Cantique Lépreux - Cendres Célestes

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VÖ: 18.03.2016
Bandinfo: CANTIQUE LÉPREUX
Genre: Black Metal
Label: Eisenwald
Lineup  |  Trackliste

"Cendres Célestes" – die "himmlischen Aschen" des kanadischen Trios CANTIQUE LÉPREUX rieseln in der "Introduction" einlullend auf uns herab. Das Ambiente passt, das Intro stimmt den Hörer schon mal auf eine Wanderung durch Kälte und schwarzmetallisch-klischeehafte Landschaften ein.

Solider, melodischer Black Metal, nicht mehr, aber auch nicht weniger beschreibt diese Landschaft am Besten. Zumindest die ersten vier Minuten des Marsches. Denn dann kommt zur okkult-kalten Waldstimmung plötzlich eine seltsame, beinah fröhliche Melodie, die einfach nicht passen will. Vielleicht heißt der Opener deshalb "Le froid lépreux" (die aussätzige Kälte)? Mir läuft es jedenfalls eiskalt den Buckel runter, weiter zu "L'Adieu". Ich spiele schon mit dem Gedanken, CANTIQUE LÉPREUX, dem leprakranken Trio aus Quebec, Adieu zu sagen, doch der musikalische Untergrund wird wieder etwas solider und vermag zu gefallen. Weiter geht’s! Sogar wenn ich den eingeschlagenen Pfad jetzt doch noch verlassen wollte, "La meute" (die Meute) hindert mich zähnefletschend daran und zwingt mich tiefer in den Wald. Geiler Lead und sicher der beste Song auf dem Album.

Die Temperatur fällt und die Qualen des frostigen Limbus ("Tourments des limbes glaciales") liegen nun vor mir. Just verspüre ich ein seltsam anmutendes Déjà-vu, die Kälte läuft den Buckel wieder hinauf! Auf ein erhabenes Akustikintro folgen tatsächlich die angekündigten Qualen, ausgelöst durch eine kinderliedartige Melodie, wie sie nur halberfrorene, kanadische Holzfäller vor sich hin pfeifen können. Brrrr, sowas Dämliches auch, denn der Limbus erweist sich eigentlich als angenehme Höhle mit guter Akustik. Wenn nur diese Drecks-Holzfäller nicht wären. Das Thermometer fällt auf -30 Grad und bekommt erste Risse, aber ich zwinge mich weiter zu gehen, bevor ich vor Kälte erstarre ("Transis"). Ohne weitere böse Überraschungen gelingt es mir, die Starre abzuwenden. Doch hinter dem nächsten Berg treffe ich plötzlich auf den sagenumwobenen Knochenfresser ("Le mangeur d'os"). Diese Kreatur bringt mich mit ihrer tiefen, meditativen Stimme beinahe in Trance, ich kann nur noch beten, dass sie meine Knochen verschmäht…

Wanderbericht:

"Cendres Célestes" spiegelt die Diversität Quebecs wider. Es ist kalt im Nordosten Kanadas und aussätzige Bestien findet man nicht nur in winterlichen Wäldern, sondern auch auf diversen Konzertbühnen. Die Sommer sind zwar angenehm warm, aber leider nur kurz. CANTIQUE LÉPREUX – zu Deutsch so viel wie "aussätziger Lobgesang" – erklingt aus jedem Hain und ich frage mich, wem in den Lobgesängen gehuldigt wird? Wald und Wiesengöttern? Längst ausgestorbenen, mächtigen Kreaturen? Oder vielleicht Vorbildern wie ALTAR OF PLAGUES oder DRUDKH?

"Cendres Célestes" ist guter Durchschnitt, doch es fehlt das Salz in der Suppe.

 



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Captain Critical (13.03.2016)

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