die die Bluesmaschine abliefert, wird ebenfalls ihre Freunde finden.
  • “Nightmares And Dreams”: fetter Bass und satte Riffs, die in eine düstere, ruhige  Tonlage übergehen, bestimmen diesen Song. Höhen und Tiefen werden über die Vocals herausgearbeitet, vor allem, wenn es um die Albträume geht, die hier besungen werden. Als weiteres Goodie ist hier der Gast-Gitarristen Eric Gales zu hören.
  • “Can’t Take It No More” erinnert mich ein wenig an WHITESNAKE in den Anfangsjahren bzw. die Zeit, als sie noch viel Blues-Rock spielten. Wenn man länger in den Song hört und ein bisschen im Blues zuhause ist, dann weiß man schnell, wer hier noch die Hand im Spiel hatte und diesen unvergesslichen Sound kreierte: WALTER TROUT, unverkennbar seine Stimme und seine Gitarre. Das Duett der beiden nimmt einen mit auf eine gefühlvolle Reise ins Herz des Blues und lässt einen fast mit feuchten Augen zurück.
  • “Whiskey Time” klingt in der ersten Minute wie ein reines Instrumentalstück und bleibt bis auf gelegentliche Zwischenrufe und eine Art Gestöhne auch ein solches (tja, ich könnte jetzt vielleicht noch anführen, welche Ideen mir bei dieser Kombination von Lauten und Liedtitel einfallen, aber besser, ich lass das bleiben).
  • „Let’s Call It A Day“: der von Blues- und Fusiongitarrist Robben Ford und sanften, ruhigen Klavierklängen melodisch veredelte Schmusesong lässt das Album beinahe schon ausklingen. Wir genießen noch einmal gefühlsbetonte Lyrics mit einem stimmlichen Auf und Ab, die einen so richtig dahinschmelzen lassen, bevor die allerletzte Nummer eingeläutet wird.
  • “Watchagonnado” ist zum Abschluß noch einmal ein typisches Blues-Rock-Stück in dem Stil, den die drei Herren so wunderbar beherrschen, und beendet das Album mit Chorus und Mitklatsch-Takten, die man nicht aus dem Ohr bekommt.

Meine persönliche Empfehlung für dieses Album bzw. das sage ich sonst echt selten: zugreifen, zuschlagen, besorgen - sofort! Wer Blues-Rock mag, kann an diesem Album nicht vorbei. „West Of Flushing, South Of Frisco” ist ein Muss in der CD-Sammlung. Garantiert eines der Highlights 2016, und hoffentlich keine Eintagsfliege! Von diesen Jungs möchte ich auf jeden Fall in der Zukunft noch mehr hören.



Bewertung: 5.0 / 5.0
Autor: Lady Cat (29.02.2016)

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